Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. II. Band.Ku/Ja, deren Geheimniß zuerst dnrch Goethe dein deutschen Publicum verrathen Charlotte Corday von Pousard. Das neue Drama des Dichters der Lucretia ist zum ersten Mal ans dem Im Prolog schildert die Muse Clio die Art und Weise, wie sie in den grie¬
^ An diese unstreitig sehr klaren, durchsichtigen und populären Bemerkungen
O nein! Sie will daher aus der Revolutionszeit eiuen Gegenstand wählen, Erster Act. Speisezimmer bei Madame Roland. Die Girondisten sind Ku/Ja, deren Geheimniß zuerst dnrch Goethe dein deutschen Publicum verrathen Charlotte Corday von Pousard. Das neue Drama des Dichters der Lucretia ist zum ersten Mal ans dem Im Prolog schildert die Muse Clio die Art und Weise, wie sie in den grie¬
^ An diese unstreitig sehr klaren, durchsichtigen und populären Bemerkungen
O nein! Sie will daher aus der Revolutionszeit eiuen Gegenstand wählen, Erster Act. Speisezimmer bei Madame Roland. Die Girondisten sind <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0213" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/185549"/> <p xml:id="ID_688" prev="#ID_687"> Ku/Ja, deren Geheimniß zuerst dnrch Goethe dein deutschen Publicum verrathen<lb/> wurde, berichte ich bei eiuer widern Gelegenheit.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="2"> <head> Charlotte Corday von Pousard.</head><lb/> <p xml:id="ID_689"> Das neue Drama des Dichters der Lucretia ist zum ersten Mal ans dem<lb/> Itmutro dran()ins am 23. März 1850 ausgeführt. Wir geben einen kurzen Abriß<lb/> desselben, um dann einige Betrachtungen über die Stellung des reflectirten<lb/> Klassicismus zur herrschenden Romantik anzuknüpfen.</p><lb/> <p xml:id="ID_690"> Im Prolog schildert die Muse Clio die Art und Weise, wie sie in den grie¬<lb/> chischen Zeiten ihren Beruf ausgeübt:</p><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_1" type="poem"> <l> ,sg mis sous 1<Z5 veux ,Jo tonio,<lb/> I/ovo»omoiil, ^ol so cloroulo<lb/> Uo I» ouuso ^jus^u'» l'oll'ol;<lb/> .lo lis von' <Il>us nos ol>?»ni8 sovoros<lb/> ^Vux 5>Is co iju'iivuilZiil. l'nit, lours ^oros^<lb/> lui vo ein'oux-moines avitien^ tun.</l> </lg> </quote><lb/> <p xml:id="ID_691"> ^ An diese unstreitig sehr klaren, durchsichtigen und populären Bemerkungen<lb/> knüpft sie die Frage, ob denn die Franzosen, welche in der neuen Literatur die<lb/> Stelle der Griechen vertreten, nicht auch ihre Geschichte auf die Bühne bringen<lb/> sollen. Sie sei doch so übel nicht.</p><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_2" type="poem"> <l> I'ils no ljunl,re-vinA>.-NLul', pvuiMM veins ont.r»K0>'?<lb/> No p»i'lo/. p!>8 tlo vous I>ins M!Ü (I»o l'on »Uizor.<lb/> .so jilouro, >> lilioriö, jo plouro los vioUmos;<lb/> Klni» los Agos pnssüis so»l.»ils cluuc. pur» >lo orimvs?</l> </lg> </quote><lb/> <p xml:id="ID_692"> O nein! Sie will daher aus der Revolutionszeit eiuen Gegenstand wählen,<lb/> verspricht, gegen alle Parteien gerecht zu sein, und ersucht die Zuschauer, mit<lb/> Hintansetzung aller Parteileidcuschaft auch gegen sie Gerechtigkeit zu üben.</p><lb/> <p xml:id="ID_693" next="#ID_694"> Erster Act. Speisezimmer bei Madame Roland. Die Girondisten sind<lb/> bei Tische, und macheu einander Complimente und sichren eine leidlich geistreiche Un¬<lb/> terhaltung über den schlechten Zustand der Republik, die französischen Gedichte<lb/> und über ihre Ansichten vom Menschenleben. Alle sind überzeugt, daß etwas<lb/> geschehen müsse, um die Tyrannei der Jacobiner abzustellen; nnr die Einen sind<lb/> ungeduldig, und wollen sogleich ihren Feinden'den Fehdehandschuh hinwerfen,<lb/> die Andern haben doch ihre Bedenken über deu Erfolg und mochten noch abwarten.<lb/> Kinder! sagt der alte Sieyes, es nützt nichts, der Leidenschaft zu folgen, man muß<lb/> die Vernunft zu Rathe ziehen. Ihr müßt unter euern Gegnern Uneinigkeit er¬<lb/> regen. Von den Triumvirn ist Danton immer noch der Vernünftigste, und gar<lb/> nicht abgeneigt, sich mit euch zu verständigen. Ich habe ihn darum, ohne euer<lb/> Wissen, hierher bestellt. Da ist er schon. — Danton tritt ans. Meine Herren,<lb/> wir haben uns bis jetzt befehdet. Die Republik war in Gefahr, und ich glaubte</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0213]
Ku/Ja, deren Geheimniß zuerst dnrch Goethe dein deutschen Publicum verrathen
wurde, berichte ich bei eiuer widern Gelegenheit.
Charlotte Corday von Pousard.
Das neue Drama des Dichters der Lucretia ist zum ersten Mal ans dem
Itmutro dran()ins am 23. März 1850 ausgeführt. Wir geben einen kurzen Abriß
desselben, um dann einige Betrachtungen über die Stellung des reflectirten
Klassicismus zur herrschenden Romantik anzuknüpfen.
Im Prolog schildert die Muse Clio die Art und Weise, wie sie in den grie¬
chischen Zeiten ihren Beruf ausgeübt:
,sg mis sous 1<Z5 veux ,Jo tonio,
I/ovo»omoiil, ^ol so cloroulo
Uo I» ouuso ^jus^u'» l'oll'ol;
.lo lis von' <Il>us nos ol>?»ni8 sovoros
^Vux 5>Is co iju'iivuilZiil. l'nit, lours ^oros^
lui vo ein'oux-moines avitien^ tun.
^ An diese unstreitig sehr klaren, durchsichtigen und populären Bemerkungen
knüpft sie die Frage, ob denn die Franzosen, welche in der neuen Literatur die
Stelle der Griechen vertreten, nicht auch ihre Geschichte auf die Bühne bringen
sollen. Sie sei doch so übel nicht.
I'ils no ljunl,re-vinA>.-NLul', pvuiMM veins ont.r»K0>'?
No p»i'lo/. p!>8 tlo vous I>ins M!Ü (I»o l'on »Uizor.
.so jilouro, >> lilioriö, jo plouro los vioUmos;
Klni» los Agos pnssüis so»l.»ils cluuc. pur» >lo orimvs?
O nein! Sie will daher aus der Revolutionszeit eiuen Gegenstand wählen,
verspricht, gegen alle Parteien gerecht zu sein, und ersucht die Zuschauer, mit
Hintansetzung aller Parteileidcuschaft auch gegen sie Gerechtigkeit zu üben.
Erster Act. Speisezimmer bei Madame Roland. Die Girondisten sind
bei Tische, und macheu einander Complimente und sichren eine leidlich geistreiche Un¬
terhaltung über den schlechten Zustand der Republik, die französischen Gedichte
und über ihre Ansichten vom Menschenleben. Alle sind überzeugt, daß etwas
geschehen müsse, um die Tyrannei der Jacobiner abzustellen; nnr die Einen sind
ungeduldig, und wollen sogleich ihren Feinden'den Fehdehandschuh hinwerfen,
die Andern haben doch ihre Bedenken über deu Erfolg und mochten noch abwarten.
Kinder! sagt der alte Sieyes, es nützt nichts, der Leidenschaft zu folgen, man muß
die Vernunft zu Rathe ziehen. Ihr müßt unter euern Gegnern Uneinigkeit er¬
regen. Von den Triumvirn ist Danton immer noch der Vernünftigste, und gar
nicht abgeneigt, sich mit euch zu verständigen. Ich habe ihn darum, ohne euer
Wissen, hierher bestellt. Da ist er schon. — Danton tritt ans. Meine Herren,
wir haben uns bis jetzt befehdet. Die Republik war in Gefahr, und ich glaubte
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