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Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band.

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bisher uugcdnickttti Urkunden. Nach dem Englischen des W. Forsyth von
I. Sept't. 1. Bd. Leipzig, Amelang, --

Mit der i. und ü. Lieferung ist nun der >I> Be>ut dieses höchst interessanten
Werkes, auf das wir bereits bei seinem Entstehen hingedeutet, vollendet. Wir
behalten uus vor, nach dem vollständigen Erscheinen desselben, das in nächster
Zeit in Aussicht gestellt ist, ausführlich darauf zurückzukommen. --




Die zahlreichen Mandatsnicderlegungen in beiden Kammern verdienen wol
auch die Aufmerksamkeit der liberalen Partei anzuregen. Man versichert, alle
Fractionen seien davon betroffen. Ist um auch unter denen, die ihre Demission
eingereicht haben, soviel wir wissen, kein bedeutender Name aus den Reihen der
Opposition genannt worden, so war doch die Linke seit den letzten Wahlen keines¬
wegs zahlreich genug vertreten, um irgend welchen Verlust gleichmüthig ertra¬
gen zu können. Sie zählte, wenn das Gedächtniß nicht trügt, ungefähr sechs
bis zehn Mitglieder in der ersten Kammer und fünfzig bis sechzig in der zweiten.
Die Opposition im allgemeinen, verstärkt durch die altpreußischen und die in
manchen Fällen bedenklichen katholischen Bundesgenossen, war natürlich um vieles
stärker. Ob die Katholiken auch diesmal nnter allen Umständen zu den Unsrigen
halten werden, wer möchte es mit Sicherheit behaupten. Was innerhalb der ka¬
tholischen Fraction (wir meinen hier immer die klerikale) vorgeht, tritt nicht so
schnell und deutlich zu Tage. Die Katholiken haben vermittelst der Opposition,
die ihnen, wie sie dessen selbst wol kein Hehl haben, stets nnr Mittel zum Zweck
war, ihre Absichten nicht durchgesetzt und es ist keine Bürgschaft dafür gegeben,
daß sie es nicht einmal auf einem anderen, diesmal gouvernementalen, Wege ver¬
suchen werden. Die Polemik zwischen den Organen der politischen Rechten und
den ihrigen ist während der letzteren Zeit in auffallender Weise milde, gemäßigt,
abgeschwächt erschienen. Sie machte zuweilen, auf der Seite der Rechten, den
Eindruck verhüllter Avancen und leiser Versuche zur Aussöhnung. Wie dem nun
auch sein mag, es kann sich zwischen der Linken und den Katholiken doch nur um
eine auf bestimmte Punkte gerichtete und in diesen allein zuverlässige Koalition
handeln. Die katholische Fraction wird in mehren politischen Haupt- und Le¬
bensfragen stets auseinanderfallen und der Rechten ein nicht unbedeutendes
Contingent zuführen. Die Linke thut daher jedenfalls wohl daran, auf ihrer Hut
zu sein und die nothwendig gewordenen Ersatzwahlen, deren Zahl sich schon jetzt
auf sechsundzwanzig beläuft, ins Auge zu fassen.

Die Wachsamkeit und Energie der Linken bei den bevorstehenden Einzelwah-


bisher uugcdnickttti Urkunden. Nach dem Englischen des W. Forsyth von
I. Sept't. 1. Bd. Leipzig, Amelang, —

Mit der i. und ü. Lieferung ist nun der >I> Be>ut dieses höchst interessanten
Werkes, auf das wir bereits bei seinem Entstehen hingedeutet, vollendet. Wir
behalten uus vor, nach dem vollständigen Erscheinen desselben, das in nächster
Zeit in Aussicht gestellt ist, ausführlich darauf zurückzukommen. —




Die zahlreichen Mandatsnicderlegungen in beiden Kammern verdienen wol
auch die Aufmerksamkeit der liberalen Partei anzuregen. Man versichert, alle
Fractionen seien davon betroffen. Ist um auch unter denen, die ihre Demission
eingereicht haben, soviel wir wissen, kein bedeutender Name aus den Reihen der
Opposition genannt worden, so war doch die Linke seit den letzten Wahlen keines¬
wegs zahlreich genug vertreten, um irgend welchen Verlust gleichmüthig ertra¬
gen zu können. Sie zählte, wenn das Gedächtniß nicht trügt, ungefähr sechs
bis zehn Mitglieder in der ersten Kammer und fünfzig bis sechzig in der zweiten.
Die Opposition im allgemeinen, verstärkt durch die altpreußischen und die in
manchen Fällen bedenklichen katholischen Bundesgenossen, war natürlich um vieles
stärker. Ob die Katholiken auch diesmal nnter allen Umständen zu den Unsrigen
halten werden, wer möchte es mit Sicherheit behaupten. Was innerhalb der ka¬
tholischen Fraction (wir meinen hier immer die klerikale) vorgeht, tritt nicht so
schnell und deutlich zu Tage. Die Katholiken haben vermittelst der Opposition,
die ihnen, wie sie dessen selbst wol kein Hehl haben, stets nnr Mittel zum Zweck
war, ihre Absichten nicht durchgesetzt und es ist keine Bürgschaft dafür gegeben,
daß sie es nicht einmal auf einem anderen, diesmal gouvernementalen, Wege ver¬
suchen werden. Die Polemik zwischen den Organen der politischen Rechten und
den ihrigen ist während der letzteren Zeit in auffallender Weise milde, gemäßigt,
abgeschwächt erschienen. Sie machte zuweilen, auf der Seite der Rechten, den
Eindruck verhüllter Avancen und leiser Versuche zur Aussöhnung. Wie dem nun
auch sein mag, es kann sich zwischen der Linken und den Katholiken doch nur um
eine auf bestimmte Punkte gerichtete und in diesen allein zuverlässige Koalition
handeln. Die katholische Fraction wird in mehren politischen Haupt- und Le¬
bensfragen stets auseinanderfallen und der Rechten ein nicht unbedeutendes
Contingent zuführen. Die Linke thut daher jedenfalls wohl daran, auf ihrer Hut
zu sein und die nothwendig gewordenen Ersatzwahlen, deren Zahl sich schon jetzt
auf sechsundzwanzig beläuft, ins Auge zu fassen.

Die Wachsamkeit und Energie der Linken bei den bevorstehenden Einzelwah-


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[0274] bisher uugcdnickttti Urkunden. Nach dem Englischen des W. Forsyth von I. Sept't. 1. Bd. Leipzig, Amelang, — Mit der i. und ü. Lieferung ist nun der >I> Be>ut dieses höchst interessanten Werkes, auf das wir bereits bei seinem Entstehen hingedeutet, vollendet. Wir behalten uus vor, nach dem vollständigen Erscheinen desselben, das in nächster Zeit in Aussicht gestellt ist, ausführlich darauf zurückzukommen. — Die zahlreichen Mandatsnicderlegungen in beiden Kammern verdienen wol auch die Aufmerksamkeit der liberalen Partei anzuregen. Man versichert, alle Fractionen seien davon betroffen. Ist um auch unter denen, die ihre Demission eingereicht haben, soviel wir wissen, kein bedeutender Name aus den Reihen der Opposition genannt worden, so war doch die Linke seit den letzten Wahlen keines¬ wegs zahlreich genug vertreten, um irgend welchen Verlust gleichmüthig ertra¬ gen zu können. Sie zählte, wenn das Gedächtniß nicht trügt, ungefähr sechs bis zehn Mitglieder in der ersten Kammer und fünfzig bis sechzig in der zweiten. Die Opposition im allgemeinen, verstärkt durch die altpreußischen und die in manchen Fällen bedenklichen katholischen Bundesgenossen, war natürlich um vieles stärker. Ob die Katholiken auch diesmal nnter allen Umständen zu den Unsrigen halten werden, wer möchte es mit Sicherheit behaupten. Was innerhalb der ka¬ tholischen Fraction (wir meinen hier immer die klerikale) vorgeht, tritt nicht so schnell und deutlich zu Tage. Die Katholiken haben vermittelst der Opposition, die ihnen, wie sie dessen selbst wol kein Hehl haben, stets nnr Mittel zum Zweck war, ihre Absichten nicht durchgesetzt und es ist keine Bürgschaft dafür gegeben, daß sie es nicht einmal auf einem anderen, diesmal gouvernementalen, Wege ver¬ suchen werden. Die Polemik zwischen den Organen der politischen Rechten und den ihrigen ist während der letzteren Zeit in auffallender Weise milde, gemäßigt, abgeschwächt erschienen. Sie machte zuweilen, auf der Seite der Rechten, den Eindruck verhüllter Avancen und leiser Versuche zur Aussöhnung. Wie dem nun auch sein mag, es kann sich zwischen der Linken und den Katholiken doch nur um eine auf bestimmte Punkte gerichtete und in diesen allein zuverlässige Koalition handeln. Die katholische Fraction wird in mehren politischen Haupt- und Le¬ bensfragen stets auseinanderfallen und der Rechten ein nicht unbedeutendes Contingent zuführen. Die Linke thut daher jedenfalls wohl daran, auf ihrer Hut zu sein und die nothwendig gewordenen Ersatzwahlen, deren Zahl sich schon jetzt auf sechsundzwanzig beläuft, ins Auge zu fassen. Die Wachsamkeit und Energie der Linken bei den bevorstehenden Einzelwah-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_96706/274>, abgerufen am 19.05.2024.