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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band.

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Das W u p p e r t h a l.

Der jüngst zu Elberfeld beendete "Kirchentag" hat die Aufmerksamkeit auf
ein Fleckchen Landes hingelenkt, das seit geraumer Zeit vorzugsweise für eine
Pflegstätte eben sowol religiösen, wie industriellen Lebens betrachtet wird. Wir
wollen uns bei einer kurzen Darstellung seiner eigenthümlichen Verhältnisse auf¬
richtig bemühen, dem Herrn die Ehre, den Menschen aber die volle Wahrheit
^ geben.

Wer an einem der seltenen schönen Tage zum "Thale" hinabsteigt, aus
den wird die überraschende Verschmelzung einer heitern Natur mit den Zeugnissen
Menschlicher Geschäftigkeit sicher einen freundlichen Eindruck macheu. sanfte oder
steile Bergabhänge, Höhen, fast alle mit Laubholz gekrönt, welches dem Ganzen
einen milden Charakter verleiht; eine Fülle und Ueppigkeit des Graswuchses,
U'le sie wenige - Gegenden aufzuweisen haben; in geringen Entfernungen von
einander und so weit das Ange reicht, in der Tiefe und über die Höhen,
Hütten, Häuser, Gehöfte, Werkstätten des menschlichen Fleißes; zahllose Pfade
sür Menschen und Saumthiere; bei vortrefflichem Material meist vorzüglich ge¬
haltene Straßen, am Berghange die kostbare bergisch-märkische Eisenbahn mit
ihrer Fortsetzung, der Elberfeld-Düsseldorfer; auf der untersten Sohle des Thales
aber die meist mnnterströmende Wupper, die Lebensader für tausendfältige Fabrik-
Tätigkeit, nnr unterhalb Elberfeld durch Beimischung zahlreicher Färbestoffe dunkel
'"'d schwarz gefärbt, und schwerlich mehr eiuen Fisch nährend -- das bietet einen
Anblick so ansprechend und froh, daß dem Beschauer der Gedanke, hier müsse
Me bleiben sein, mehr als einmal aufsteigen wird. Und wenn wir uns der
Metropole, den Schwesterstädten Elberfeld und Barmer nahen, wenn sie plötzlich,
le nachdem wir die Wege wählten, vor uns in der Tiefe, oder über uns auf
Abhängen und Höhen erscheinen, zusammengehäuft und wieder lang sich hin¬
thuend bis in die bläuliche Ferne, mit den gedrängten Werkstätten eifriger Be¬
redsamkeit und dem allgemeinen Eindruck der Wohlhäbigkeit -- es wird kaum
"°es Jemand gegeben haben, der ihre Lage nicht schön, ihren Anblick uicht an-
i'ebend gefunden. Selbst wenn wir die vielfach engen, krummen, mit schlechten,


Grcnzlwtcn, IV. ->W1.
Das W u p p e r t h a l.

Der jüngst zu Elberfeld beendete „Kirchentag" hat die Aufmerksamkeit auf
ein Fleckchen Landes hingelenkt, das seit geraumer Zeit vorzugsweise für eine
Pflegstätte eben sowol religiösen, wie industriellen Lebens betrachtet wird. Wir
wollen uns bei einer kurzen Darstellung seiner eigenthümlichen Verhältnisse auf¬
richtig bemühen, dem Herrn die Ehre, den Menschen aber die volle Wahrheit
^ geben.

Wer an einem der seltenen schönen Tage zum „Thale" hinabsteigt, aus
den wird die überraschende Verschmelzung einer heitern Natur mit den Zeugnissen
Menschlicher Geschäftigkeit sicher einen freundlichen Eindruck macheu. sanfte oder
steile Bergabhänge, Höhen, fast alle mit Laubholz gekrönt, welches dem Ganzen
einen milden Charakter verleiht; eine Fülle und Ueppigkeit des Graswuchses,
U'le sie wenige - Gegenden aufzuweisen haben; in geringen Entfernungen von
einander und so weit das Ange reicht, in der Tiefe und über die Höhen,
Hütten, Häuser, Gehöfte, Werkstätten des menschlichen Fleißes; zahllose Pfade
sür Menschen und Saumthiere; bei vortrefflichem Material meist vorzüglich ge¬
haltene Straßen, am Berghange die kostbare bergisch-märkische Eisenbahn mit
ihrer Fortsetzung, der Elberfeld-Düsseldorfer; auf der untersten Sohle des Thales
aber die meist mnnterströmende Wupper, die Lebensader für tausendfältige Fabrik-
Tätigkeit, nnr unterhalb Elberfeld durch Beimischung zahlreicher Färbestoffe dunkel
'"'d schwarz gefärbt, und schwerlich mehr eiuen Fisch nährend — das bietet einen
Anblick so ansprechend und froh, daß dem Beschauer der Gedanke, hier müsse
Me bleiben sein, mehr als einmal aufsteigen wird. Und wenn wir uns der
Metropole, den Schwesterstädten Elberfeld und Barmer nahen, wenn sie plötzlich,
le nachdem wir die Wege wählten, vor uns in der Tiefe, oder über uns auf
Abhängen und Höhen erscheinen, zusammengehäuft und wieder lang sich hin¬
thuend bis in die bläuliche Ferne, mit den gedrängten Werkstätten eifriger Be¬
redsamkeit und dem allgemeinen Eindruck der Wohlhäbigkeit — es wird kaum
"°es Jemand gegeben haben, der ihre Lage nicht schön, ihren Anblick uicht an-
i'ebend gefunden. Selbst wenn wir die vielfach engen, krummen, mit schlechten,


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[0365] Das W u p p e r t h a l. Der jüngst zu Elberfeld beendete „Kirchentag" hat die Aufmerksamkeit auf ein Fleckchen Landes hingelenkt, das seit geraumer Zeit vorzugsweise für eine Pflegstätte eben sowol religiösen, wie industriellen Lebens betrachtet wird. Wir wollen uns bei einer kurzen Darstellung seiner eigenthümlichen Verhältnisse auf¬ richtig bemühen, dem Herrn die Ehre, den Menschen aber die volle Wahrheit ^ geben. Wer an einem der seltenen schönen Tage zum „Thale" hinabsteigt, aus den wird die überraschende Verschmelzung einer heitern Natur mit den Zeugnissen Menschlicher Geschäftigkeit sicher einen freundlichen Eindruck macheu. sanfte oder steile Bergabhänge, Höhen, fast alle mit Laubholz gekrönt, welches dem Ganzen einen milden Charakter verleiht; eine Fülle und Ueppigkeit des Graswuchses, U'le sie wenige - Gegenden aufzuweisen haben; in geringen Entfernungen von einander und so weit das Ange reicht, in der Tiefe und über die Höhen, Hütten, Häuser, Gehöfte, Werkstätten des menschlichen Fleißes; zahllose Pfade sür Menschen und Saumthiere; bei vortrefflichem Material meist vorzüglich ge¬ haltene Straßen, am Berghange die kostbare bergisch-märkische Eisenbahn mit ihrer Fortsetzung, der Elberfeld-Düsseldorfer; auf der untersten Sohle des Thales aber die meist mnnterströmende Wupper, die Lebensader für tausendfältige Fabrik- Tätigkeit, nnr unterhalb Elberfeld durch Beimischung zahlreicher Färbestoffe dunkel '"'d schwarz gefärbt, und schwerlich mehr eiuen Fisch nährend — das bietet einen Anblick so ansprechend und froh, daß dem Beschauer der Gedanke, hier müsse Me bleiben sein, mehr als einmal aufsteigen wird. Und wenn wir uns der Metropole, den Schwesterstädten Elberfeld und Barmer nahen, wenn sie plötzlich, le nachdem wir die Wege wählten, vor uns in der Tiefe, oder über uns auf Abhängen und Höhen erscheinen, zusammengehäuft und wieder lang sich hin¬ thuend bis in die bläuliche Ferne, mit den gedrängten Werkstätten eifriger Be¬ redsamkeit und dem allgemeinen Eindruck der Wohlhäbigkeit — es wird kaum "°es Jemand gegeben haben, der ihre Lage nicht schön, ihren Anblick uicht an- i'ebend gefunden. Selbst wenn wir die vielfach engen, krummen, mit schlechten, Grcnzlwtcn, IV. ->W1.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280616/365>, abgerufen am 26.04.2024.