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Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. III. Band.

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fassen" weiß in jedem Augenblick, welche von ihren Geschichten komisch und
welche ernsthaft wirken sollen, welche von ihren Personen zweckmäßig und
welche unzweckmäßig handelt, und darum erregt sie auch jedes Mal den Ein¬
druck, den sie beabsichtigt. Die Erfindung der Handlung ist nicht glänzend,
aber auch nicht ungeschickt. --


Sämmtliche Schriften von A. Dumas. Leipzig, Kollmann. --

Wir constatiren zwei neue Bändchen der "Mohikaner" und ein Bändchen
"Große Männer im Hauskleide". Weitere Bemerkungen darüber zu machen,
halten wir für überflüssig. -- Außerdem hat ein Herr Le Prince unternom¬
men, den Grafen Moltke Christo fortzuführen, und schon der erste Band ver¬
spricht, daß die Fortsetzung an greulichen Erfindungen dem Urbild nichts nach¬
geben wird. --


Walther Lund. Aus dem Leben eines Schriftstellers. Von Philipp Galen.
Drei Bände. Leipzig, Kollmann. --

Der frühere Roman dieses Dichters, "der Irre von Se. James", hat
einen lebhaften Beifall gefunden, .was die zweite Auflage bezeugt, die soeben
in demselben Verlage erscheint. Auch der gegenwärtige Roman besticht durch
eine gewisse harmlose Gutmüthigkeit, durch die Liebe, mit der der Verfasser
auf die Scenen und Staffagen seiner Jugenderinnerungen eingeht, und durch
die Ehrlichkeit in seinen Empfindungen. Der eigentliche Lebensinhalt ist aber
ziemlich dürftig, umsomehr, da der Held des Romans, der zugleich ein Schrift¬
steller ist, sich nach allen Symptomen als ein Dilettant ausweist. --


Selbstbekenntnisse, oder Vierzig Jahre aus dem Leben eines oftge¬
nannten Arztes. Dritter Band. Schein und Sein. Leipzig, Kollmann. --

Wir haben schon bei der Anzeige der beiden frühern Bände bemerkt, daß
der Stand des Verfassers oder des Helden sich dies Mal nicht blos auf das
Costüm bezieht, sondern ganz ernsthaft gemeint ist. Es werden die praktischen
Beziehungen eines Arztes, der sich viel im Leben versucht und viel mit Schwie¬
rigkeiten gekämpft hat, nach allen Seiten hin entwickelt, und wenn auch die
Frische und Lebhaftigkeit der Erzählung um vieles kräftiger sein könnte, so
findet man sich doch auf positivem Boden und kann sich seiner eignen Erfah¬
rungen erinnern. --


Vier Lebenswege. Bilder aus dem Skizzenbuche eines Dilettanten.
Zwei Bände, Leipzig, Kollmann. --

Es sind die Lebensschicksale von vier verschiedenen Personen, die von der
Kindheit bis zum reifern Alter verfolgt werden, die sich aufs mannigfaltigste


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fassen» weiß in jedem Augenblick, welche von ihren Geschichten komisch und
welche ernsthaft wirken sollen, welche von ihren Personen zweckmäßig und
welche unzweckmäßig handelt, und darum erregt sie auch jedes Mal den Ein¬
druck, den sie beabsichtigt. Die Erfindung der Handlung ist nicht glänzend,
aber auch nicht ungeschickt. —


Sämmtliche Schriften von A. Dumas. Leipzig, Kollmann. —

Wir constatiren zwei neue Bändchen der „Mohikaner" und ein Bändchen
„Große Männer im Hauskleide". Weitere Bemerkungen darüber zu machen,
halten wir für überflüssig. — Außerdem hat ein Herr Le Prince unternom¬
men, den Grafen Moltke Christo fortzuführen, und schon der erste Band ver¬
spricht, daß die Fortsetzung an greulichen Erfindungen dem Urbild nichts nach¬
geben wird. —


Walther Lund. Aus dem Leben eines Schriftstellers. Von Philipp Galen.
Drei Bände. Leipzig, Kollmann. —

Der frühere Roman dieses Dichters, „der Irre von Se. James", hat
einen lebhaften Beifall gefunden, .was die zweite Auflage bezeugt, die soeben
in demselben Verlage erscheint. Auch der gegenwärtige Roman besticht durch
eine gewisse harmlose Gutmüthigkeit, durch die Liebe, mit der der Verfasser
auf die Scenen und Staffagen seiner Jugenderinnerungen eingeht, und durch
die Ehrlichkeit in seinen Empfindungen. Der eigentliche Lebensinhalt ist aber
ziemlich dürftig, umsomehr, da der Held des Romans, der zugleich ein Schrift¬
steller ist, sich nach allen Symptomen als ein Dilettant ausweist. —


Selbstbekenntnisse, oder Vierzig Jahre aus dem Leben eines oftge¬
nannten Arztes. Dritter Band. Schein und Sein. Leipzig, Kollmann. —

Wir haben schon bei der Anzeige der beiden frühern Bände bemerkt, daß
der Stand des Verfassers oder des Helden sich dies Mal nicht blos auf das
Costüm bezieht, sondern ganz ernsthaft gemeint ist. Es werden die praktischen
Beziehungen eines Arztes, der sich viel im Leben versucht und viel mit Schwie¬
rigkeiten gekämpft hat, nach allen Seiten hin entwickelt, und wenn auch die
Frische und Lebhaftigkeit der Erzählung um vieles kräftiger sein könnte, so
findet man sich doch auf positivem Boden und kann sich seiner eignen Erfah¬
rungen erinnern. —


Vier Lebenswege. Bilder aus dem Skizzenbuche eines Dilettanten.
Zwei Bände, Leipzig, Kollmann. —

Es sind die Lebensschicksale von vier verschiedenen Personen, die von der
Kindheit bis zum reifern Alter verfolgt werden, die sich aufs mannigfaltigste


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[0233] fassen» weiß in jedem Augenblick, welche von ihren Geschichten komisch und welche ernsthaft wirken sollen, welche von ihren Personen zweckmäßig und welche unzweckmäßig handelt, und darum erregt sie auch jedes Mal den Ein¬ druck, den sie beabsichtigt. Die Erfindung der Handlung ist nicht glänzend, aber auch nicht ungeschickt. — Sämmtliche Schriften von A. Dumas. Leipzig, Kollmann. — Wir constatiren zwei neue Bändchen der „Mohikaner" und ein Bändchen „Große Männer im Hauskleide". Weitere Bemerkungen darüber zu machen, halten wir für überflüssig. — Außerdem hat ein Herr Le Prince unternom¬ men, den Grafen Moltke Christo fortzuführen, und schon der erste Band ver¬ spricht, daß die Fortsetzung an greulichen Erfindungen dem Urbild nichts nach¬ geben wird. — Walther Lund. Aus dem Leben eines Schriftstellers. Von Philipp Galen. Drei Bände. Leipzig, Kollmann. — Der frühere Roman dieses Dichters, „der Irre von Se. James", hat einen lebhaften Beifall gefunden, .was die zweite Auflage bezeugt, die soeben in demselben Verlage erscheint. Auch der gegenwärtige Roman besticht durch eine gewisse harmlose Gutmüthigkeit, durch die Liebe, mit der der Verfasser auf die Scenen und Staffagen seiner Jugenderinnerungen eingeht, und durch die Ehrlichkeit in seinen Empfindungen. Der eigentliche Lebensinhalt ist aber ziemlich dürftig, umsomehr, da der Held des Romans, der zugleich ein Schrift¬ steller ist, sich nach allen Symptomen als ein Dilettant ausweist. — Selbstbekenntnisse, oder Vierzig Jahre aus dem Leben eines oftge¬ nannten Arztes. Dritter Band. Schein und Sein. Leipzig, Kollmann. — Wir haben schon bei der Anzeige der beiden frühern Bände bemerkt, daß der Stand des Verfassers oder des Helden sich dies Mal nicht blos auf das Costüm bezieht, sondern ganz ernsthaft gemeint ist. Es werden die praktischen Beziehungen eines Arztes, der sich viel im Leben versucht und viel mit Schwie¬ rigkeiten gekämpft hat, nach allen Seiten hin entwickelt, und wenn auch die Frische und Lebhaftigkeit der Erzählung um vieles kräftiger sein könnte, so findet man sich doch auf positivem Boden und kann sich seiner eignen Erfah¬ rungen erinnern. — Vier Lebenswege. Bilder aus dem Skizzenbuche eines Dilettanten. Zwei Bände, Leipzig, Kollmann. — Es sind die Lebensschicksale von vier verschiedenen Personen, die von der Kindheit bis zum reifern Alter verfolgt werden, die sich aufs mannigfaltigste Grenzboten. III. -I8so. 29

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_99919/233>, abgerufen am 01.05.2024.