Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Upar versichert, daß dieser Brief von einem sehr urtheilsfähigem und ernsten
Manne herrühre, welcher durch seine Bildung sozusagen zwei Racen angehört.
Was das erwähnte Buch betrifft, soll es wirklich existiren und Upar behauptet,
ein Exemplar davon in seinen Händen gehabt zu haben.




Die N a t i o n a l z e i t u n g.

In Ur. 2i- brachten wir bei Gelegenheit einer von der Nationalzeitnng
ausgegangenen Schrift einige Bemerkungen über die veränderte Haltung in der
Demokratie, über die wir unsre große Befriedigung aussprachen. Wenn wir einige
Polemik über die frühere Haltung derselben anknüpften, so geschah es weniger,
um alte unfruchtbare Streitfragen wieder aufzurühren, als in dem Wunsch, eine
Verständigung anzubahnen.

Die Nationalzeitung hat gegenwärtig darauf geantwortet. Wir wollen von
dem verdrießlichen Ton dieser Antwort absehen und uus lediglich an die Sache
halten. Wir thun das um so lieber, da wir uns mit der Haltung der National¬
zeitnng in den letzten Monaten, namentlich in der orientalischen Frage, voll¬
kommen einverstanden erklären können. Sie hat in dieser Frage die durchaus
richtigen Principien vertreten und sie hat es mit Verstand und Sachkenntniß gethan.

Leider aber müssen wir bekennen, daß uns in jener Autwort vieles ganz
unverständlich ist. Gleich im Anfang wird von den Grenzboten gesagt, sie wären
"das einzige Tagcsblatt, welches noch als Organ der einst in der journalistischen Lite¬
ratur so reich vertretenen gothaer Partei angesehen werden kann und sich selbst noch
als Organ dieser Partei gerirt." Dagegen haben wir einzuwenden, erstens daß
wir kein Tagesblatt sind, zweitens daß wir nie ein Organ der Gothaer Partei
gewesen sind und uns anch nie als ein solches gerirt haben, weil eine Zeitschrift
nur dann das Organ einer Partei genannt werden kann, wen" sie von derselben
inflnenzirt wird. Das ist aber bei uns nicht der Fall gewesen, und unsers
Wissens sind in diesem Sinn nnr die Deutsche Zeitung und die Cvnstitutivnelle
Zeitung Organe der Partei gewesen. Endlich.drittens ist uns unbekannt, daß
mit Ausnahme dieser beiden Blätter, die eingegangen sind, irgend eins von den
Blättern, die früher die Gothaer, d. h. die constitutionelle Partei vertraten, von
der Partei abgefallen ist. Soviel wir wissen, gehören die Kölnische, die Breslauer,
die Weser-, die Reichszeitnng, die Deutsche Allgemeine Zeitung und ein Dutzend
andere von geringerem Umfang noch immer zur constitutionellen Partei, grade
wie die Grenzboten. Was also die Nativnalzeituug mit jeuer Bemerkung hat
sagen wollen, ist uns unverständlich.

Weiter erklärt die Nationalzeitnng: "sie habe sich niemals für ein Organ


Upar versichert, daß dieser Brief von einem sehr urtheilsfähigem und ernsten
Manne herrühre, welcher durch seine Bildung sozusagen zwei Racen angehört.
Was das erwähnte Buch betrifft, soll es wirklich existiren und Upar behauptet,
ein Exemplar davon in seinen Händen gehabt zu haben.




Die N a t i o n a l z e i t u n g.

In Ur. 2i- brachten wir bei Gelegenheit einer von der Nationalzeitnng
ausgegangenen Schrift einige Bemerkungen über die veränderte Haltung in der
Demokratie, über die wir unsre große Befriedigung aussprachen. Wenn wir einige
Polemik über die frühere Haltung derselben anknüpften, so geschah es weniger,
um alte unfruchtbare Streitfragen wieder aufzurühren, als in dem Wunsch, eine
Verständigung anzubahnen.

Die Nationalzeitung hat gegenwärtig darauf geantwortet. Wir wollen von
dem verdrießlichen Ton dieser Antwort absehen und uus lediglich an die Sache
halten. Wir thun das um so lieber, da wir uns mit der Haltung der National¬
zeitnng in den letzten Monaten, namentlich in der orientalischen Frage, voll¬
kommen einverstanden erklären können. Sie hat in dieser Frage die durchaus
richtigen Principien vertreten und sie hat es mit Verstand und Sachkenntniß gethan.

Leider aber müssen wir bekennen, daß uns in jener Autwort vieles ganz
unverständlich ist. Gleich im Anfang wird von den Grenzboten gesagt, sie wären
„das einzige Tagcsblatt, welches noch als Organ der einst in der journalistischen Lite¬
ratur so reich vertretenen gothaer Partei angesehen werden kann und sich selbst noch
als Organ dieser Partei gerirt." Dagegen haben wir einzuwenden, erstens daß
wir kein Tagesblatt sind, zweitens daß wir nie ein Organ der Gothaer Partei
gewesen sind und uns anch nie als ein solches gerirt haben, weil eine Zeitschrift
nur dann das Organ einer Partei genannt werden kann, wen» sie von derselben
inflnenzirt wird. Das ist aber bei uns nicht der Fall gewesen, und unsers
Wissens sind in diesem Sinn nnr die Deutsche Zeitung und die Cvnstitutivnelle
Zeitung Organe der Partei gewesen. Endlich.drittens ist uns unbekannt, daß
mit Ausnahme dieser beiden Blätter, die eingegangen sind, irgend eins von den
Blättern, die früher die Gothaer, d. h. die constitutionelle Partei vertraten, von
der Partei abgefallen ist. Soviel wir wissen, gehören die Kölnische, die Breslauer,
die Weser-, die Reichszeitnng, die Deutsche Allgemeine Zeitung und ein Dutzend
andere von geringerem Umfang noch immer zur constitutionellen Partei, grade
wie die Grenzboten. Was also die Nativnalzeituug mit jeuer Bemerkung hat
sagen wollen, ist uns unverständlich.

Weiter erklärt die Nationalzeitnng: „sie habe sich niemals für ein Organ


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0269" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/96444"/>
            <p xml:id="ID_931"> Upar versichert, daß dieser Brief von einem sehr urtheilsfähigem und ernsten<lb/>
Manne herrühre, welcher durch seine Bildung sozusagen zwei Racen angehört.<lb/>
Was das erwähnte Buch betrifft, soll es wirklich existiren und Upar behauptet,<lb/>
ein Exemplar davon in seinen Händen gehabt zu haben.</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          </div>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Die N a t i o n a l z e i t u n g.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_932"> In Ur. 2i- brachten wir bei Gelegenheit einer von der Nationalzeitnng<lb/>
ausgegangenen Schrift einige Bemerkungen über die veränderte Haltung in der<lb/>
Demokratie, über die wir unsre große Befriedigung aussprachen. Wenn wir einige<lb/>
Polemik über die frühere Haltung derselben anknüpften, so geschah es weniger,<lb/>
um alte unfruchtbare Streitfragen wieder aufzurühren, als in dem Wunsch, eine<lb/>
Verständigung anzubahnen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_933"> Die Nationalzeitung hat gegenwärtig darauf geantwortet. Wir wollen von<lb/>
dem verdrießlichen Ton dieser Antwort absehen und uus lediglich an die Sache<lb/>
halten. Wir thun das um so lieber, da wir uns mit der Haltung der National¬<lb/>
zeitnng in den letzten Monaten, namentlich in der orientalischen Frage, voll¬<lb/>
kommen einverstanden erklären können. Sie hat in dieser Frage die durchaus<lb/>
richtigen Principien vertreten und sie hat es mit Verstand und Sachkenntniß gethan.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_934"> Leider aber müssen wir bekennen, daß uns in jener Autwort vieles ganz<lb/>
unverständlich ist. Gleich im Anfang wird von den Grenzboten gesagt, sie wären<lb/>
&#x201E;das einzige Tagcsblatt, welches noch als Organ der einst in der journalistischen Lite¬<lb/>
ratur so reich vertretenen gothaer Partei angesehen werden kann und sich selbst noch<lb/>
als Organ dieser Partei gerirt." Dagegen haben wir einzuwenden, erstens daß<lb/>
wir kein Tagesblatt sind, zweitens daß wir nie ein Organ der Gothaer Partei<lb/>
gewesen sind und uns anch nie als ein solches gerirt haben, weil eine Zeitschrift<lb/>
nur dann das Organ einer Partei genannt werden kann, wen» sie von derselben<lb/>
inflnenzirt wird. Das ist aber bei uns nicht der Fall gewesen, und unsers<lb/>
Wissens sind in diesem Sinn nnr die Deutsche Zeitung und die Cvnstitutivnelle<lb/>
Zeitung Organe der Partei gewesen. Endlich.drittens ist uns unbekannt, daß<lb/>
mit Ausnahme dieser beiden Blätter, die eingegangen sind, irgend eins von den<lb/>
Blättern, die früher die Gothaer, d. h. die constitutionelle Partei vertraten, von<lb/>
der Partei abgefallen ist. Soviel wir wissen, gehören die Kölnische, die Breslauer,<lb/>
die Weser-, die Reichszeitnng, die Deutsche Allgemeine Zeitung und ein Dutzend<lb/>
andere von geringerem Umfang noch immer zur constitutionellen Partei, grade<lb/>
wie die Grenzboten. Was also die Nativnalzeituug mit jeuer Bemerkung hat<lb/>
sagen wollen, ist uns unverständlich.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_935"> Weiter erklärt die Nationalzeitnng: &#x201E;sie habe sich niemals für ein Organ</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0269] Upar versichert, daß dieser Brief von einem sehr urtheilsfähigem und ernsten Manne herrühre, welcher durch seine Bildung sozusagen zwei Racen angehört. Was das erwähnte Buch betrifft, soll es wirklich existiren und Upar behauptet, ein Exemplar davon in seinen Händen gehabt zu haben. Die N a t i o n a l z e i t u n g. In Ur. 2i- brachten wir bei Gelegenheit einer von der Nationalzeitnng ausgegangenen Schrift einige Bemerkungen über die veränderte Haltung in der Demokratie, über die wir unsre große Befriedigung aussprachen. Wenn wir einige Polemik über die frühere Haltung derselben anknüpften, so geschah es weniger, um alte unfruchtbare Streitfragen wieder aufzurühren, als in dem Wunsch, eine Verständigung anzubahnen. Die Nationalzeitung hat gegenwärtig darauf geantwortet. Wir wollen von dem verdrießlichen Ton dieser Antwort absehen und uus lediglich an die Sache halten. Wir thun das um so lieber, da wir uns mit der Haltung der National¬ zeitnng in den letzten Monaten, namentlich in der orientalischen Frage, voll¬ kommen einverstanden erklären können. Sie hat in dieser Frage die durchaus richtigen Principien vertreten und sie hat es mit Verstand und Sachkenntniß gethan. Leider aber müssen wir bekennen, daß uns in jener Autwort vieles ganz unverständlich ist. Gleich im Anfang wird von den Grenzboten gesagt, sie wären „das einzige Tagcsblatt, welches noch als Organ der einst in der journalistischen Lite¬ ratur so reich vertretenen gothaer Partei angesehen werden kann und sich selbst noch als Organ dieser Partei gerirt." Dagegen haben wir einzuwenden, erstens daß wir kein Tagesblatt sind, zweitens daß wir nie ein Organ der Gothaer Partei gewesen sind und uns anch nie als ein solches gerirt haben, weil eine Zeitschrift nur dann das Organ einer Partei genannt werden kann, wen» sie von derselben inflnenzirt wird. Das ist aber bei uns nicht der Fall gewesen, und unsers Wissens sind in diesem Sinn nnr die Deutsche Zeitung und die Cvnstitutivnelle Zeitung Organe der Partei gewesen. Endlich.drittens ist uns unbekannt, daß mit Ausnahme dieser beiden Blätter, die eingegangen sind, irgend eins von den Blättern, die früher die Gothaer, d. h. die constitutionelle Partei vertraten, von der Partei abgefallen ist. Soviel wir wissen, gehören die Kölnische, die Breslauer, die Weser-, die Reichszeitnng, die Deutsche Allgemeine Zeitung und ein Dutzend andere von geringerem Umfang noch immer zur constitutionellen Partei, grade wie die Grenzboten. Was also die Nativnalzeituug mit jeuer Bemerkung hat sagen wollen, ist uns unverständlich. Weiter erklärt die Nationalzeitnng: „sie habe sich niemals für ein Organ

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_96174
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_96174/269
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_96174/269>, abgerufen am 06.05.2024.