Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band.Städtische Fragen ans Wien. Die neuen Bauten und das alte System. -- Schlachthäuser. -- Das Budget der Stadt. -- Korn¬ speicher und Markthallen. -- Festungsgräbcii und Glacis. -- Die neue Hauptmauth. -- Das Ban- kerottgesetz, -- Projecte zur N-gullrung der Donau. -- Die Donauschiffc. -- Omnibus. -- Die Commune und ihre Aufgabe. Unter den materiellen Vortheilen, deren sich unsere Residenz jetzt zu Unstreitig haben die im Zuge begriffenen oder erst projectirten Neu- Städtische Fragen ans Wien. Die neuen Bauten und das alte System. — Schlachthäuser. — Das Budget der Stadt. — Korn¬ speicher und Markthallen. — Festungsgräbcii und Glacis. — Die neue Hauptmauth. — Das Ban- kerottgesetz, — Projecte zur N-gullrung der Donau. — Die Donauschiffc. — Omnibus. — Die Commune und ihre Aufgabe. Unter den materiellen Vortheilen, deren sich unsere Residenz jetzt zu Unstreitig haben die im Zuge begriffenen oder erst projectirten Neu- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0478" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/272377"/> </div> <div n="1"> <head> Städtische Fragen ans Wien.</head><lb/> <note type="argument"> Die neuen Bauten und das alte System. — Schlachthäuser. — Das Budget der Stadt. — Korn¬<lb/> speicher und Markthallen. — Festungsgräbcii und Glacis. — Die neue Hauptmauth. — Das Ban-<lb/> kerottgesetz, — Projecte zur N-gullrung der Donau. — Die Donauschiffc. — Omnibus. —<lb/> Die Commune und ihre Aufgabe.</note><lb/> <p xml:id="ID_1559"> Unter den materiellen Vortheilen, deren sich unsere Residenz jetzt zu<lb/> erfreuen hat, gibt es mehrere, die unstreitig ihr Entstehen dem thätigen<lb/> Geiste unseres Bürgermeisters zu danken haben. Viele Straßen werden<lb/> verbreitert nud regulirt, überall sieht man neue Communicationen, und so<lb/> der Circulation von 400,000 Menschen neue Hilfswege eröffnet. Der all¬<lb/> gemeine Geschmack in. den Neubauten wird lobenswerther, graziöser und die<lb/> finstere Monotonie, die Langeweile der armseligen Gleichförmigkeit, wodurch sich<lb/> die meisten Gebäude Wiens bemerkbar, oder richtiger unbemerkbar machen,<lb/> weicht vor dem heiterer gestimmten Genius einer Zeit zurück, die der Kunst<lb/> wie der Wissenschaft die wichtige Lehre gibt, daß man zur Weisheit keinen<lb/> Zopf, so wie zur Tüchtigkeit weder ein saures Gesicht, noch irgend ein<lb/> Amtskleid brauche. Diese Stimmung, hoffen wir, wird endlich dem bureau-<lb/> kratischen Misanthropismus die Thüre weisen, dafür aber die Spontanaität<lb/> der Regungen im Individuum, ihre ungehinderte, freigesetzliche Aeußerung<lb/> hereinlassen und den schwer kreisenden Staatshämorrhoidarius in die Reihe der<lb/> Mißgeburten stellen. Wenn es bei uus nichts Lächerlicheres geben wird, als<lb/> einen Beamteten, der blos Bureankrat ist, dann wird Oesterreich ausath¬<lb/> men können, sich glücklich fühlen, auch ohne Constitution, und nicht ex<lb/> oMcitt. „Die nächsten zehn Jahre" — so hörten wir unlängst einen bei allen<lb/> Patrioten gefeierten Mann sich äußern — „müssen entscheiden, ob Oesterreich<lb/> zur staatlichen Existenz im Geiste der Neuzeit berechtiget ist." Ein großes<lb/> Wort! Mögen es die vielen Bureaukraten beherzigen, die nichts als Be¬<lb/> amtete sind, Hans und Hof, Titel und Würden aber auf ihre Kinder ver¬<lb/> erben wollen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1560" next="#ID_1561"> Unstreitig haben die im Zuge begriffenen oder erst projectirten Neu-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0478]
Städtische Fragen ans Wien.
Die neuen Bauten und das alte System. — Schlachthäuser. — Das Budget der Stadt. — Korn¬
speicher und Markthallen. — Festungsgräbcii und Glacis. — Die neue Hauptmauth. — Das Ban-
kerottgesetz, — Projecte zur N-gullrung der Donau. — Die Donauschiffc. — Omnibus. —
Die Commune und ihre Aufgabe.
Unter den materiellen Vortheilen, deren sich unsere Residenz jetzt zu
erfreuen hat, gibt es mehrere, die unstreitig ihr Entstehen dem thätigen
Geiste unseres Bürgermeisters zu danken haben. Viele Straßen werden
verbreitert nud regulirt, überall sieht man neue Communicationen, und so
der Circulation von 400,000 Menschen neue Hilfswege eröffnet. Der all¬
gemeine Geschmack in. den Neubauten wird lobenswerther, graziöser und die
finstere Monotonie, die Langeweile der armseligen Gleichförmigkeit, wodurch sich
die meisten Gebäude Wiens bemerkbar, oder richtiger unbemerkbar machen,
weicht vor dem heiterer gestimmten Genius einer Zeit zurück, die der Kunst
wie der Wissenschaft die wichtige Lehre gibt, daß man zur Weisheit keinen
Zopf, so wie zur Tüchtigkeit weder ein saures Gesicht, noch irgend ein
Amtskleid brauche. Diese Stimmung, hoffen wir, wird endlich dem bureau-
kratischen Misanthropismus die Thüre weisen, dafür aber die Spontanaität
der Regungen im Individuum, ihre ungehinderte, freigesetzliche Aeußerung
hereinlassen und den schwer kreisenden Staatshämorrhoidarius in die Reihe der
Mißgeburten stellen. Wenn es bei uus nichts Lächerlicheres geben wird, als
einen Beamteten, der blos Bureankrat ist, dann wird Oesterreich ausath¬
men können, sich glücklich fühlen, auch ohne Constitution, und nicht ex
oMcitt. „Die nächsten zehn Jahre" — so hörten wir unlängst einen bei allen
Patrioten gefeierten Mann sich äußern — „müssen entscheiden, ob Oesterreich
zur staatlichen Existenz im Geiste der Neuzeit berechtiget ist." Ein großes
Wort! Mögen es die vielen Bureaukraten beherzigen, die nichts als Be¬
amtete sind, Hans und Hof, Titel und Würden aber auf ihre Kinder ver¬
erben wollen.
Unstreitig haben die im Zuge begriffenen oder erst projectirten Neu-
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