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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. II. Band.

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ihnen die in diesem Uebereinkommen besprochene Garantie ihrer Zollrcvcnuen zu gewähren,
wenn diese Staaten bis zum 31. Juni 18S3 dies wünschen, wogegen sich die
sechs Staaten der östreichischen Regierung gegenüber verpflichten, daß sie einen Vertrag
fiber die Verlängerung des Zollvereins mit Preußen in keinem Fall vor dem ersten
Januar 1833 schließen wollen, salls nicht vor dieser Zeit Oestreich mit Preußen sich
geeinigt hat. -- An der Echtheit dieser auffälligen Actenstücke ist nicht zu zweifeln; sie
sind so merkwürdig verclausülirt, daß sie den Oppvsitioilsregicrungcn (mit Ausnahme
von Baden) vollständig die Hände binden. Demnach ist von dem Zollcougrcß ein gün¬
stiges Resultat nicht mehr zu erwarten. Zwar ist dem gegenwärtigen preußischen Mini¬
sterium jede Art von Nachgiebigkeit zuzutrauen, und auf die bekannte Bereitwilligkeit
desselben, sich imponiren zu lassen, scheinen die opponirenden Regierungen gerechnet zu
haben. Indeß ist der preußischen Regierung sür diesmal das Nachgeben durch die
Tarifsätze des abgeschlossenen Vertrags mit Hannover und Oldenburg sast unmöglich
gemacht, sie müßte denn Lust haben, diese ratificirten Verträge wieder umzuwerfen.
Da der Journalist nicht berechtigt ist, die Regierung eines Staates mit anderem Ma߬
stabe zu messen, als der ist, nach welchem man die gewöhnliche bürgerliche Redlichkeit
eines Privatmannes schätzt, so muß er bei der gegenwärtigen Lage der Dinge ungefähr so
urtheilen: wenn die preußische Regierung nicht im höchsten Grade unmännlich und un¬
redlich handeln will, so kaun sie den Oppofltionsregicrungcn nicht nachgeben, und ferner,
wenn die Oppofitionsregierungen nicht unredlich gegen einander und gegen Oestreich
handeln wollen, so können auch sie vor dem -I. Januar 1833 nicht nachgeben. Bis
zu diesem Termin sind also alle Kongresse und Verhandlungen wegen weiterer Einigung
unnütz, und nach diesem Termin ist eine Fortdauer des Zollvereins nur dann möglich, wenn
die sechs Regierungen sich wieder an Preußen und den Zollverein anschließen. Freilich
wird der Zollverein nach ihrer Ansicht gerade durch sie repräsentirt, während Preußen
durch seinen Vertrag mit Hannover ausgetreten ist. -- Uebrigens kann man nicht
wissen, ob Herr v. Manteuffel es bei dieser neuen Krisis nicht sür geziemend hält, noch
einmal die Fahrt nach Olmütz zu mache". -- Sehr traurig und verhängnißvoll"sür
die deutschen Völker ist aber, daß durch diesen Hader der Regierungen die gesammte indu¬
strielle Thätigkeit Deutschlands auf ein Jahr gelähmt wird, denn so lange die Un¬
sicherheit über die künftigen Tarifsätze und die Fortdauer des Zollvereins besteht,
werden neue industrielle Unternehmungen verhindert, und die bestehenden in ihrer Ent¬
wickelung, ja in ihrer Existenz auf die gefährlichste Weise bedroht. Der Schlag, welchen
der Wohlstand der Besitzenden durch diesen diplomatischen Streit der Regierungen erhält,
droht nicht geringer zu werden, als die Einbuße, welche das Jahr 1848 gebracht hat, wenn
er auch ans andere Weise als durch Entwerthung der zinstragenden Papiere fühlbar
werden wird.




Die Parlamcntssession, die Anfangs nur eine kurze Dauer versprach, zieht sich
ungewöhnlich lange hin, und noch läßt sich nicht absehen, wann sie ein Ende nehmen
wird, wenn das Ministerium nicht unerwarteter Weise eine Niederlage erleidet. Bis jetzt
hat der Kanzler der Schatzkammer noch nicht einmal den Tag bestimmt, wo er dem
Unterhause das Einnahmcbudget vorlegen wird, und von den als nothwendig für diese
Session bezeichneten Bills ist erst vor wenigen Tagen die Milizbill zur zweiten Lesung
gelangt. Die Debatte war nicht ohne Interesse. Lord John Russell's Bill, die er,
durchdrungen von dem Bedürfniß, sich einige Popularität zu gewinnen, einbrachte, als
das Land aus Angst vor einer Invasion von der andern Seite des Canals in fieber¬
hafte Aufregung gerathen war, wollte die Miliz durch Aushebung aller waffenfähigen,
noch nicht zu dem regulairen Militair ausgehobene Mannschaften bis zu einem ge¬
wissen Jahre, verbunden mit Ausloosung, schaffen. Niemals sollte sie außerhalb ihrer


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ihnen die in diesem Uebereinkommen besprochene Garantie ihrer Zollrcvcnuen zu gewähren,
wenn diese Staaten bis zum 31. Juni 18S3 dies wünschen, wogegen sich die
sechs Staaten der östreichischen Regierung gegenüber verpflichten, daß sie einen Vertrag
fiber die Verlängerung des Zollvereins mit Preußen in keinem Fall vor dem ersten
Januar 1833 schließen wollen, salls nicht vor dieser Zeit Oestreich mit Preußen sich
geeinigt hat. — An der Echtheit dieser auffälligen Actenstücke ist nicht zu zweifeln; sie
sind so merkwürdig verclausülirt, daß sie den Oppvsitioilsregicrungcn (mit Ausnahme
von Baden) vollständig die Hände binden. Demnach ist von dem Zollcougrcß ein gün¬
stiges Resultat nicht mehr zu erwarten. Zwar ist dem gegenwärtigen preußischen Mini¬
sterium jede Art von Nachgiebigkeit zuzutrauen, und auf die bekannte Bereitwilligkeit
desselben, sich imponiren zu lassen, scheinen die opponirenden Regierungen gerechnet zu
haben. Indeß ist der preußischen Regierung sür diesmal das Nachgeben durch die
Tarifsätze des abgeschlossenen Vertrags mit Hannover und Oldenburg sast unmöglich
gemacht, sie müßte denn Lust haben, diese ratificirten Verträge wieder umzuwerfen.
Da der Journalist nicht berechtigt ist, die Regierung eines Staates mit anderem Ma߬
stabe zu messen, als der ist, nach welchem man die gewöhnliche bürgerliche Redlichkeit
eines Privatmannes schätzt, so muß er bei der gegenwärtigen Lage der Dinge ungefähr so
urtheilen: wenn die preußische Regierung nicht im höchsten Grade unmännlich und un¬
redlich handeln will, so kaun sie den Oppofltionsregicrungcn nicht nachgeben, und ferner,
wenn die Oppofitionsregierungen nicht unredlich gegen einander und gegen Oestreich
handeln wollen, so können auch sie vor dem -I. Januar 1833 nicht nachgeben. Bis
zu diesem Termin sind also alle Kongresse und Verhandlungen wegen weiterer Einigung
unnütz, und nach diesem Termin ist eine Fortdauer des Zollvereins nur dann möglich, wenn
die sechs Regierungen sich wieder an Preußen und den Zollverein anschließen. Freilich
wird der Zollverein nach ihrer Ansicht gerade durch sie repräsentirt, während Preußen
durch seinen Vertrag mit Hannover ausgetreten ist. — Uebrigens kann man nicht
wissen, ob Herr v. Manteuffel es bei dieser neuen Krisis nicht sür geziemend hält, noch
einmal die Fahrt nach Olmütz zu mache». — Sehr traurig und verhängnißvoll»sür
die deutschen Völker ist aber, daß durch diesen Hader der Regierungen die gesammte indu¬
strielle Thätigkeit Deutschlands auf ein Jahr gelähmt wird, denn so lange die Un¬
sicherheit über die künftigen Tarifsätze und die Fortdauer des Zollvereins besteht,
werden neue industrielle Unternehmungen verhindert, und die bestehenden in ihrer Ent¬
wickelung, ja in ihrer Existenz auf die gefährlichste Weise bedroht. Der Schlag, welchen
der Wohlstand der Besitzenden durch diesen diplomatischen Streit der Regierungen erhält,
droht nicht geringer zu werden, als die Einbuße, welche das Jahr 1848 gebracht hat, wenn
er auch ans andere Weise als durch Entwerthung der zinstragenden Papiere fühlbar
werden wird.




Die Parlamcntssession, die Anfangs nur eine kurze Dauer versprach, zieht sich
ungewöhnlich lange hin, und noch läßt sich nicht absehen, wann sie ein Ende nehmen
wird, wenn das Ministerium nicht unerwarteter Weise eine Niederlage erleidet. Bis jetzt
hat der Kanzler der Schatzkammer noch nicht einmal den Tag bestimmt, wo er dem
Unterhause das Einnahmcbudget vorlegen wird, und von den als nothwendig für diese
Session bezeichneten Bills ist erst vor wenigen Tagen die Milizbill zur zweiten Lesung
gelangt. Die Debatte war nicht ohne Interesse. Lord John Russell's Bill, die er,
durchdrungen von dem Bedürfniß, sich einige Popularität zu gewinnen, einbrachte, als
das Land aus Angst vor einer Invasion von der andern Seite des Canals in fieber¬
hafte Aufregung gerathen war, wollte die Miliz durch Aushebung aller waffenfähigen,
noch nicht zu dem regulairen Militair ausgehobene Mannschaften bis zu einem ge¬
wissen Jahre, verbunden mit Ausloosung, schaffen. Niemals sollte sie außerhalb ihrer


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_93902/243>, abgerufen am 02.05.2024.