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Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. II. Band.

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Meine Le ben S-Eri n n er n ngen. Ein Nachlaß von Adam Oehlenschläger,
Deutsche Originalausgabe. Vier Bände. Leipzig, Carl B. Lvrck. -1860. --

Diese Denkwürdigkeiten schließen sich unmittelbar den vorigen an. Oeh¬
lenschläger wurde durch Steffens für die deutsche Literatur gewonnen und kam
fünf Jahre später als dieser nach Deutschland. Die deutsche Literatur war
mittlerweile in eine neue Phase eingetreten. Durch Schillers Tod löste sich
die einheitliche Richtung der classischen Poesie auf und durch die gleichzeitigen
kriegerischen Ereignisse gedrängt wandten sich die Romantiker den deutschen
Stoffen zu. Die ästhetisch naturphilosophische Richtung verwandelte sich in
eine ethisch nationale. Für die Art und Weise, wie Goethe und sein Kreis
in diese neue Richtung einging, ist dieses Buch der wichtigste Beleg. Nebenbei
dehnt es sich mit seinen Anschauungen auch aus einen andern Kreis aus, der
sich bei Frau von Staöl in Coppet sammelte. An unmittelbarem Interesse
steht es freilich der vorigen Schrift bedeutend nach. Oehlenschläger kam nicht
wie Steffens mit dem ehrlichen Trieb nach Deutschland, zu lernen und sich
in die gegebene Entwicklung zu vertiefen, sondern mit dem Wunsch, sich als
Dichter geltend zu machen. Seine Stellung zu den Gegenständen seiner Be¬
obachtung war also eine weniger unbefangene, obgleich sein Princip uns näher
steht. Für die Zeit nach den Freiheitskriegen sind seine Memoiren ohne alles
Interesse. Uebrigens muß man auch für die Periode von -1805--13, um die
Erzählung OehlenschlägerS richtig zu verstehen, die gleichzeitigen Briefsamm¬
lungen Goethes vergleichen, die von Riemer herausgegebene und den Brief¬
wechsel mit Reinhard und Knebel. --


Briefe Schillers und Goethes an A. W. Schlegel ans den Jahren 1793
bis 1801 und -1797 bis -1824, nebst einem Briefe Schlegels an Schiller.
Leipzig, Wcidmannsche Buchhandlung. -I8-i6. --

In diesem Briefwechsel wird uns der Bruch Schillers mit den Romantikern,
Mai -1797, dargestellt. Man muß damit die Stellen vergleichen, in denen
sich Schiller in den Briefen an Goethe, Humboldt und Körner über Schlegel
ausspricht. --


Literarischer Nachlaß der Frau Karoline von Wolzogen. A Bände.
Leipzig, Breitkopf u. Härtel. --

In dieser reichhaltigen Sammlung, die für die Kenntniß der literarischen
Zustände Deutschlands in den Jahren -1788 bis -I80S sehr wichtig ist, befinden
sich anch Briefe von Goethe an Herrn und Frau von Wolzogen, Band 1.
Seite -i2ki--48, sowie Briefe des Herzogs v. Weimar, Humboldts und andrer, die
sich zum Theil auf das Verhältniß zwischen Goethe und Schiller beziehen.
Wer dieses Verhältniß noch nicht aus den andern bekannten Schriften zu


Meine Le ben S-Eri n n er n ngen. Ein Nachlaß von Adam Oehlenschläger,
Deutsche Originalausgabe. Vier Bände. Leipzig, Carl B. Lvrck. -1860. —

Diese Denkwürdigkeiten schließen sich unmittelbar den vorigen an. Oeh¬
lenschläger wurde durch Steffens für die deutsche Literatur gewonnen und kam
fünf Jahre später als dieser nach Deutschland. Die deutsche Literatur war
mittlerweile in eine neue Phase eingetreten. Durch Schillers Tod löste sich
die einheitliche Richtung der classischen Poesie auf und durch die gleichzeitigen
kriegerischen Ereignisse gedrängt wandten sich die Romantiker den deutschen
Stoffen zu. Die ästhetisch naturphilosophische Richtung verwandelte sich in
eine ethisch nationale. Für die Art und Weise, wie Goethe und sein Kreis
in diese neue Richtung einging, ist dieses Buch der wichtigste Beleg. Nebenbei
dehnt es sich mit seinen Anschauungen auch aus einen andern Kreis aus, der
sich bei Frau von Staöl in Coppet sammelte. An unmittelbarem Interesse
steht es freilich der vorigen Schrift bedeutend nach. Oehlenschläger kam nicht
wie Steffens mit dem ehrlichen Trieb nach Deutschland, zu lernen und sich
in die gegebene Entwicklung zu vertiefen, sondern mit dem Wunsch, sich als
Dichter geltend zu machen. Seine Stellung zu den Gegenständen seiner Be¬
obachtung war also eine weniger unbefangene, obgleich sein Princip uns näher
steht. Für die Zeit nach den Freiheitskriegen sind seine Memoiren ohne alles
Interesse. Uebrigens muß man auch für die Periode von -1805—13, um die
Erzählung OehlenschlägerS richtig zu verstehen, die gleichzeitigen Briefsamm¬
lungen Goethes vergleichen, die von Riemer herausgegebene und den Brief¬
wechsel mit Reinhard und Knebel. —


Briefe Schillers und Goethes an A. W. Schlegel ans den Jahren 1793
bis 1801 und -1797 bis -1824, nebst einem Briefe Schlegels an Schiller.
Leipzig, Wcidmannsche Buchhandlung. -I8-i6. —

In diesem Briefwechsel wird uns der Bruch Schillers mit den Romantikern,
Mai -1797, dargestellt. Man muß damit die Stellen vergleichen, in denen
sich Schiller in den Briefen an Goethe, Humboldt und Körner über Schlegel
ausspricht. —


Literarischer Nachlaß der Frau Karoline von Wolzogen. A Bände.
Leipzig, Breitkopf u. Härtel. —

In dieser reichhaltigen Sammlung, die für die Kenntniß der literarischen
Zustände Deutschlands in den Jahren -1788 bis -I80S sehr wichtig ist, befinden
sich anch Briefe von Goethe an Herrn und Frau von Wolzogen, Band 1.
Seite -i2ki—48, sowie Briefe des Herzogs v. Weimar, Humboldts und andrer, die
sich zum Theil auf das Verhältniß zwischen Goethe und Schiller beziehen.
Wer dieses Verhältniß noch nicht aus den andern bekannten Schriften zu


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_99385/58>, abgerufen am 05.05.2024.