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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band.

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Der Gußzink in seiner Anwendung auf Architektur
und Plastik.

Wiederholt habe ich in früheren Betrachtungen der Berliner Kuustzustände
und Werke der Kunst des 'Gußzinks gedacht, dessen Anwendung auf künstlerische
Zwecke eine Erfindung des Berliner Fabrikanten Moritz Geiß ist. Dieser Zweig
unsrer Technik ist in vieler Beziehung von großer Wichtigkeit. Einmal wird er
es dnrch die werthvolle Verarbeitung eines bis daher wenig, oder doch nur vor¬
übergehend beachteten vaterländischen Materials, indem er den Reichthum der
schlesischen Zinkgrnben der Fabrikation und dem Handel erschließt, ihn einträglich
macht für den Einzelnen, wie für das Volk und den Staat. Dann aber ersteht
in ihm zugleich ein bedeutendes Mittel, die Frende am Schönen, den Geschmack
in der Gesellschaft zu verbreiten, die Aneignung schöner Formen füx praktische
Zwecke, den Besitz von Kunstwerken durch Verwohlseilung des Preises dem Pu-
blicum zugänglicher zu machen, und dadurch im Dienste der Cultur zu wirken.

Bis zum Jahre 1832 beschränkte sich die Anwendung des Zinks auf die
Fabrikation der Bleche und die Erzeugung des Messings, wobei dieses Metall mit
dem Kupfer entweder in der Gestalt des Galmei's, oder als sogenannter Kauszink
legirt wurde. Je nachdem für diese Arten der Verarbeitung ein neuer Handels¬
weg oder vermehrter Gebrauch gehofft wurde, je nachdem andererseits dergleichen
Erwartungen sich als trügerisch erwiesen, stieg und sank der Preis des Zinks in
oft sehr plötzlichen Contrasten zwischen 3 und 12, ja 24 Thlr. für den Centner.
Die Hauptursache, warum damals der Zink einen soliden Credit nicht erlangen
konnte, bestand in der mangelhaften Beschaffenheit der Bleche und der Unbestän¬
digkeit der aus diesen gefertigten Dächer, Eigenschaften, welche aus der noch sehr
kindlichen Technik hervorgingen. Versuche, die der Geheime Oberbergrath
Frick anstellte, ergaben jedoch, daß die Atmosphäre keinen nachtheiligen Einfluß
auf deu Zink ausübe, und in Folge dessen sah sich der Berliner Gewerbe-Verein
veranlaßt, im Jahre 1837 eine Preisaufgabe, betreffend eine Vermehrung des
Verbrauchs von Zink, auszuschreiben.

Inzwischen hatte sich bereits Moritz Geiß zu Berlin näher mit diesem Metall
beschäftigt. In der Absicht, neben der durch seinen Vater ins Leben gerufenen
Fabrikation der damals im Auslande sehr gesuchten Bijouterien von Eisen, auch
die Erzeugung größerer Architekturstücke in Gußeisen zu unternehmen, machte er
verschiedene, dahin zielende Versuche, gelangte jedoch zu dem Resultate, das letz¬
tere Material sei wegen des Röstens und des nothwendig oft zu wiederholenden
Anstrichs wenig geeignet für edlere architektonische Decorationen. Dagegen leitete
ihn ein von dem Oberbergrath Krigar mit dem 1832 zu 3 Thlrn., ja sogar
zu 2 Thlrn. 20 Sgr. pro Centner feilgebotenen Zink vorgenommenes Experiment


Der Gußzink in seiner Anwendung auf Architektur
und Plastik.

Wiederholt habe ich in früheren Betrachtungen der Berliner Kuustzustände
und Werke der Kunst des 'Gußzinks gedacht, dessen Anwendung auf künstlerische
Zwecke eine Erfindung des Berliner Fabrikanten Moritz Geiß ist. Dieser Zweig
unsrer Technik ist in vieler Beziehung von großer Wichtigkeit. Einmal wird er
es dnrch die werthvolle Verarbeitung eines bis daher wenig, oder doch nur vor¬
übergehend beachteten vaterländischen Materials, indem er den Reichthum der
schlesischen Zinkgrnben der Fabrikation und dem Handel erschließt, ihn einträglich
macht für den Einzelnen, wie für das Volk und den Staat. Dann aber ersteht
in ihm zugleich ein bedeutendes Mittel, die Frende am Schönen, den Geschmack
in der Gesellschaft zu verbreiten, die Aneignung schöner Formen füx praktische
Zwecke, den Besitz von Kunstwerken durch Verwohlseilung des Preises dem Pu-
blicum zugänglicher zu machen, und dadurch im Dienste der Cultur zu wirken.

Bis zum Jahre 1832 beschränkte sich die Anwendung des Zinks auf die
Fabrikation der Bleche und die Erzeugung des Messings, wobei dieses Metall mit
dem Kupfer entweder in der Gestalt des Galmei's, oder als sogenannter Kauszink
legirt wurde. Je nachdem für diese Arten der Verarbeitung ein neuer Handels¬
weg oder vermehrter Gebrauch gehofft wurde, je nachdem andererseits dergleichen
Erwartungen sich als trügerisch erwiesen, stieg und sank der Preis des Zinks in
oft sehr plötzlichen Contrasten zwischen 3 und 12, ja 24 Thlr. für den Centner.
Die Hauptursache, warum damals der Zink einen soliden Credit nicht erlangen
konnte, bestand in der mangelhaften Beschaffenheit der Bleche und der Unbestän¬
digkeit der aus diesen gefertigten Dächer, Eigenschaften, welche aus der noch sehr
kindlichen Technik hervorgingen. Versuche, die der Geheime Oberbergrath
Frick anstellte, ergaben jedoch, daß die Atmosphäre keinen nachtheiligen Einfluß
auf deu Zink ausübe, und in Folge dessen sah sich der Berliner Gewerbe-Verein
veranlaßt, im Jahre 1837 eine Preisaufgabe, betreffend eine Vermehrung des
Verbrauchs von Zink, auszuschreiben.

Inzwischen hatte sich bereits Moritz Geiß zu Berlin näher mit diesem Metall
beschäftigt. In der Absicht, neben der durch seinen Vater ins Leben gerufenen
Fabrikation der damals im Auslande sehr gesuchten Bijouterien von Eisen, auch
die Erzeugung größerer Architekturstücke in Gußeisen zu unternehmen, machte er
verschiedene, dahin zielende Versuche, gelangte jedoch zu dem Resultate, das letz¬
tere Material sei wegen des Röstens und des nothwendig oft zu wiederholenden
Anstrichs wenig geeignet für edlere architektonische Decorationen. Dagegen leitete
ihn ein von dem Oberbergrath Krigar mit dem 1832 zu 3 Thlrn., ja sogar
zu 2 Thlrn. 20 Sgr. pro Centner feilgebotenen Zink vorgenommenes Experiment


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[0335] Der Gußzink in seiner Anwendung auf Architektur und Plastik. Wiederholt habe ich in früheren Betrachtungen der Berliner Kuustzustände und Werke der Kunst des 'Gußzinks gedacht, dessen Anwendung auf künstlerische Zwecke eine Erfindung des Berliner Fabrikanten Moritz Geiß ist. Dieser Zweig unsrer Technik ist in vieler Beziehung von großer Wichtigkeit. Einmal wird er es dnrch die werthvolle Verarbeitung eines bis daher wenig, oder doch nur vor¬ übergehend beachteten vaterländischen Materials, indem er den Reichthum der schlesischen Zinkgrnben der Fabrikation und dem Handel erschließt, ihn einträglich macht für den Einzelnen, wie für das Volk und den Staat. Dann aber ersteht in ihm zugleich ein bedeutendes Mittel, die Frende am Schönen, den Geschmack in der Gesellschaft zu verbreiten, die Aneignung schöner Formen füx praktische Zwecke, den Besitz von Kunstwerken durch Verwohlseilung des Preises dem Pu- blicum zugänglicher zu machen, und dadurch im Dienste der Cultur zu wirken. Bis zum Jahre 1832 beschränkte sich die Anwendung des Zinks auf die Fabrikation der Bleche und die Erzeugung des Messings, wobei dieses Metall mit dem Kupfer entweder in der Gestalt des Galmei's, oder als sogenannter Kauszink legirt wurde. Je nachdem für diese Arten der Verarbeitung ein neuer Handels¬ weg oder vermehrter Gebrauch gehofft wurde, je nachdem andererseits dergleichen Erwartungen sich als trügerisch erwiesen, stieg und sank der Preis des Zinks in oft sehr plötzlichen Contrasten zwischen 3 und 12, ja 24 Thlr. für den Centner. Die Hauptursache, warum damals der Zink einen soliden Credit nicht erlangen konnte, bestand in der mangelhaften Beschaffenheit der Bleche und der Unbestän¬ digkeit der aus diesen gefertigten Dächer, Eigenschaften, welche aus der noch sehr kindlichen Technik hervorgingen. Versuche, die der Geheime Oberbergrath Frick anstellte, ergaben jedoch, daß die Atmosphäre keinen nachtheiligen Einfluß auf deu Zink ausübe, und in Folge dessen sah sich der Berliner Gewerbe-Verein veranlaßt, im Jahre 1837 eine Preisaufgabe, betreffend eine Vermehrung des Verbrauchs von Zink, auszuschreiben. Inzwischen hatte sich bereits Moritz Geiß zu Berlin näher mit diesem Metall beschäftigt. In der Absicht, neben der durch seinen Vater ins Leben gerufenen Fabrikation der damals im Auslande sehr gesuchten Bijouterien von Eisen, auch die Erzeugung größerer Architekturstücke in Gußeisen zu unternehmen, machte er verschiedene, dahin zielende Versuche, gelangte jedoch zu dem Resultate, das letz¬ tere Material sei wegen des Röstens und des nothwendig oft zu wiederholenden Anstrichs wenig geeignet für edlere architektonische Decorationen. Dagegen leitete ihn ein von dem Oberbergrath Krigar mit dem 1832 zu 3 Thlrn., ja sogar zu 2 Thlrn. 20 Sgr. pro Centner feilgebotenen Zink vorgenommenes Experiment

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_93364/335>, abgerufen am 27.04.2024.