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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. III. Band.

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bisherigen hannöverschen Städteordnung, sonder" auf den eigenthümlichen Ver¬
hältnissen der Bergstädte beruht, welche bei den schlechten Aussichten des Berg¬
baues auch wesentliche Veränderungen erleiden werden. Schon nimmt der Staat
von deu Söhnen des Bergmannes nnr Einen noch in den Pochwerken an, wo der
Bergmann als Knabe seine Thätigkeit beginnt, und bis zum 14. Jahre seine Prü¬
gel bekommt. Die anderen Söhne müssen folglich ein Handwerk ergreifen, worauf
aber die Bergstädte bis jetzt kaum hinlänglich eingerichtet sind. Im schlimmsten
Falle muß die Commune für sie sorgen, die daher jetzt offenbar ans festen Füßen
stehen muß: Grund genug für eine Vereinigung, für die dadurch zu erreichenden
Verbesserungen und Ersparnisse. Doch ist sie vor der Hand noch an dem Über¬
stände von Clausthal gescheitert, welche als Sitz der Berghauptmannschaft, der
Bergschnle und eines Gymnasiums stolz auf die auch in pecnniairer Hinsicht ärmere
Stadt Zellerfeld herabsieht, deren Blüthezeit mit dem Aufblühen von Clausthal
vorüber war. Wird die Vereinigung endlich auch äußerlich vollzogen, was über
kurz oder lang doch geschehen wird, so ist Clausthal-Zellerfeld der Einwohnerzahl
nach, die zweite Stadt im Königreich Hannover.




Nikolaj Wasilewitfch Gogol.

Die Helden der russischen Literatur verschwinde" meist in der Blüthe ihres
Alters und aus eine tragische Art. R y lej co, der feurige Säuger des Wojnarowski
und der Nalewajka, endete auf gewaltsame Weise; Bestuschew, bekannt unter
dem Pseudonym Marliuski, der so lebensvolle Bilder aus dem Kaukasus zeichnete,
fiel von der Kugel eines Tschetschenzeu; Winiawitynow, ein Dichter von hohem
Genius und tiefem Gefühl, wurde, kaum 20 Jahre alt, eine Beute des Todes;
Alxander Puschkin, dessen inneren Kämpfen und Leiden wir die schönsten
Schöpfungen verdanken, fiel im Zweikampf, und zwar gerade zu eiuer Zeit/ wo
er die Krisis, der Exaltation glücklich überwunden hatte, und ein Trauerspiel
schuf, welches zu den kühnsten Hoffnungen berechtige" konnte; Gribojedvw,
der Verfasser der Komödie: Trauer und Verstand, dessen geistreiche Gedanken
von der Newa bis zum schwarzen Meere zum Sprichwort geworden sind, unter¬
lag in Persie", wo er mit zur russischen Gesandschaft gehörte, einem höchst trau¬
rigen Geschick; Lermontow, der geniale Dichter, der in Bezug auf Reichthum
und Färbung seiner Bilder den Sängern des Orients dreist an die Seite gestellt
werden kann, denen er hinsichtlich seines Glaubens an ein Fatum ohnehin schon
nahe stand, siel, gleich Puschkiu, jung im Zweikampfe; Polewoj endlich, als


bisherigen hannöverschen Städteordnung, sonder» auf den eigenthümlichen Ver¬
hältnissen der Bergstädte beruht, welche bei den schlechten Aussichten des Berg¬
baues auch wesentliche Veränderungen erleiden werden. Schon nimmt der Staat
von deu Söhnen des Bergmannes nnr Einen noch in den Pochwerken an, wo der
Bergmann als Knabe seine Thätigkeit beginnt, und bis zum 14. Jahre seine Prü¬
gel bekommt. Die anderen Söhne müssen folglich ein Handwerk ergreifen, worauf
aber die Bergstädte bis jetzt kaum hinlänglich eingerichtet sind. Im schlimmsten
Falle muß die Commune für sie sorgen, die daher jetzt offenbar ans festen Füßen
stehen muß: Grund genug für eine Vereinigung, für die dadurch zu erreichenden
Verbesserungen und Ersparnisse. Doch ist sie vor der Hand noch an dem Über¬
stände von Clausthal gescheitert, welche als Sitz der Berghauptmannschaft, der
Bergschnle und eines Gymnasiums stolz auf die auch in pecnniairer Hinsicht ärmere
Stadt Zellerfeld herabsieht, deren Blüthezeit mit dem Aufblühen von Clausthal
vorüber war. Wird die Vereinigung endlich auch äußerlich vollzogen, was über
kurz oder lang doch geschehen wird, so ist Clausthal-Zellerfeld der Einwohnerzahl
nach, die zweite Stadt im Königreich Hannover.




Nikolaj Wasilewitfch Gogol.

Die Helden der russischen Literatur verschwinde» meist in der Blüthe ihres
Alters und aus eine tragische Art. R y lej co, der feurige Säuger des Wojnarowski
und der Nalewajka, endete auf gewaltsame Weise; Bestuschew, bekannt unter
dem Pseudonym Marliuski, der so lebensvolle Bilder aus dem Kaukasus zeichnete,
fiel von der Kugel eines Tschetschenzeu; Winiawitynow, ein Dichter von hohem
Genius und tiefem Gefühl, wurde, kaum 20 Jahre alt, eine Beute des Todes;
Alxander Puschkin, dessen inneren Kämpfen und Leiden wir die schönsten
Schöpfungen verdanken, fiel im Zweikampf, und zwar gerade zu eiuer Zeit/ wo
er die Krisis, der Exaltation glücklich überwunden hatte, und ein Trauerspiel
schuf, welches zu den kühnsten Hoffnungen berechtige» konnte; Gribojedvw,
der Verfasser der Komödie: Trauer und Verstand, dessen geistreiche Gedanken
von der Newa bis zum schwarzen Meere zum Sprichwort geworden sind, unter¬
lag in Persie», wo er mit zur russischen Gesandschaft gehörte, einem höchst trau¬
rigen Geschick; Lermontow, der geniale Dichter, der in Bezug auf Reichthum
und Färbung seiner Bilder den Sängern des Orients dreist an die Seite gestellt
werden kann, denen er hinsichtlich seines Glaubens an ein Fatum ohnehin schon
nahe stand, siel, gleich Puschkiu, jung im Zweikampfe; Polewoj endlich, als


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_94440/30>, abgerufen am 07.05.2024.