Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. III. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

er in der Vorrede über sein Verhältniß zu seinen Quellen, wie zu den frühern
Bearbeitungen desselben Gegenstandes, dem Publicum Auskunft gibt, ist in
der Ordnung; aber der hohe Ton, den er gegen die letztern annimmt, ist
theils überflüssig, da schon der Umstand, daß er an eine neue Bearbeitung
geht, hinreichend zeigt, daß er die frühern für ungenügend hält; theils gibt er
dem Buch einen gehässigen Beigeschmack, der für eine einfache Monographie
nicht paßt. Er breitet sich sehr ausführlich über die Anforderungen aus^ die
man an einen Biographen Sullas stellen muß. Nun war es zwar sehr zweck¬
mäßig, wenn er sie sich selbst klar machte, aber sie dem Publicum zu erzählen,
war kein Grund, denn derjenige Theil des Publicums, auf dessen Urtheil es
hier allein ankommt, weiß schon, was er für Anforderungen zu stellen hat.
Wenn Herr Lau in dieser Biographie wirklich ein vollständiges Bild des Zeit¬
alters darstellen wollte, wie er es zu beabsichtigen scheint, so genügte es nicht,
die merkwürdigen Personen jener Periode einfach aufzuzählen und zu berichten,
was er von ihnen weiß, sondern sie mußten in die Gesammthandlung ver¬
webt werden. Für die eigentliche Biographie waren sie übrigens ganz über¬
flüssig, und eine Gesammtschilderung der sittlichen Zustände findet besser in
einer römischen Geschichte, als in einer monographischen Arbeit Raum. --


Sagen, Märchen, schwanke u ut G ebrän che aus Stadt und S list Hildes¬
heim. Gesammelt und mit Anmerkungen versehen von Karl Seifart,
Göttingen, Georg H. Wigand. --

Eine interessante und nützliche Sammlung, die dem jetzt so hoch cultivirten
Gebiet der deutschen Sagen ein neues Terrain erobert.


6eorxk8 8su,I. IIi8toiro lie ins vie. kome VII. I^eipöiA, Lelmee. --

Der gegenwärtige Band reicht bis 1823. Bei dem bald zu erwartenden
Schluß werden wir ausführlicher auf das Ganze eingehen.




Der Grundbesitz und die Leibeignen in Rußland.

Der Ausbruch des Krieges zwischen den Westmächten und Rußland, der
uns die Kenntniß der innern Zustände des letztern so interessant macht, ver¬
mehrt auch die Mittel, uns diese Kenntniß zu verschaffen, denn die zahlrei¬
chen Engländer, die in vielerlei Beschäftigungen während des langen Friedens
in Rußland eine Anstellung gefunden hatten, haben jetzt das Land räumen
müssen und bereits mehre haben, in ihr Vaterland zurückgekehrt, Sorge getra¬
gen, ihre in Rußland gemachten Erfahrungen ihren Landsleuten mitzutheilen.


er in der Vorrede über sein Verhältniß zu seinen Quellen, wie zu den frühern
Bearbeitungen desselben Gegenstandes, dem Publicum Auskunft gibt, ist in
der Ordnung; aber der hohe Ton, den er gegen die letztern annimmt, ist
theils überflüssig, da schon der Umstand, daß er an eine neue Bearbeitung
geht, hinreichend zeigt, daß er die frühern für ungenügend hält; theils gibt er
dem Buch einen gehässigen Beigeschmack, der für eine einfache Monographie
nicht paßt. Er breitet sich sehr ausführlich über die Anforderungen aus^ die
man an einen Biographen Sullas stellen muß. Nun war es zwar sehr zweck¬
mäßig, wenn er sie sich selbst klar machte, aber sie dem Publicum zu erzählen,
war kein Grund, denn derjenige Theil des Publicums, auf dessen Urtheil es
hier allein ankommt, weiß schon, was er für Anforderungen zu stellen hat.
Wenn Herr Lau in dieser Biographie wirklich ein vollständiges Bild des Zeit¬
alters darstellen wollte, wie er es zu beabsichtigen scheint, so genügte es nicht,
die merkwürdigen Personen jener Periode einfach aufzuzählen und zu berichten,
was er von ihnen weiß, sondern sie mußten in die Gesammthandlung ver¬
webt werden. Für die eigentliche Biographie waren sie übrigens ganz über¬
flüssig, und eine Gesammtschilderung der sittlichen Zustände findet besser in
einer römischen Geschichte, als in einer monographischen Arbeit Raum. —


Sagen, Märchen, schwanke u ut G ebrän che aus Stadt und S list Hildes¬
heim. Gesammelt und mit Anmerkungen versehen von Karl Seifart,
Göttingen, Georg H. Wigand. —

Eine interessante und nützliche Sammlung, die dem jetzt so hoch cultivirten
Gebiet der deutschen Sagen ein neues Terrain erobert.


6eorxk8 8su,I. IIi8toiro lie ins vie. kome VII. I^eipöiA, Lelmee. —

Der gegenwärtige Band reicht bis 1823. Bei dem bald zu erwartenden
Schluß werden wir ausführlicher auf das Ganze eingehen.




Der Grundbesitz und die Leibeignen in Rußland.

Der Ausbruch des Krieges zwischen den Westmächten und Rußland, der
uns die Kenntniß der innern Zustände des letztern so interessant macht, ver¬
mehrt auch die Mittel, uns diese Kenntniß zu verschaffen, denn die zahlrei¬
chen Engländer, die in vielerlei Beschäftigungen während des langen Friedens
in Rußland eine Anstellung gefunden hatten, haben jetzt das Land räumen
müssen und bereits mehre haben, in ihr Vaterland zurückgekehrt, Sorge getra¬
gen, ihre in Rußland gemachten Erfahrungen ihren Landsleuten mitzutheilen.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0469" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/100389"/>
            <p xml:id="ID_1344" prev="#ID_1343"> er in der Vorrede über sein Verhältniß zu seinen Quellen, wie zu den frühern<lb/>
Bearbeitungen desselben Gegenstandes, dem Publicum Auskunft gibt, ist in<lb/>
der Ordnung; aber der hohe Ton, den er gegen die letztern annimmt, ist<lb/>
theils überflüssig, da schon der Umstand, daß er an eine neue Bearbeitung<lb/>
geht, hinreichend zeigt, daß er die frühern für ungenügend hält; theils gibt er<lb/>
dem Buch einen gehässigen Beigeschmack, der für eine einfache Monographie<lb/>
nicht paßt. Er breitet sich sehr ausführlich über die Anforderungen aus^ die<lb/>
man an einen Biographen Sullas stellen muß. Nun war es zwar sehr zweck¬<lb/>
mäßig, wenn er sie sich selbst klar machte, aber sie dem Publicum zu erzählen,<lb/>
war kein Grund, denn derjenige Theil des Publicums, auf dessen Urtheil es<lb/>
hier allein ankommt, weiß schon, was er für Anforderungen zu stellen hat.<lb/>
Wenn Herr Lau in dieser Biographie wirklich ein vollständiges Bild des Zeit¬<lb/>
alters darstellen wollte, wie er es zu beabsichtigen scheint, so genügte es nicht,<lb/>
die merkwürdigen Personen jener Periode einfach aufzuzählen und zu berichten,<lb/>
was er von ihnen weiß, sondern sie mußten in die Gesammthandlung ver¬<lb/>
webt werden. Für die eigentliche Biographie waren sie übrigens ganz über¬<lb/>
flüssig, und eine Gesammtschilderung der sittlichen Zustände findet besser in<lb/>
einer römischen Geschichte, als in einer monographischen Arbeit Raum. &#x2014;</p><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> Sagen, Märchen, schwanke u ut G ebrän che aus Stadt und S list Hildes¬<lb/>
heim. Gesammelt und mit Anmerkungen versehen von Karl Seifart,<lb/>
Göttingen, Georg H. Wigand. &#x2014;</head><lb/>
            <p xml:id="ID_1345"> Eine interessante und nützliche Sammlung, die dem jetzt so hoch cultivirten<lb/>
Gebiet der deutschen Sagen ein neues Terrain erobert.</p><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> 6eorxk8 8su,I.  IIi8toiro lie ins vie.  kome VII. I^eipöiA, Lelmee. &#x2014;</head><lb/>
            <p xml:id="ID_1346"> Der gegenwärtige Band reicht bis 1823. Bei dem bald zu erwartenden<lb/>
Schluß werden wir ausführlicher auf das Ganze eingehen.</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          </div>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Der Grundbesitz und die Leibeignen in Rußland.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_1347" next="#ID_1348"> Der Ausbruch des Krieges zwischen den Westmächten und Rußland, der<lb/>
uns die Kenntniß der innern Zustände des letztern so interessant macht, ver¬<lb/>
mehrt auch die Mittel, uns diese Kenntniß zu verschaffen, denn die zahlrei¬<lb/>
chen Engländer, die in vielerlei Beschäftigungen während des langen Friedens<lb/>
in Rußland eine Anstellung gefunden hatten, haben jetzt das Land räumen<lb/>
müssen und bereits mehre haben, in ihr Vaterland zurückgekehrt, Sorge getra¬<lb/>
gen, ihre in Rußland gemachten Erfahrungen ihren Landsleuten mitzutheilen.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0469] er in der Vorrede über sein Verhältniß zu seinen Quellen, wie zu den frühern Bearbeitungen desselben Gegenstandes, dem Publicum Auskunft gibt, ist in der Ordnung; aber der hohe Ton, den er gegen die letztern annimmt, ist theils überflüssig, da schon der Umstand, daß er an eine neue Bearbeitung geht, hinreichend zeigt, daß er die frühern für ungenügend hält; theils gibt er dem Buch einen gehässigen Beigeschmack, der für eine einfache Monographie nicht paßt. Er breitet sich sehr ausführlich über die Anforderungen aus^ die man an einen Biographen Sullas stellen muß. Nun war es zwar sehr zweck¬ mäßig, wenn er sie sich selbst klar machte, aber sie dem Publicum zu erzählen, war kein Grund, denn derjenige Theil des Publicums, auf dessen Urtheil es hier allein ankommt, weiß schon, was er für Anforderungen zu stellen hat. Wenn Herr Lau in dieser Biographie wirklich ein vollständiges Bild des Zeit¬ alters darstellen wollte, wie er es zu beabsichtigen scheint, so genügte es nicht, die merkwürdigen Personen jener Periode einfach aufzuzählen und zu berichten, was er von ihnen weiß, sondern sie mußten in die Gesammthandlung ver¬ webt werden. Für die eigentliche Biographie waren sie übrigens ganz über¬ flüssig, und eine Gesammtschilderung der sittlichen Zustände findet besser in einer römischen Geschichte, als in einer monographischen Arbeit Raum. — Sagen, Märchen, schwanke u ut G ebrän che aus Stadt und S list Hildes¬ heim. Gesammelt und mit Anmerkungen versehen von Karl Seifart, Göttingen, Georg H. Wigand. — Eine interessante und nützliche Sammlung, die dem jetzt so hoch cultivirten Gebiet der deutschen Sagen ein neues Terrain erobert. 6eorxk8 8su,I. IIi8toiro lie ins vie. kome VII. I^eipöiA, Lelmee. — Der gegenwärtige Band reicht bis 1823. Bei dem bald zu erwartenden Schluß werden wir ausführlicher auf das Ganze eingehen. Der Grundbesitz und die Leibeignen in Rußland. Der Ausbruch des Krieges zwischen den Westmächten und Rußland, der uns die Kenntniß der innern Zustände des letztern so interessant macht, ver¬ mehrt auch die Mittel, uns diese Kenntniß zu verschaffen, denn die zahlrei¬ chen Engländer, die in vielerlei Beschäftigungen während des langen Friedens in Rußland eine Anstellung gefunden hatten, haben jetzt das Land räumen müssen und bereits mehre haben, in ihr Vaterland zurückgekehrt, Sorge getra¬ gen, ihre in Rußland gemachten Erfahrungen ihren Landsleuten mitzutheilen.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_99919
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_99919/469
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_99919/469>, abgerufen am 01.05.2024.