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Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. I. Band.

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Vorwürfe wegen seines Verfahrens gegenüber dein General Fvrey gemacht. Ihr
Berichterstatter vermag nicht zu unterscheiden, was an den in Umlauf begriffenen
Gerüchten wahr und was falsch ist, aber er will sie Ihnen nicht vorenthalten, weil
sie mindestens annähernd die französischen Armcezuständc zu charakterisiren vermögen.
General Forey, Commandant der. ersten Divifuw des ersten, unter General,
Pelissier stehenden Armeecorps der Krimarmee, war, so heißt es, bei den jüngsten Ver¬
änderungen in Hinsicht auf die Neueintheilung des Opcrationsheeres ungerecht be¬
handelt, imbcsvndcrn wie es scheint gegenüber Pelissier zurückgesetzt worden.
Es kam hierzu, daß durch den Generalissimus Canrobert in dessen Rapporten
jüngst seines Namens nur wenig und allerletzt gar nicht Erwähnung geschehen war.
Dieser letztere Umstand scheint ihm Anlaß geworden zu sein, sich gegen den Ober-
general in gereizter Weise auszusprechen; ihm zu sagen, er wisse, woher sich diese
Zurücksetzung schreibe: sie sei die Folge seiner zum Republikanismus neigenden Ge¬
sinnung; er (Fvrey) halte an seinen politischen Ueberzeugungen fest, beanspruche aber
zugleich in Betreff seiner dienstlichen Leistungen nach den Grundsätzen der Gerech¬
tigkeit behandelt zu werden. General Canrobert habe ihm hieraus versprochen, die
Sache vor eine Versammlung aller Generale zu bringen. Letztere sei zusammen¬
getreten, habe sich aber wesentlich nur an Foreys politisches Glaubensbekenntniß ge¬
halten und ihn, wenn auch nicht einstimmig, so doch mit Majorität, der Wetter¬
führung seines Kommandos für unfähig erklärt. Ob der General (Forey) noch
auf dem Montebello internirt ist oder bereits nach Frankreich zurückkehrte,
weiß ich nicht. Vorderhand nehmen Sie die Sache noch als ein Gerücht ans;
die Bestätigung wird möglicherweise aus Paris kommen.

Nachschrift;

General Forey ist noch im Commando -- der auf dem
Montebello "internirte General" ist der General Monat, der den Sturm ans den
Thurm Malakvw befehligte. Die Sache verhält sich so: General Foreys Sus¬
pension wurde durch eiuen Kriegsrath berathen, als 'im Lager Lärm entstand und
man die Republik in mehren Zeltgafsen leben ließ. Fvrey verwahrte sich sofort,
hiermit in Beziehung zu stehen. Des Kaisers Absicht, hierher zu kommen, soll
mit dieser Angelegenheit in Verbindung stehen.


Jahrbücher biblischer Wissenschaft von H. Ewald.

Sechstes Jahr¬
buch. Göttinge", Dietrich 1834.--- Es ist diese in Jahrcslieferuugeu erscheinende Zeit¬
schrift in d. Bl. bisher nicht angezeigt. Weil aber die Wogen einer finstern theo¬
logischen Strömung immer höher steigen, so unterlassen wir nicht, Ewalds Jahr¬
bücher dringend zu empfehlen. Man findet dort mit Geist, ja Begeisterung,
Scharfsinn und Gelehrsamkeit dieselben kritischen Grundsätze befolgt, die auch hie¬
sigen Orts so oft in Erinnerung gebracht werden. Aus die interessante theologische
Persönlichkeit des Verfassers näher einzugehen, wird sich bald eine passendere Ge¬
legenheit darbieten. --




Herausgegeben von Gustav Freytag und Julia,, Schmidt.
Als verantwort!. Redacteur lcgitimirN F. W. Grunvw. -- Verlag von F. v. Herbig
in Leipzig.
Druck von C. E. Eiverl in Leipzig.

Vorwürfe wegen seines Verfahrens gegenüber dein General Fvrey gemacht. Ihr
Berichterstatter vermag nicht zu unterscheiden, was an den in Umlauf begriffenen
Gerüchten wahr und was falsch ist, aber er will sie Ihnen nicht vorenthalten, weil
sie mindestens annähernd die französischen Armcezuständc zu charakterisiren vermögen.
General Forey, Commandant der. ersten Divifuw des ersten, unter General,
Pelissier stehenden Armeecorps der Krimarmee, war, so heißt es, bei den jüngsten Ver¬
änderungen in Hinsicht auf die Neueintheilung des Opcrationsheeres ungerecht be¬
handelt, imbcsvndcrn wie es scheint gegenüber Pelissier zurückgesetzt worden.
Es kam hierzu, daß durch den Generalissimus Canrobert in dessen Rapporten
jüngst seines Namens nur wenig und allerletzt gar nicht Erwähnung geschehen war.
Dieser letztere Umstand scheint ihm Anlaß geworden zu sein, sich gegen den Ober-
general in gereizter Weise auszusprechen; ihm zu sagen, er wisse, woher sich diese
Zurücksetzung schreibe: sie sei die Folge seiner zum Republikanismus neigenden Ge¬
sinnung; er (Fvrey) halte an seinen politischen Ueberzeugungen fest, beanspruche aber
zugleich in Betreff seiner dienstlichen Leistungen nach den Grundsätzen der Gerech¬
tigkeit behandelt zu werden. General Canrobert habe ihm hieraus versprochen, die
Sache vor eine Versammlung aller Generale zu bringen. Letztere sei zusammen¬
getreten, habe sich aber wesentlich nur an Foreys politisches Glaubensbekenntniß ge¬
halten und ihn, wenn auch nicht einstimmig, so doch mit Majorität, der Wetter¬
führung seines Kommandos für unfähig erklärt. Ob der General (Forey) noch
auf dem Montebello internirt ist oder bereits nach Frankreich zurückkehrte,
weiß ich nicht. Vorderhand nehmen Sie die Sache noch als ein Gerücht ans;
die Bestätigung wird möglicherweise aus Paris kommen.

Nachschrift;

General Forey ist noch im Commando — der auf dem
Montebello „internirte General" ist der General Monat, der den Sturm ans den
Thurm Malakvw befehligte. Die Sache verhält sich so: General Foreys Sus¬
pension wurde durch eiuen Kriegsrath berathen, als 'im Lager Lärm entstand und
man die Republik in mehren Zeltgafsen leben ließ. Fvrey verwahrte sich sofort,
hiermit in Beziehung zu stehen. Des Kaisers Absicht, hierher zu kommen, soll
mit dieser Angelegenheit in Verbindung stehen.


Jahrbücher biblischer Wissenschaft von H. Ewald.

Sechstes Jahr¬
buch. Göttinge», Dietrich 1834.—- Es ist diese in Jahrcslieferuugeu erscheinende Zeit¬
schrift in d. Bl. bisher nicht angezeigt. Weil aber die Wogen einer finstern theo¬
logischen Strömung immer höher steigen, so unterlassen wir nicht, Ewalds Jahr¬
bücher dringend zu empfehlen. Man findet dort mit Geist, ja Begeisterung,
Scharfsinn und Gelehrsamkeit dieselben kritischen Grundsätze befolgt, die auch hie¬
sigen Orts so oft in Erinnerung gebracht werden. Aus die interessante theologische
Persönlichkeit des Verfassers näher einzugehen, wird sich bald eine passendere Ge¬
legenheit darbieten. —




Herausgegeben von Gustav Freytag und Julia,, Schmidt.
Als verantwort!. Redacteur lcgitimirN F. W. Grunvw. — Verlag von F. v. Herbig
in Leipzig.
Druck von C. E. Eiverl in Leipzig.
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[0528] Vorwürfe wegen seines Verfahrens gegenüber dein General Fvrey gemacht. Ihr Berichterstatter vermag nicht zu unterscheiden, was an den in Umlauf begriffenen Gerüchten wahr und was falsch ist, aber er will sie Ihnen nicht vorenthalten, weil sie mindestens annähernd die französischen Armcezuständc zu charakterisiren vermögen. General Forey, Commandant der. ersten Divifuw des ersten, unter General, Pelissier stehenden Armeecorps der Krimarmee, war, so heißt es, bei den jüngsten Ver¬ änderungen in Hinsicht auf die Neueintheilung des Opcrationsheeres ungerecht be¬ handelt, imbcsvndcrn wie es scheint gegenüber Pelissier zurückgesetzt worden. Es kam hierzu, daß durch den Generalissimus Canrobert in dessen Rapporten jüngst seines Namens nur wenig und allerletzt gar nicht Erwähnung geschehen war. Dieser letztere Umstand scheint ihm Anlaß geworden zu sein, sich gegen den Ober- general in gereizter Weise auszusprechen; ihm zu sagen, er wisse, woher sich diese Zurücksetzung schreibe: sie sei die Folge seiner zum Republikanismus neigenden Ge¬ sinnung; er (Fvrey) halte an seinen politischen Ueberzeugungen fest, beanspruche aber zugleich in Betreff seiner dienstlichen Leistungen nach den Grundsätzen der Gerech¬ tigkeit behandelt zu werden. General Canrobert habe ihm hieraus versprochen, die Sache vor eine Versammlung aller Generale zu bringen. Letztere sei zusammen¬ getreten, habe sich aber wesentlich nur an Foreys politisches Glaubensbekenntniß ge¬ halten und ihn, wenn auch nicht einstimmig, so doch mit Majorität, der Wetter¬ führung seines Kommandos für unfähig erklärt. Ob der General (Forey) noch auf dem Montebello internirt ist oder bereits nach Frankreich zurückkehrte, weiß ich nicht. Vorderhand nehmen Sie die Sache noch als ein Gerücht ans; die Bestätigung wird möglicherweise aus Paris kommen. Nachschrift; General Forey ist noch im Commando — der auf dem Montebello „internirte General" ist der General Monat, der den Sturm ans den Thurm Malakvw befehligte. Die Sache verhält sich so: General Foreys Sus¬ pension wurde durch eiuen Kriegsrath berathen, als 'im Lager Lärm entstand und man die Republik in mehren Zeltgafsen leben ließ. Fvrey verwahrte sich sofort, hiermit in Beziehung zu stehen. Des Kaisers Absicht, hierher zu kommen, soll mit dieser Angelegenheit in Verbindung stehen. Jahrbücher biblischer Wissenschaft von H. Ewald. Sechstes Jahr¬ buch. Göttinge», Dietrich 1834.—- Es ist diese in Jahrcslieferuugeu erscheinende Zeit¬ schrift in d. Bl. bisher nicht angezeigt. Weil aber die Wogen einer finstern theo¬ logischen Strömung immer höher steigen, so unterlassen wir nicht, Ewalds Jahr¬ bücher dringend zu empfehlen. Man findet dort mit Geist, ja Begeisterung, Scharfsinn und Gelehrsamkeit dieselben kritischen Grundsätze befolgt, die auch hie¬ sigen Orts so oft in Erinnerung gebracht werden. Aus die interessante theologische Persönlichkeit des Verfassers näher einzugehen, wird sich bald eine passendere Ge¬ legenheit darbieten. — Herausgegeben von Gustav Freytag und Julia,, Schmidt. Als verantwort!. Redacteur lcgitimirN F. W. Grunvw. — Verlag von F. v. Herbig in Leipzig. Druck von C. E. Eiverl in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_98851/528>, abgerufen am 05.05.2024.