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Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. IV. Band.

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Quellen aufgedeckt, aus welchen, was früher irgendeinmal schön gewesen war,
für unsre Bildung wiedergewonnen wurde. Man gewann Interesse an der"
deutschen Vergangenheit und eine sentimentale Frömmigkeit suchte wieder das
bunte Dämmerlicht der alten Kirchen. Das Verständniß der alten Bau¬
kunst wurde allgemeiner, man mühte sich die Kirchen im romanischen und
germanischen Stil wieder mit den bunten Fenstern zu schmücken, welche
die Zeit zertrümmert, oder fünfzig Jahre früher der Glaser achselzuckend
gegen weiße Scheiben eingetauscht hatte. Etwa vom Jahre 1820 an wurde
die Glasmalerei in Deutschland aufs neue gefunden. Zu gleicher Zeit malte
Albert Höker aus Breslau einige Fenster des Schlosses zu Marienburg und der
Nürnberger Michael Sigismund Frank aus Bestellung des Königs Ludwig die
Fenster des Domes von Regensburg. Schnell entwickelte sich die neue Kunst,
am besten in einer großartigen Anstalt zu München. Aus ihr sind die Fenster
des kölner Domes und die der Salvatorkirche zu Kilntown in England als
Meisterwerke hervorgegangen. Sie ist gegenwärtig die erste der Welt, denn
was die Porzellanmanufactur zu Svvres und das Atelier Marüchals zu Metz
hervorbringen, kann sich mit ihr nicht messen. Jetzt gebietet die Kunst über
technische Hilfsmittel, welche den frühern Jahrhunderten ganz unbekannt waren.
Tafeln, deren Größe das Mittelalter nicht gekannt hat, können mit einer Fülle
von Farben bedeckt werden, die den alten Meistern märchenhaft erschienen
wären. Die schönsten Zeichnungen von bester Künstlerhand, mit jeder Rücksicht
auf die architektonische Aufstellung entworfen, können jetzt mit aller Treue in
voller Farbenpracht auf Glas ausgeführt werden. Jede Aufgabe, welche der
Ku'chenstil oder die Laune eines reichen Privatmanns ihr stellt, vermag sie
zu erfüllen. Kaum gibt es noch ein Kunststück des Alterthums, welches sie
nicht durch ihre Mittel geschickter zu übertreffen versteht, sie ist mit größter
Schnelligkeit zu einer hohen Stufe der Ausbildung gekommen. -- Nur eins fehlt
ihr, wie mancher Kunstrichtung der Gegenwart, -- der sichere Boden, ein fester
Zusammenhang mit den Bedürfnissen der Gegenwart, die innerlichste Noth¬
wendigkeit.




Amerikanische Literatur.

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Karl Le/.ö. Dessau, Gebrüder Katz.

Die amerikanische Literatur hat in neuester Zeit einen so bedeutenden Um¬
fang gewonnen und bietet im Einzelnen soviel Interessantes, daß sie unsre


Quellen aufgedeckt, aus welchen, was früher irgendeinmal schön gewesen war,
für unsre Bildung wiedergewonnen wurde. Man gewann Interesse an der"
deutschen Vergangenheit und eine sentimentale Frömmigkeit suchte wieder das
bunte Dämmerlicht der alten Kirchen. Das Verständniß der alten Bau¬
kunst wurde allgemeiner, man mühte sich die Kirchen im romanischen und
germanischen Stil wieder mit den bunten Fenstern zu schmücken, welche
die Zeit zertrümmert, oder fünfzig Jahre früher der Glaser achselzuckend
gegen weiße Scheiben eingetauscht hatte. Etwa vom Jahre 1820 an wurde
die Glasmalerei in Deutschland aufs neue gefunden. Zu gleicher Zeit malte
Albert Höker aus Breslau einige Fenster des Schlosses zu Marienburg und der
Nürnberger Michael Sigismund Frank aus Bestellung des Königs Ludwig die
Fenster des Domes von Regensburg. Schnell entwickelte sich die neue Kunst,
am besten in einer großartigen Anstalt zu München. Aus ihr sind die Fenster
des kölner Domes und die der Salvatorkirche zu Kilntown in England als
Meisterwerke hervorgegangen. Sie ist gegenwärtig die erste der Welt, denn
was die Porzellanmanufactur zu Svvres und das Atelier Marüchals zu Metz
hervorbringen, kann sich mit ihr nicht messen. Jetzt gebietet die Kunst über
technische Hilfsmittel, welche den frühern Jahrhunderten ganz unbekannt waren.
Tafeln, deren Größe das Mittelalter nicht gekannt hat, können mit einer Fülle
von Farben bedeckt werden, die den alten Meistern märchenhaft erschienen
wären. Die schönsten Zeichnungen von bester Künstlerhand, mit jeder Rücksicht
auf die architektonische Aufstellung entworfen, können jetzt mit aller Treue in
voller Farbenpracht auf Glas ausgeführt werden. Jede Aufgabe, welche der
Ku'chenstil oder die Laune eines reichen Privatmanns ihr stellt, vermag sie
zu erfüllen. Kaum gibt es noch ein Kunststück des Alterthums, welches sie
nicht durch ihre Mittel geschickter zu übertreffen versteht, sie ist mit größter
Schnelligkeit zu einer hohen Stufe der Ausbildung gekommen. — Nur eins fehlt
ihr, wie mancher Kunstrichtung der Gegenwart, — der sichere Boden, ein fester
Zusammenhang mit den Bedürfnissen der Gegenwart, die innerlichste Noth¬
wendigkeit.




Amerikanische Literatur.

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Karl Le/.ö. Dessau, Gebrüder Katz.

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fang gewonnen und bietet im Einzelnen soviel Interessantes, daß sie unsre


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[0294] Quellen aufgedeckt, aus welchen, was früher irgendeinmal schön gewesen war, für unsre Bildung wiedergewonnen wurde. Man gewann Interesse an der" deutschen Vergangenheit und eine sentimentale Frömmigkeit suchte wieder das bunte Dämmerlicht der alten Kirchen. Das Verständniß der alten Bau¬ kunst wurde allgemeiner, man mühte sich die Kirchen im romanischen und germanischen Stil wieder mit den bunten Fenstern zu schmücken, welche die Zeit zertrümmert, oder fünfzig Jahre früher der Glaser achselzuckend gegen weiße Scheiben eingetauscht hatte. Etwa vom Jahre 1820 an wurde die Glasmalerei in Deutschland aufs neue gefunden. Zu gleicher Zeit malte Albert Höker aus Breslau einige Fenster des Schlosses zu Marienburg und der Nürnberger Michael Sigismund Frank aus Bestellung des Königs Ludwig die Fenster des Domes von Regensburg. Schnell entwickelte sich die neue Kunst, am besten in einer großartigen Anstalt zu München. Aus ihr sind die Fenster des kölner Domes und die der Salvatorkirche zu Kilntown in England als Meisterwerke hervorgegangen. Sie ist gegenwärtig die erste der Welt, denn was die Porzellanmanufactur zu Svvres und das Atelier Marüchals zu Metz hervorbringen, kann sich mit ihr nicht messen. Jetzt gebietet die Kunst über technische Hilfsmittel, welche den frühern Jahrhunderten ganz unbekannt waren. Tafeln, deren Größe das Mittelalter nicht gekannt hat, können mit einer Fülle von Farben bedeckt werden, die den alten Meistern märchenhaft erschienen wären. Die schönsten Zeichnungen von bester Künstlerhand, mit jeder Rücksicht auf die architektonische Aufstellung entworfen, können jetzt mit aller Treue in voller Farbenpracht auf Glas ausgeführt werden. Jede Aufgabe, welche der Ku'chenstil oder die Laune eines reichen Privatmanns ihr stellt, vermag sie zu erfüllen. Kaum gibt es noch ein Kunststück des Alterthums, welches sie nicht durch ihre Mittel geschickter zu übertreffen versteht, sie ist mit größter Schnelligkeit zu einer hohen Stufe der Ausbildung gekommen. — Nur eins fehlt ihr, wie mancher Kunstrichtung der Gegenwart, — der sichere Boden, ein fester Zusammenhang mit den Bedürfnissen der Gegenwart, die innerlichste Noth¬ wendigkeit. Amerikanische Literatur. 8ti>nclsrcl ^nul lehr »uUicirs. t'ubllskLit »inter tuo superinlenclvnve »s or. Karl Le/.ö. Dessau, Gebrüder Katz. Die amerikanische Literatur hat in neuester Zeit einen so bedeutenden Um¬ fang gewonnen und bietet im Einzelnen soviel Interessantes, daß sie unsre

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_100453/294>, abgerufen am 27.04.2024.