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Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band.

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den Siegestag und ein unendliches Jauchzen und Jodeln empfing den glücklichen
Sieger, dem übrigens noch eine solidere Anerkennung wurde, der erste Sieges¬
preis, ein prächtiges Rind. Auch die übrigen Schwinger und die Turner erhielten
ihre Preise. Schmucke Sennerbnben und Bernerinnen in der Landestracht mit
den schalkhaften "Schwefelhütchen" theilten den Schwingern die Gaben zu; junge
hübsche Bürgerinnen der Stadt Bern bekränzten die Turner, die sich heute als
die stärksten der Starken bewiesen.




Die Revolution in China.

Herr Callery, der bekannte Sinolog, und Dr. Man, welcher als Arzt der
französischen Gesandtschaft die Reise nach dem Himmlischen Reiche mitgemacht,
haben soeben ein Werk über die Revolution von China herausgegeben. Dieses
Werk enthält neben einer vollständigen Zusammenstellung der wenigen bekannten
Thatsachen viele willkommene Aufschlüsse über die Bewegung im Reiche der Mitte,
und wir glauben unsern Lesern einen Dienst zu erweisen, indem wir auf diese
wichtigen Ereignisse zurückkommen.

Der Regierungsantritt des gegenwärtigen Kaisers Hier-frug (vollkommener
Ueberfluß) wurde von allen Parteien als ein hoffnungsreiches Ereignis) betrachtet;
allein die Erwartungen der chinesischen Parteien wurden getäuscht, denn Hien-
fnng gab einige Zeit lang gar kein Lebenszeichen von sich. Erst am Ä-I. November
wurde der erste Act von Bedeutung veröffentlicht. Es war die Absetzung des
ersten Ministers Mu-tschang-ha und Kiins, welcher durch seine versöhnliche und
diplomatische Haltung während des englischen Krieges dem verstorbenen Kaiser
Tao-kuang erhebliche Dienste geleistet hatte. Dies war ein Sieg der chinesischen
Fraction, und die Nachfolger der beiden wurden ans den Feinden der Europäer
gewählt. Die Reform schien dem jungen Kaiser wenig Glück zu bringen, denn
nicht lange nach der Absetzung der genannten hohen Beamten gelaugte die
erste Nachricht von der Revolution in Knäng-si nach Peking. Diese Nachrichten
machten einen um so größern Eindruck, als verschiedene unglückschwangere Pro-
phezeihungen im Volke verbreitet waren. Es hieß, daß im 48. Jahre des gegen¬
wärtigen Cyclus, das heißt im Jahre die nationale Dynastie der Ming
wiederhergestellt werden sollte. So habe ein Seher vorhergesagt. Die Unrnhe
im ganzen Lande war so groß, daß selbst diejenigen der englischen Journale, die
später der Bewegung jede Bedeutung abzusprechen versuchten, eine Revolution im
Anzüge sahen.

Es war ein junger Mann aufgetreten, allen unbekannt bisher, welcher die
Sendung übernommen, China von der Dynastie der Mandschu zu befreien. Die


den Siegestag und ein unendliches Jauchzen und Jodeln empfing den glücklichen
Sieger, dem übrigens noch eine solidere Anerkennung wurde, der erste Sieges¬
preis, ein prächtiges Rind. Auch die übrigen Schwinger und die Turner erhielten
ihre Preise. Schmucke Sennerbnben und Bernerinnen in der Landestracht mit
den schalkhaften „Schwefelhütchen" theilten den Schwingern die Gaben zu; junge
hübsche Bürgerinnen der Stadt Bern bekränzten die Turner, die sich heute als
die stärksten der Starken bewiesen.




Die Revolution in China.

Herr Callery, der bekannte Sinolog, und Dr. Man, welcher als Arzt der
französischen Gesandtschaft die Reise nach dem Himmlischen Reiche mitgemacht,
haben soeben ein Werk über die Revolution von China herausgegeben. Dieses
Werk enthält neben einer vollständigen Zusammenstellung der wenigen bekannten
Thatsachen viele willkommene Aufschlüsse über die Bewegung im Reiche der Mitte,
und wir glauben unsern Lesern einen Dienst zu erweisen, indem wir auf diese
wichtigen Ereignisse zurückkommen.

Der Regierungsantritt des gegenwärtigen Kaisers Hier-frug (vollkommener
Ueberfluß) wurde von allen Parteien als ein hoffnungsreiches Ereignis) betrachtet;
allein die Erwartungen der chinesischen Parteien wurden getäuscht, denn Hien-
fnng gab einige Zeit lang gar kein Lebenszeichen von sich. Erst am Ä-I. November
wurde der erste Act von Bedeutung veröffentlicht. Es war die Absetzung des
ersten Ministers Mu-tschang-ha und Kiins, welcher durch seine versöhnliche und
diplomatische Haltung während des englischen Krieges dem verstorbenen Kaiser
Tao-kuang erhebliche Dienste geleistet hatte. Dies war ein Sieg der chinesischen
Fraction, und die Nachfolger der beiden wurden ans den Feinden der Europäer
gewählt. Die Reform schien dem jungen Kaiser wenig Glück zu bringen, denn
nicht lange nach der Absetzung der genannten hohen Beamten gelaugte die
erste Nachricht von der Revolution in Knäng-si nach Peking. Diese Nachrichten
machten einen um so größern Eindruck, als verschiedene unglückschwangere Pro-
phezeihungen im Volke verbreitet waren. Es hieß, daß im 48. Jahre des gegen¬
wärtigen Cyclus, das heißt im Jahre die nationale Dynastie der Ming
wiederhergestellt werden sollte. So habe ein Seher vorhergesagt. Die Unrnhe
im ganzen Lande war so groß, daß selbst diejenigen der englischen Journale, die
später der Bewegung jede Bedeutung abzusprechen versuchten, eine Revolution im
Anzüge sahen.

Es war ein junger Mann aufgetreten, allen unbekannt bisher, welcher die
Sendung übernommen, China von der Dynastie der Mandschu zu befreien. Die


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[0175] den Siegestag und ein unendliches Jauchzen und Jodeln empfing den glücklichen Sieger, dem übrigens noch eine solidere Anerkennung wurde, der erste Sieges¬ preis, ein prächtiges Rind. Auch die übrigen Schwinger und die Turner erhielten ihre Preise. Schmucke Sennerbnben und Bernerinnen in der Landestracht mit den schalkhaften „Schwefelhütchen" theilten den Schwingern die Gaben zu; junge hübsche Bürgerinnen der Stadt Bern bekränzten die Turner, die sich heute als die stärksten der Starken bewiesen. Die Revolution in China. Herr Callery, der bekannte Sinolog, und Dr. Man, welcher als Arzt der französischen Gesandtschaft die Reise nach dem Himmlischen Reiche mitgemacht, haben soeben ein Werk über die Revolution von China herausgegeben. Dieses Werk enthält neben einer vollständigen Zusammenstellung der wenigen bekannten Thatsachen viele willkommene Aufschlüsse über die Bewegung im Reiche der Mitte, und wir glauben unsern Lesern einen Dienst zu erweisen, indem wir auf diese wichtigen Ereignisse zurückkommen. Der Regierungsantritt des gegenwärtigen Kaisers Hier-frug (vollkommener Ueberfluß) wurde von allen Parteien als ein hoffnungsreiches Ereignis) betrachtet; allein die Erwartungen der chinesischen Parteien wurden getäuscht, denn Hien- fnng gab einige Zeit lang gar kein Lebenszeichen von sich. Erst am Ä-I. November wurde der erste Act von Bedeutung veröffentlicht. Es war die Absetzung des ersten Ministers Mu-tschang-ha und Kiins, welcher durch seine versöhnliche und diplomatische Haltung während des englischen Krieges dem verstorbenen Kaiser Tao-kuang erhebliche Dienste geleistet hatte. Dies war ein Sieg der chinesischen Fraction, und die Nachfolger der beiden wurden ans den Feinden der Europäer gewählt. Die Reform schien dem jungen Kaiser wenig Glück zu bringen, denn nicht lange nach der Absetzung der genannten hohen Beamten gelaugte die erste Nachricht von der Revolution in Knäng-si nach Peking. Diese Nachrichten machten einen um so größern Eindruck, als verschiedene unglückschwangere Pro- phezeihungen im Volke verbreitet waren. Es hieß, daß im 48. Jahre des gegen¬ wärtigen Cyclus, das heißt im Jahre die nationale Dynastie der Ming wiederhergestellt werden sollte. So habe ein Seher vorhergesagt. Die Unrnhe im ganzen Lande war so groß, daß selbst diejenigen der englischen Journale, die später der Bewegung jede Bedeutung abzusprechen versuchten, eine Revolution im Anzüge sahen. Es war ein junger Mann aufgetreten, allen unbekannt bisher, welcher die Sendung übernommen, China von der Dynastie der Mandschu zu befreien. Die

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_96174/175>, abgerufen am 06.05.2024.