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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. III. Band.

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ein Theil der Sentenz vollzogen worden, folgender Maßen: 1. Er wurde sehr
crnstiglich durchgepeitscht, bevor er an den Pranger gestellt worden ist. Ä. Als er
an dem Pranger gestanden, hat er eines seiner Ohren angeschnitten bekommen.
3. Auch eine Seite seiner Nase aufgeschlitzt. '>. Gebrannt ans Eine Wange mit
einem heißen rothen Eisen, mit den Buchstaben et!^, bedeutend: a Siirroi-ol'
8<z<Min>u (ein Anfrnhrstister), und dann zurückgeführt ins Fleetgcfängniß und ge¬
büßt mit 10,000 L. und eingesperrt auf Lebenslang. Und von da sieben Tag
später, die Wunden ans dem Rücken, Ohr, Nase und Wange noch nicht curirt,
zum zweiten Male am-SchandpfM in <:Kkitp-?lap durchgepeitscht, und alldaselbst
der Rest der Sentenz an ihm vollzogen dnrch Abschneidung des zweiten Ohres,
Brennung der andern Wange und Ansschlitzung der zweiten Nasenseite."

Ein anderer Schriftsteller, Namens Prynn, hatte ein Buch gegen das Theater
und die Schauspielerei geschrieben. Unglücklicher Weise fiel es der Gemahlin
Karl's l, ein, eine Maskerade bei Hof zu veranstalten, und trotzdem dieses ge¬
schah, als Prynn's Buch schon unter der Presse war, wurde der unglückliche Autor
dennoch beschuldigt, eine Satyre ans die Königin gemacht zu haben. Die Stern¬
kammer faßte ihn mit ihren Klanen. Er erduldete dieselbe Tortur wie l>r. Leigh-
tvn, entwischte später ans dem Gefängnisse, wurde aber wieder eingefangen, und
dem Volke zum Hohne, das für ihn beim Könige petitionirte, zum zweiten Male
am Pranger durchgepeitscht; mit ihm mehrere seiner Freunde, die ihm zur Flucht
verholfen hatten.

Die Chronik jener Zeit ist leider nur zu reich an ähnlichen Fällen. Den
Humor möge sich Jeder selbst für unsre gegenwärtigen Verhältnisse zurechtlegen.
-- Mit der Abschaffung der Sternkammer im Februar -1641 begann eine bessere
Zeit für die Englische Presse aufzutauchen.




Ca Besuch in der Berliner Gewerbehalle.

Die Blicke der ganzen Welt siud auf die Londoner Industrie-Ausstellung
gerichtet, und ich weiß nicht, wie viele Ihrer Leser geneigt sein werden, mir in
die allerdings etwas kleinere permanente Gewerbe-Ausstellung zu folgen, welche
seit einiger Zeit in Berlin unter dem Namen der Gewerbe Halle besteht.
Dennoch wage ich es, die Aufmerksamkeit ans dieses beachtenswerthe und nützliche
Institut zu lenken, weil man in demselben eine tüchtige "ut praktische Bethätigung
des erwachten Associationstriebes begrüßen darf. In dem gegenseitig hilfreichen
und zwanglosen Zusammenschluß der Gewerbetreibenden unter einander liegt eines
der wesentlichsten Mittel, der gänzlichen Verarmung und dem Elend fleißiger
und geschickter Arbeiter, welche'in unbeachteter Isolirtheit vielleicht zu Grunde


ein Theil der Sentenz vollzogen worden, folgender Maßen: 1. Er wurde sehr
crnstiglich durchgepeitscht, bevor er an den Pranger gestellt worden ist. Ä. Als er
an dem Pranger gestanden, hat er eines seiner Ohren angeschnitten bekommen.
3. Auch eine Seite seiner Nase aufgeschlitzt. '>. Gebrannt ans Eine Wange mit
einem heißen rothen Eisen, mit den Buchstaben et!^, bedeutend: a Siirroi-ol'
8<z<Min>u (ein Anfrnhrstister), und dann zurückgeführt ins Fleetgcfängniß und ge¬
büßt mit 10,000 L. und eingesperrt auf Lebenslang. Und von da sieben Tag
später, die Wunden ans dem Rücken, Ohr, Nase und Wange noch nicht curirt,
zum zweiten Male am-SchandpfM in <:Kkitp-?lap durchgepeitscht, und alldaselbst
der Rest der Sentenz an ihm vollzogen dnrch Abschneidung des zweiten Ohres,
Brennung der andern Wange und Ansschlitzung der zweiten Nasenseite."

Ein anderer Schriftsteller, Namens Prynn, hatte ein Buch gegen das Theater
und die Schauspielerei geschrieben. Unglücklicher Weise fiel es der Gemahlin
Karl's l, ein, eine Maskerade bei Hof zu veranstalten, und trotzdem dieses ge¬
schah, als Prynn's Buch schon unter der Presse war, wurde der unglückliche Autor
dennoch beschuldigt, eine Satyre ans die Königin gemacht zu haben. Die Stern¬
kammer faßte ihn mit ihren Klanen. Er erduldete dieselbe Tortur wie l>r. Leigh-
tvn, entwischte später ans dem Gefängnisse, wurde aber wieder eingefangen, und
dem Volke zum Hohne, das für ihn beim Könige petitionirte, zum zweiten Male
am Pranger durchgepeitscht; mit ihm mehrere seiner Freunde, die ihm zur Flucht
verholfen hatten.

Die Chronik jener Zeit ist leider nur zu reich an ähnlichen Fällen. Den
Humor möge sich Jeder selbst für unsre gegenwärtigen Verhältnisse zurechtlegen.
— Mit der Abschaffung der Sternkammer im Februar -1641 begann eine bessere
Zeit für die Englische Presse aufzutauchen.




Ca Besuch in der Berliner Gewerbehalle.

Die Blicke der ganzen Welt siud auf die Londoner Industrie-Ausstellung
gerichtet, und ich weiß nicht, wie viele Ihrer Leser geneigt sein werden, mir in
die allerdings etwas kleinere permanente Gewerbe-Ausstellung zu folgen, welche
seit einiger Zeit in Berlin unter dem Namen der Gewerbe Halle besteht.
Dennoch wage ich es, die Aufmerksamkeit ans dieses beachtenswerthe und nützliche
Institut zu lenken, weil man in demselben eine tüchtige »ut praktische Bethätigung
des erwachten Associationstriebes begrüßen darf. In dem gegenseitig hilfreichen
und zwanglosen Zusammenschluß der Gewerbetreibenden unter einander liegt eines
der wesentlichsten Mittel, der gänzlichen Verarmung und dem Elend fleißiger
und geschickter Arbeiter, welche'in unbeachteter Isolirtheit vielleicht zu Grunde


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[0293] ein Theil der Sentenz vollzogen worden, folgender Maßen: 1. Er wurde sehr crnstiglich durchgepeitscht, bevor er an den Pranger gestellt worden ist. Ä. Als er an dem Pranger gestanden, hat er eines seiner Ohren angeschnitten bekommen. 3. Auch eine Seite seiner Nase aufgeschlitzt. '>. Gebrannt ans Eine Wange mit einem heißen rothen Eisen, mit den Buchstaben et!^, bedeutend: a Siirroi-ol' 8<z<Min>u (ein Anfrnhrstister), und dann zurückgeführt ins Fleetgcfängniß und ge¬ büßt mit 10,000 L. und eingesperrt auf Lebenslang. Und von da sieben Tag später, die Wunden ans dem Rücken, Ohr, Nase und Wange noch nicht curirt, zum zweiten Male am-SchandpfM in <:Kkitp-?lap durchgepeitscht, und alldaselbst der Rest der Sentenz an ihm vollzogen dnrch Abschneidung des zweiten Ohres, Brennung der andern Wange und Ansschlitzung der zweiten Nasenseite." Ein anderer Schriftsteller, Namens Prynn, hatte ein Buch gegen das Theater und die Schauspielerei geschrieben. Unglücklicher Weise fiel es der Gemahlin Karl's l, ein, eine Maskerade bei Hof zu veranstalten, und trotzdem dieses ge¬ schah, als Prynn's Buch schon unter der Presse war, wurde der unglückliche Autor dennoch beschuldigt, eine Satyre ans die Königin gemacht zu haben. Die Stern¬ kammer faßte ihn mit ihren Klanen. Er erduldete dieselbe Tortur wie l>r. Leigh- tvn, entwischte später ans dem Gefängnisse, wurde aber wieder eingefangen, und dem Volke zum Hohne, das für ihn beim Könige petitionirte, zum zweiten Male am Pranger durchgepeitscht; mit ihm mehrere seiner Freunde, die ihm zur Flucht verholfen hatten. Die Chronik jener Zeit ist leider nur zu reich an ähnlichen Fällen. Den Humor möge sich Jeder selbst für unsre gegenwärtigen Verhältnisse zurechtlegen. — Mit der Abschaffung der Sternkammer im Februar -1641 begann eine bessere Zeit für die Englische Presse aufzutauchen. Ca Besuch in der Berliner Gewerbehalle. Die Blicke der ganzen Welt siud auf die Londoner Industrie-Ausstellung gerichtet, und ich weiß nicht, wie viele Ihrer Leser geneigt sein werden, mir in die allerdings etwas kleinere permanente Gewerbe-Ausstellung zu folgen, welche seit einiger Zeit in Berlin unter dem Namen der Gewerbe Halle besteht. Dennoch wage ich es, die Aufmerksamkeit ans dieses beachtenswerthe und nützliche Institut zu lenken, weil man in demselben eine tüchtige »ut praktische Bethätigung des erwachten Associationstriebes begrüßen darf. In dem gegenseitig hilfreichen und zwanglosen Zusammenschluß der Gewerbetreibenden unter einander liegt eines der wesentlichsten Mittel, der gänzlichen Verarmung und dem Elend fleißiger und geschickter Arbeiter, welche'in unbeachteter Isolirtheit vielleicht zu Grunde

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280086/293>, abgerufen am 03.05.2024.