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Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. III. Band.

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überhaupt ansässige Personen vor; nur Personen, die nicht selbstständig sind,
wozu sämmtliche dienende Personen gehören, bedürfen zur Reise einen Paß oder
ein Führungsattest. , Welche Herrschaft würde ohne Legitimation -- wäre sie nicht
außerdem gesetzlich dazu verbunden -- jemanden in Dienst nehmen?
''

Um ins Ausland, oder wie Herr König sagt, ins einige Deutschland zu
reisen, wären außerdem eine Masse Papiere nöthig, die nur dem armen Manne
Geld und Zeitaufwand kosten. -- Der Handwerksbursche reist mit seinem Wander-
bnche nur allein versehen durch sämmtliche Bundesstaaten, ja nach jedem Lande
Europa's, sobald er nur die Länder bei Ausfertigung des Wandcrbuchs angibt.
Nichtselbstständigcn Personen, welche sich nach einem der Bundesstaaten begeben,
um dort zu dienen oder momentan aufzuhalten, zu verheirathen u. f. w., bedür¬
fen je nach ihrem Zwecke eines Führungs-, Heimaths- oder GcbnrtSattcstes, über
deren Anwendung die Bundesstaaten übereingekommen find, und die nicht um die
Staatseinnahmen zu bereichern, sondern am meisten zum Schutze des Besitzers
eingeführt sind.

Ferner sagt Herr König: Das Institut der Pässe trägt zur öffentlichen
Sicherheit nichts bei, da täglich Spitzbuben mit wohlversehenen Pässen und Älte¬
sten eingefangen würden und Vagabonden mit wvhlvisirtcn Wanderbüchern als
Handwerksburschen reisen. Ans diesem Zugeständniß geht hervor, daß, würde das
Institut der Pässe ganz aufgehoben, die Ueberwachung der vorgedachten Indivi¬
duen wenn nicht ganz vereitelt, doch in vielen Fällen ganz unmöglich wäre, und
der rechtliche Reisende hänfig genug Zeitverlust haben würde, den Niemand er¬
setzen kann, was jedoch andererseits, ist der Reisende mit richtigen Dokumenten
versehen, kaum möglich ist.

Möge Herr König diese kleine Berichtigung seines Aussatzes prüfen und
parteilose Reisende und Handwerksburschen befragen, ob nicht im Allgemeinen den
Polizeibeamten Preußens das Lob der Artigkeit, der schnellen Abfertigung vor
allen gleichen Beamten anderer Länder ertheilt wird; vom Staate nicht festge¬
setzte Gebühren, oder gar Erpressungen von Reisenden erhoben zu haben, kann
Ni ^..^ emand einem preußischen Polizeibeamten bezichtigen.


III.
1.

Censurgeschichten. -- Hammer'S Biographie des Cardinal Khlcscl. -- Die Geheimnisse
des Fcderlhofs. -- Monumente. -- Carl und sein Theater. -- Heinrich Moritz. -->
Abentheuer des Herrn Löwe. -- Verschwendung am Burgtheater. -- Veränderungen bei
der medicinischen Facultät. -- Maria Louise. -- Die Bildhauer Hähnel uiid
Schalter.

"Ist der Morgen nicht nah?" Dies ist die Devise, welche auf der Medaille,
die zu Ehren Hammer-Purgstall's geprägt wurde, zu lesen ist. Der Censor -- denn
auch Medaillen werden bei uns censirt -- hegte den scharfsinnigen Zweifel, ob
in dem "ist der Morgen nicht nah?" nicht etwa eine Satyre aus Oesterreich zu


GrimMen. IIl. 1847.

überhaupt ansässige Personen vor; nur Personen, die nicht selbstständig sind,
wozu sämmtliche dienende Personen gehören, bedürfen zur Reise einen Paß oder
ein Führungsattest. , Welche Herrschaft würde ohne Legitimation — wäre sie nicht
außerdem gesetzlich dazu verbunden — jemanden in Dienst nehmen?
''

Um ins Ausland, oder wie Herr König sagt, ins einige Deutschland zu
reisen, wären außerdem eine Masse Papiere nöthig, die nur dem armen Manne
Geld und Zeitaufwand kosten. — Der Handwerksbursche reist mit seinem Wander-
bnche nur allein versehen durch sämmtliche Bundesstaaten, ja nach jedem Lande
Europa's, sobald er nur die Länder bei Ausfertigung des Wandcrbuchs angibt.
Nichtselbstständigcn Personen, welche sich nach einem der Bundesstaaten begeben,
um dort zu dienen oder momentan aufzuhalten, zu verheirathen u. f. w., bedür¬
fen je nach ihrem Zwecke eines Führungs-, Heimaths- oder GcbnrtSattcstes, über
deren Anwendung die Bundesstaaten übereingekommen find, und die nicht um die
Staatseinnahmen zu bereichern, sondern am meisten zum Schutze des Besitzers
eingeführt sind.

Ferner sagt Herr König: Das Institut der Pässe trägt zur öffentlichen
Sicherheit nichts bei, da täglich Spitzbuben mit wohlversehenen Pässen und Älte¬
sten eingefangen würden und Vagabonden mit wvhlvisirtcn Wanderbüchern als
Handwerksburschen reisen. Ans diesem Zugeständniß geht hervor, daß, würde das
Institut der Pässe ganz aufgehoben, die Ueberwachung der vorgedachten Indivi¬
duen wenn nicht ganz vereitelt, doch in vielen Fällen ganz unmöglich wäre, und
der rechtliche Reisende hänfig genug Zeitverlust haben würde, den Niemand er¬
setzen kann, was jedoch andererseits, ist der Reisende mit richtigen Dokumenten
versehen, kaum möglich ist.

Möge Herr König diese kleine Berichtigung seines Aussatzes prüfen und
parteilose Reisende und Handwerksburschen befragen, ob nicht im Allgemeinen den
Polizeibeamten Preußens das Lob der Artigkeit, der schnellen Abfertigung vor
allen gleichen Beamten anderer Länder ertheilt wird; vom Staate nicht festge¬
setzte Gebühren, oder gar Erpressungen von Reisenden erhoben zu haben, kann
Ni ^..^ emand einem preußischen Polizeibeamten bezichtigen.


III.
1.

Censurgeschichten. — Hammer'S Biographie des Cardinal Khlcscl. — Die Geheimnisse
des Fcderlhofs. — Monumente. — Carl und sein Theater. — Heinrich Moritz. —>
Abentheuer des Herrn Löwe. — Verschwendung am Burgtheater. — Veränderungen bei
der medicinischen Facultät. — Maria Louise. — Die Bildhauer Hähnel uiid
Schalter.

„Ist der Morgen nicht nah?" Dies ist die Devise, welche auf der Medaille,
die zu Ehren Hammer-Purgstall's geprägt wurde, zu lesen ist. Der Censor — denn
auch Medaillen werden bei uns censirt — hegte den scharfsinnigen Zweifel, ob
in dem „ist der Morgen nicht nah?" nicht etwa eine Satyre aus Oesterreich zu


GrimMen. IIl. 1847.
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[0259] überhaupt ansässige Personen vor; nur Personen, die nicht selbstständig sind, wozu sämmtliche dienende Personen gehören, bedürfen zur Reise einen Paß oder ein Führungsattest. , Welche Herrschaft würde ohne Legitimation — wäre sie nicht außerdem gesetzlich dazu verbunden — jemanden in Dienst nehmen? '' Um ins Ausland, oder wie Herr König sagt, ins einige Deutschland zu reisen, wären außerdem eine Masse Papiere nöthig, die nur dem armen Manne Geld und Zeitaufwand kosten. — Der Handwerksbursche reist mit seinem Wander- bnche nur allein versehen durch sämmtliche Bundesstaaten, ja nach jedem Lande Europa's, sobald er nur die Länder bei Ausfertigung des Wandcrbuchs angibt. Nichtselbstständigcn Personen, welche sich nach einem der Bundesstaaten begeben, um dort zu dienen oder momentan aufzuhalten, zu verheirathen u. f. w., bedür¬ fen je nach ihrem Zwecke eines Führungs-, Heimaths- oder GcbnrtSattcstes, über deren Anwendung die Bundesstaaten übereingekommen find, und die nicht um die Staatseinnahmen zu bereichern, sondern am meisten zum Schutze des Besitzers eingeführt sind. Ferner sagt Herr König: Das Institut der Pässe trägt zur öffentlichen Sicherheit nichts bei, da täglich Spitzbuben mit wohlversehenen Pässen und Älte¬ sten eingefangen würden und Vagabonden mit wvhlvisirtcn Wanderbüchern als Handwerksburschen reisen. Ans diesem Zugeständniß geht hervor, daß, würde das Institut der Pässe ganz aufgehoben, die Ueberwachung der vorgedachten Indivi¬ duen wenn nicht ganz vereitelt, doch in vielen Fällen ganz unmöglich wäre, und der rechtliche Reisende hänfig genug Zeitverlust haben würde, den Niemand er¬ setzen kann, was jedoch andererseits, ist der Reisende mit richtigen Dokumenten versehen, kaum möglich ist. Möge Herr König diese kleine Berichtigung seines Aussatzes prüfen und parteilose Reisende und Handwerksburschen befragen, ob nicht im Allgemeinen den Polizeibeamten Preußens das Lob der Artigkeit, der schnellen Abfertigung vor allen gleichen Beamten anderer Länder ertheilt wird; vom Staate nicht festge¬ setzte Gebühren, oder gar Erpressungen von Reisenden erhoben zu haben, kann Ni ^..^ emand einem preußischen Polizeibeamten bezichtigen. III. 1. Censurgeschichten. — Hammer'S Biographie des Cardinal Khlcscl. — Die Geheimnisse des Fcderlhofs. — Monumente. — Carl und sein Theater. — Heinrich Moritz. —> Abentheuer des Herrn Löwe. — Verschwendung am Burgtheater. — Veränderungen bei der medicinischen Facultät. — Maria Louise. — Die Bildhauer Hähnel uiid Schalter. „Ist der Morgen nicht nah?" Dies ist die Devise, welche auf der Medaille, die zu Ehren Hammer-Purgstall's geprägt wurde, zu lesen ist. Der Censor — denn auch Medaillen werden bei uns censirt — hegte den scharfsinnigen Zweifel, ob in dem „ist der Morgen nicht nah?" nicht etwa eine Satyre aus Oesterreich zu GrimMen. IIl. 1847.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_309659/259>, abgerufen am 08.05.2024.