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Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, II. Semester. I. Band.

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dar von Pommer-Esche zeigte viel Gewandtheit, und Dach, der Geheime
Finanzrath, vollständige Kenntniß des Verfahrens bei der Zollerhebung.

Der Kongreß hat gezeigt, daß die preußische Regierung den ernsten Willen
hat, die materiellen Interessen der Volker zu vertreten, und daß in unsrer Handels¬
welt kein Mangel an Persönlichkeiten ist, welche begreifen was uns Roth thut.
Ueberbaupt kann man es als ein gutes Resultat der lejzteu Jahre betrachten, daß
sie einer Menge von Geschäftsmännern den Gesichtskreis erweitert und dieselben
belehrt haben, in welchem Verhältnis) ihr geschäftliches Interesse zu den Interessen
der Nation steht. Andererseits hat auch das deutsche Volk Gelegenheit gehabt
eine Anzahl von nationalökonomischen Größen kennen und verehren zu lernen.
Wir können nicht umhin zu den Sachverständigen in Handels- und Industrie-
sachen, welche oben erwähnt sind, noch eine Autorität beizufügen, die, obgleich
kein Preuße und nicht bei der Zollconferenz in Berlin thätig, doch viel dazu bei¬
getragen hat, den Interessenten im Zollverein klar zu machen, worauf es gegen¬
wärtig bei uns ankommt. Diese Autorität ist F. A. Negenauer, Großherzog¬
lich Badischer Staatsrath a. D. Im März 1849 schrieb er eine Beleuchtung
des Entwurfs zu einem Zolltarif für das vereinte Deutschland, welcher von Ab¬
geordneten des Handelsstandes im November 1848 der deutschen Reichsversamm¬
lung vorgelegt worden war

Diese Kritik eines Entwurfes, welcher wie vieles Andere aus dem Jahre
1848 von der sandigen Strömung der letzten Vergangenheit bedeckt worden ist,
enthält Alles, was sich vom Standpunkt unserer Partei über einen deutschen
Zolltarif sagen läßt. Der Verfasser ist sehr gut unterrichtet und das Buch ist so
vortrefflich, daß wir seine Lectüre allen Lesern der Grenzboten, welche ein In¬
teresse an Finanzfragen haben, dringend empfehlen.




Englische Grobheit und englisches Selbstgefühl.

Der preußische Münster Ritter Bunsen hat in der Sitzung des Oberhauses
vom 17. Juni mit seinen Damen auf der Znhörcrgallerie Platz genommen, welche



Der vollständige Titel ist: Beleuchtung des von Abgeordnete" des HandclSstandcS
norddeutscher Handels- und der vcrcinSländischcn Mcßplätze Frankfurt a. M. "und Leipzig
bearbeiteten und im November v. I. der deutschen Reichsversammlung vorgelegten Ent¬
wurfs zu einem Zolltarif für daS vereinte Deutschland von F. A. Rcgenaucr. (Karlsruhe,
Malsch und Vogel, !8ä!>.)

dar von Pommer-Esche zeigte viel Gewandtheit, und Dach, der Geheime
Finanzrath, vollständige Kenntniß des Verfahrens bei der Zollerhebung.

Der Kongreß hat gezeigt, daß die preußische Regierung den ernsten Willen
hat, die materiellen Interessen der Volker zu vertreten, und daß in unsrer Handels¬
welt kein Mangel an Persönlichkeiten ist, welche begreifen was uns Roth thut.
Ueberbaupt kann man es als ein gutes Resultat der lejzteu Jahre betrachten, daß
sie einer Menge von Geschäftsmännern den Gesichtskreis erweitert und dieselben
belehrt haben, in welchem Verhältnis) ihr geschäftliches Interesse zu den Interessen
der Nation steht. Andererseits hat auch das deutsche Volk Gelegenheit gehabt
eine Anzahl von nationalökonomischen Größen kennen und verehren zu lernen.
Wir können nicht umhin zu den Sachverständigen in Handels- und Industrie-
sachen, welche oben erwähnt sind, noch eine Autorität beizufügen, die, obgleich
kein Preuße und nicht bei der Zollconferenz in Berlin thätig, doch viel dazu bei¬
getragen hat, den Interessenten im Zollverein klar zu machen, worauf es gegen¬
wärtig bei uns ankommt. Diese Autorität ist F. A. Negenauer, Großherzog¬
lich Badischer Staatsrath a. D. Im März 1849 schrieb er eine Beleuchtung
des Entwurfs zu einem Zolltarif für das vereinte Deutschland, welcher von Ab¬
geordneten des Handelsstandes im November 1848 der deutschen Reichsversamm¬
lung vorgelegt worden war

Diese Kritik eines Entwurfes, welcher wie vieles Andere aus dem Jahre
1848 von der sandigen Strömung der letzten Vergangenheit bedeckt worden ist,
enthält Alles, was sich vom Standpunkt unserer Partei über einen deutschen
Zolltarif sagen läßt. Der Verfasser ist sehr gut unterrichtet und das Buch ist so
vortrefflich, daß wir seine Lectüre allen Lesern der Grenzboten, welche ein In¬
teresse an Finanzfragen haben, dringend empfehlen.




Englische Grobheit und englisches Selbstgefühl.

Der preußische Münster Ritter Bunsen hat in der Sitzung des Oberhauses
vom 17. Juni mit seinen Damen auf der Znhörcrgallerie Platz genommen, welche



Der vollständige Titel ist: Beleuchtung des von Abgeordnete» des HandclSstandcS
norddeutscher Handels- und der vcrcinSländischcn Mcßplätze Frankfurt a. M. «und Leipzig
bearbeiteten und im November v. I. der deutschen Reichsversammlung vorgelegten Ent¬
wurfs zu einem Zolltarif für daS vereinte Deutschland von F. A. Rcgenaucr. (Karlsruhe,
Malsch und Vogel, !8ä!>.)
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_85583/15>, abgerufen am 07.05.2024.