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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. III. Band.

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Rückblick auf die neueste polnische Literatur.

Von Übersetzungen polnischer Werke hat die Neuzeit Manches gebracht.
Alex. Afanasiew arbeitet an einer "Galerie polnischer Schriftsteller" in russischer
Sprache, und hat bereits den "Budnik" (Wächter) und einige andere Erzählungen
Kraszewski's veröffentlicht; in böhmischer Sprache erschienen: K. N. ^apär:
"KolisxLöMÄ i Ltsps^" von Grabowski, ferner des gelehrten frühern Breslauer
Professors Czelakvwöky "Auszüge aus der polnischen Literatur" und endlich die
2te Auflage von Hanka's "Polnischer Grammatik für Czechen". Das LuUötin
as Utörawrs sei-ÄvAerL kündigt gleichfalls mehrere Uebersetzungen an, als: Odnicc's
Teliegta, Grabowski's Stannica hulajpolska, Hotvwinski's Reise nach dem ge¬
lobten Lande, die Schriften Maciejowski's, Wojeicki's Klechdy u. s. w,, und
selbst Amerika hat in der in Neuyork in englischer Sprache erschienenen ^geschicht¬
lichen Uebersicht der Literatur der slavischen Volker" aus der Feder Salvi's (Mad.
Robinson), der Uebersetzerin der serbischen Poesien, einen sehr schätzenswerthen
Beitrag geliefert, welchen die Bostoner nordamerikanische Revue beleuchtet und
hin und wieder ergänzt hat. Deutschland hat am Wenigsten geleistet, denn außer
der Uebersetzung Kleinpcmls von Szulc's 0 powoi-nu i-irocli^lrusliism (Küste
jenseits der Oder), können wir nur noch Wurzbach's "Sprichwörter der Polen,"
und mehrere Beiträge erwähnen, welche I. N.Fritz inBreslau in die gelesensten
Zeitschriften geschrieben hat.

Was Polen selbst in letzter Zeit an den Büchermarkt gebracht hat, ist vor¬
zugsweise Product der Speculation unternehmender Warschauer und Petersbur¬
ger (!) Buchhändler, und bestehr in Uebersetzungen aus fremden Sprachen, Ori¬
ginalarbeiten und neuen Auflagen älterer Werke. Die Hauptstadt an der Newa
wird mehr und mehr eine gefährliche Nebenbuhlerinn für. den polnischen Verlag
und hat neuerdings Bodden Zalewski's Poesien so wir dessen Przygrawkina Stepie,
serner Malezewki's Marya, Czajkowski's Schweden in Polen u. f. w. gebracht;
Wilna druckte Chodzko's Litthauische Bilder, Krakau eine dritte Auflage von
Silvio Pelico's Pflichten der Menschen, und Schickler in Breslau endlich die
Werke Goszezynski's und Vlizarowski's. namhafte Uebersetzungen sind: Lamar-
tine's eontssswlis von Kraszewski, Ponjoulat's Nistairs as ig. Kövolution von
Syrokamla (Kondratowicz), so wie Camen's Liswlrc: universells, die gleich einer
neuen Auflage vou Bantkie's Geschichte des polnischen Rechts und dem achten Bande
von Wiszniewski's Literatur-Geschichte nächstens die Warschauer Presse verlassen soll.

Unter den poetischen Erzeugnissen der letzten Jahre verdient Morawski's
reizendes Epos: der Edelhof meines Großvaters, wol den Ehrenplatz, und läßt
lebhaft wünschen, der Autor möge dieser eben so anziehenden als für die polni¬
sche Literatur neuen Arbeit recht bald andere folgen lassen. Goszezynski's und


Rückblick auf die neueste polnische Literatur.

Von Übersetzungen polnischer Werke hat die Neuzeit Manches gebracht.
Alex. Afanasiew arbeitet an einer „Galerie polnischer Schriftsteller" in russischer
Sprache, und hat bereits den „Budnik" (Wächter) und einige andere Erzählungen
Kraszewski's veröffentlicht; in böhmischer Sprache erschienen: K. N. ^apär:
„KolisxLöMÄ i Ltsps^" von Grabowski, ferner des gelehrten frühern Breslauer
Professors Czelakvwöky „Auszüge aus der polnischen Literatur" und endlich die
2te Auflage von Hanka's „Polnischer Grammatik für Czechen". Das LuUötin
as Utörawrs sei-ÄvAerL kündigt gleichfalls mehrere Uebersetzungen an, als: Odnicc's
Teliegta, Grabowski's Stannica hulajpolska, Hotvwinski's Reise nach dem ge¬
lobten Lande, die Schriften Maciejowski's, Wojeicki's Klechdy u. s. w,, und
selbst Amerika hat in der in Neuyork in englischer Sprache erschienenen ^geschicht¬
lichen Uebersicht der Literatur der slavischen Volker" aus der Feder Salvi's (Mad.
Robinson), der Uebersetzerin der serbischen Poesien, einen sehr schätzenswerthen
Beitrag geliefert, welchen die Bostoner nordamerikanische Revue beleuchtet und
hin und wieder ergänzt hat. Deutschland hat am Wenigsten geleistet, denn außer
der Uebersetzung Kleinpcmls von Szulc's 0 powoi-nu i-irocli^lrusliism (Küste
jenseits der Oder), können wir nur noch Wurzbach's „Sprichwörter der Polen,"
und mehrere Beiträge erwähnen, welche I. N.Fritz inBreslau in die gelesensten
Zeitschriften geschrieben hat.

Was Polen selbst in letzter Zeit an den Büchermarkt gebracht hat, ist vor¬
zugsweise Product der Speculation unternehmender Warschauer und Petersbur¬
ger (!) Buchhändler, und bestehr in Uebersetzungen aus fremden Sprachen, Ori¬
ginalarbeiten und neuen Auflagen älterer Werke. Die Hauptstadt an der Newa
wird mehr und mehr eine gefährliche Nebenbuhlerinn für. den polnischen Verlag
und hat neuerdings Bodden Zalewski's Poesien so wir dessen Przygrawkina Stepie,
serner Malezewki's Marya, Czajkowski's Schweden in Polen u. f. w. gebracht;
Wilna druckte Chodzko's Litthauische Bilder, Krakau eine dritte Auflage von
Silvio Pelico's Pflichten der Menschen, und Schickler in Breslau endlich die
Werke Goszezynski's und Vlizarowski's. namhafte Uebersetzungen sind: Lamar-
tine's eontssswlis von Kraszewski, Ponjoulat's Nistairs as ig. Kövolution von
Syrokamla (Kondratowicz), so wie Camen's Liswlrc: universells, die gleich einer
neuen Auflage vou Bantkie's Geschichte des polnischen Rechts und dem achten Bande
von Wiszniewski's Literatur-Geschichte nächstens die Warschauer Presse verlassen soll.

Unter den poetischen Erzeugnissen der letzten Jahre verdient Morawski's
reizendes Epos: der Edelhof meines Großvaters, wol den Ehrenplatz, und läßt
lebhaft wünschen, der Autor möge dieser eben so anziehenden als für die polni¬
sche Literatur neuen Arbeit recht bald andere folgen lassen. Goszezynski's und


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[0112] Rückblick auf die neueste polnische Literatur. Von Übersetzungen polnischer Werke hat die Neuzeit Manches gebracht. Alex. Afanasiew arbeitet an einer „Galerie polnischer Schriftsteller" in russischer Sprache, und hat bereits den „Budnik" (Wächter) und einige andere Erzählungen Kraszewski's veröffentlicht; in böhmischer Sprache erschienen: K. N. ^apär: „KolisxLöMÄ i Ltsps^" von Grabowski, ferner des gelehrten frühern Breslauer Professors Czelakvwöky „Auszüge aus der polnischen Literatur" und endlich die 2te Auflage von Hanka's „Polnischer Grammatik für Czechen". Das LuUötin as Utörawrs sei-ÄvAerL kündigt gleichfalls mehrere Uebersetzungen an, als: Odnicc's Teliegta, Grabowski's Stannica hulajpolska, Hotvwinski's Reise nach dem ge¬ lobten Lande, die Schriften Maciejowski's, Wojeicki's Klechdy u. s. w,, und selbst Amerika hat in der in Neuyork in englischer Sprache erschienenen ^geschicht¬ lichen Uebersicht der Literatur der slavischen Volker" aus der Feder Salvi's (Mad. Robinson), der Uebersetzerin der serbischen Poesien, einen sehr schätzenswerthen Beitrag geliefert, welchen die Bostoner nordamerikanische Revue beleuchtet und hin und wieder ergänzt hat. Deutschland hat am Wenigsten geleistet, denn außer der Uebersetzung Kleinpcmls von Szulc's 0 powoi-nu i-irocli^lrusliism (Küste jenseits der Oder), können wir nur noch Wurzbach's „Sprichwörter der Polen," und mehrere Beiträge erwähnen, welche I. N.Fritz inBreslau in die gelesensten Zeitschriften geschrieben hat. Was Polen selbst in letzter Zeit an den Büchermarkt gebracht hat, ist vor¬ zugsweise Product der Speculation unternehmender Warschauer und Petersbur¬ ger (!) Buchhändler, und bestehr in Uebersetzungen aus fremden Sprachen, Ori¬ ginalarbeiten und neuen Auflagen älterer Werke. Die Hauptstadt an der Newa wird mehr und mehr eine gefährliche Nebenbuhlerinn für. den polnischen Verlag und hat neuerdings Bodden Zalewski's Poesien so wir dessen Przygrawkina Stepie, serner Malezewki's Marya, Czajkowski's Schweden in Polen u. f. w. gebracht; Wilna druckte Chodzko's Litthauische Bilder, Krakau eine dritte Auflage von Silvio Pelico's Pflichten der Menschen, und Schickler in Breslau endlich die Werke Goszezynski's und Vlizarowski's. namhafte Uebersetzungen sind: Lamar- tine's eontssswlis von Kraszewski, Ponjoulat's Nistairs as ig. Kövolution von Syrokamla (Kondratowicz), so wie Camen's Liswlrc: universells, die gleich einer neuen Auflage vou Bantkie's Geschichte des polnischen Rechts und dem achten Bande von Wiszniewski's Literatur-Geschichte nächstens die Warschauer Presse verlassen soll. Unter den poetischen Erzeugnissen der letzten Jahre verdient Morawski's reizendes Epos: der Edelhof meines Großvaters, wol den Ehrenplatz, und läßt lebhaft wünschen, der Autor möge dieser eben so anziehenden als für die polni¬ sche Literatur neuen Arbeit recht bald andere folgen lassen. Goszezynski's und

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_94440/112>, abgerufen am 07.05.2024.