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Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. II. Band.

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Ackerbau und Fischfang liebenden Masuren gänzlich verschieden, könnte man
auf die Vermuthung gerathen, c>aß diese Menschen Abkömmlinge der preußischen
Ureinwohner seien, die sich in jenen beiden Ortschaften zwar der Einwirkung
der polnischen Nachbarschaft nicht erwehren konnten, sich jedoch, durch die Ab¬
geschlossenheit der Wildniß begünstigt, von der innigeren Vermischung mit frem¬
den Nationalitäten fern erhalten haben.




Literatur.
Englische Literatur.

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ling, aber ein willkommener. Das schwere Gewicht, welches die Katastrophe von
Sebastopvl in die Wagschale der Ereignisse warf, hat den Kriegszug Omer Paschas
nach Transkaukasten in Schatten gestellt, und der'unverschuldete geringe Erfolg dessel¬
ben hat nicht dazu beigetragen, die allgemeine Aufmerksamkeit mehr daraus zu lenken.
Doch bietet der vorliegende Bericht darüber viel Interessantes. Mr. Oliphant, ein viel
gewanderter Mann, war kaum aus dem fernen Westen der Vereinigten Staaten in
England eingetroffen, als er sich auf den Weg machte, um Omer Pascha aus seinein
Zug zum Entsatz von Kars zu begleiten. Er traf in Trebisonde gleichzeitig mit
der Nachricht vom Fall Sebastopols' ein. Er war Zeuge, wie die Türken die Hand
auss Herz oder vielmehr auf ihren Magen drückten und mit ungewohnter Inbrunst
Maschallah! riefen, während die Griechen, aus Furcht, den Zorn der Sieger zu
'reizen, sich schüchtern in ihre Winkel verkrochen. Später wohnte er der Schlacht
am Jngur bei und begleitete die Armee bis in die Nähe von Kutais; doch wir
sehen ab von den gewissermaßen veralteten Kriegssteuer und sehen uns lieber in
Gesellschaft des unternehmenden Reisenden Land und Leute an. Zu Anfang des
Feldzugs wohnte Mr. Oliphant aus Einladung des ebenfalls in Kaukasien anwesen¬
den Herzog von Newcastle einer großen Jagd bei, welche Prinz Michael von Samur-
sachan zu Ehren der Gäste veranstaltet hatte. In Begleitung von dem hundert Man"
starken Gefolge des Prinzen ritten im malerischen Zuge der Herzog von Ncwca'sele,
Mr. Calthvrpe und Mr. Oliphant nach den 13 englische Meilen von SchemscherrcN
entfernten Wildgehege. Das prinzliche Jagdschloß war ein bescheidenes kleines Ge¬
bäude aus Holz mitten in einem dichten Walde von so riesenhaften Bäumen, wie
sie Oliphant selbst in den Urwäldern Nordamerikas nicht gesehen hatte. Der Prinz
bereitete hier seinen Reisenden einen comfortablen Empfang und bewirthete sie mit
vortrefflichem russischen Thee. Ueberhaupt war alles russisch, was steh von Spuren
der Civilisation zeigte, und der Wirth schien sich unter der neuen türkischen Herr¬
schaft gar nicht wohlig zu suhlen. Hoffentlich wird die unglückliche Hoheit nicht
zur Straft für die gezwungene Annahme türkischer Würden zuletzt nach Sibirien


Ackerbau und Fischfang liebenden Masuren gänzlich verschieden, könnte man
auf die Vermuthung gerathen, c>aß diese Menschen Abkömmlinge der preußischen
Ureinwohner seien, die sich in jenen beiden Ortschaften zwar der Einwirkung
der polnischen Nachbarschaft nicht erwehren konnten, sich jedoch, durch die Ab¬
geschlossenheit der Wildniß begünstigt, von der innigeren Vermischung mit frem¬
den Nationalitäten fern erhalten haben.




Literatur.
Englische Literatur.

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ling, aber ein willkommener. Das schwere Gewicht, welches die Katastrophe von
Sebastopvl in die Wagschale der Ereignisse warf, hat den Kriegszug Omer Paschas
nach Transkaukasten in Schatten gestellt, und der'unverschuldete geringe Erfolg dessel¬
ben hat nicht dazu beigetragen, die allgemeine Aufmerksamkeit mehr daraus zu lenken.
Doch bietet der vorliegende Bericht darüber viel Interessantes. Mr. Oliphant, ein viel
gewanderter Mann, war kaum aus dem fernen Westen der Vereinigten Staaten in
England eingetroffen, als er sich auf den Weg machte, um Omer Pascha aus seinein
Zug zum Entsatz von Kars zu begleiten. Er traf in Trebisonde gleichzeitig mit
der Nachricht vom Fall Sebastopols' ein. Er war Zeuge, wie die Türken die Hand
auss Herz oder vielmehr auf ihren Magen drückten und mit ungewohnter Inbrunst
Maschallah! riefen, während die Griechen, aus Furcht, den Zorn der Sieger zu
'reizen, sich schüchtern in ihre Winkel verkrochen. Später wohnte er der Schlacht
am Jngur bei und begleitete die Armee bis in die Nähe von Kutais; doch wir
sehen ab von den gewissermaßen veralteten Kriegssteuer und sehen uns lieber in
Gesellschaft des unternehmenden Reisenden Land und Leute an. Zu Anfang des
Feldzugs wohnte Mr. Oliphant aus Einladung des ebenfalls in Kaukasien anwesen¬
den Herzog von Newcastle einer großen Jagd bei, welche Prinz Michael von Samur-
sachan zu Ehren der Gäste veranstaltet hatte. In Begleitung von dem hundert Man»
starken Gefolge des Prinzen ritten im malerischen Zuge der Herzog von Ncwca'sele,
Mr. Calthvrpe und Mr. Oliphant nach den 13 englische Meilen von SchemscherrcN
entfernten Wildgehege. Das prinzliche Jagdschloß war ein bescheidenes kleines Ge¬
bäude aus Holz mitten in einem dichten Walde von so riesenhaften Bäumen, wie
sie Oliphant selbst in den Urwäldern Nordamerikas nicht gesehen hatte. Der Prinz
bereitete hier seinen Reisenden einen comfortablen Empfang und bewirthete sie mit
vortrefflichem russischen Thee. Ueberhaupt war alles russisch, was steh von Spuren
der Civilisation zeigte, und der Wirth schien sich unter der neuen türkischen Herr¬
schaft gar nicht wohlig zu suhlen. Hoffentlich wird die unglückliche Hoheit nicht
zur Straft für die gezwungene Annahme türkischer Würden zuletzt nach Sibirien


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[0442] Ackerbau und Fischfang liebenden Masuren gänzlich verschieden, könnte man auf die Vermuthung gerathen, c>aß diese Menschen Abkömmlinge der preußischen Ureinwohner seien, die sich in jenen beiden Ortschaften zwar der Einwirkung der polnischen Nachbarschaft nicht erwehren konnten, sich jedoch, durch die Ab¬ geschlossenheit der Wildniß begünstigt, von der innigeren Vermischung mit frem¬ den Nationalitäten fern erhalten haben. Literatur. Englische Literatur. — 'i'!»« ii'-uso-mensiim e.ump!>ign ok «.Ks luriusii ^rü>7 unäer itwer t'Asclii»; a I'urson«! !<»>'l'i>Ave, ^»wrouee OlipKaul. — Ein Spät¬ ling, aber ein willkommener. Das schwere Gewicht, welches die Katastrophe von Sebastopvl in die Wagschale der Ereignisse warf, hat den Kriegszug Omer Paschas nach Transkaukasten in Schatten gestellt, und der'unverschuldete geringe Erfolg dessel¬ ben hat nicht dazu beigetragen, die allgemeine Aufmerksamkeit mehr daraus zu lenken. Doch bietet der vorliegende Bericht darüber viel Interessantes. Mr. Oliphant, ein viel gewanderter Mann, war kaum aus dem fernen Westen der Vereinigten Staaten in England eingetroffen, als er sich auf den Weg machte, um Omer Pascha aus seinein Zug zum Entsatz von Kars zu begleiten. Er traf in Trebisonde gleichzeitig mit der Nachricht vom Fall Sebastopols' ein. Er war Zeuge, wie die Türken die Hand auss Herz oder vielmehr auf ihren Magen drückten und mit ungewohnter Inbrunst Maschallah! riefen, während die Griechen, aus Furcht, den Zorn der Sieger zu 'reizen, sich schüchtern in ihre Winkel verkrochen. Später wohnte er der Schlacht am Jngur bei und begleitete die Armee bis in die Nähe von Kutais; doch wir sehen ab von den gewissermaßen veralteten Kriegssteuer und sehen uns lieber in Gesellschaft des unternehmenden Reisenden Land und Leute an. Zu Anfang des Feldzugs wohnte Mr. Oliphant aus Einladung des ebenfalls in Kaukasien anwesen¬ den Herzog von Newcastle einer großen Jagd bei, welche Prinz Michael von Samur- sachan zu Ehren der Gäste veranstaltet hatte. In Begleitung von dem hundert Man» starken Gefolge des Prinzen ritten im malerischen Zuge der Herzog von Ncwca'sele, Mr. Calthvrpe und Mr. Oliphant nach den 13 englische Meilen von SchemscherrcN entfernten Wildgehege. Das prinzliche Jagdschloß war ein bescheidenes kleines Ge¬ bäude aus Holz mitten in einem dichten Walde von so riesenhaften Bäumen, wie sie Oliphant selbst in den Urwäldern Nordamerikas nicht gesehen hatte. Der Prinz bereitete hier seinen Reisenden einen comfortablen Empfang und bewirthete sie mit vortrefflichem russischen Thee. Ueberhaupt war alles russisch, was steh von Spuren der Civilisation zeigte, und der Wirth schien sich unter der neuen türkischen Herr¬ schaft gar nicht wohlig zu suhlen. Hoffentlich wird die unglückliche Hoheit nicht zur Straft für die gezwungene Annahme türkischer Würden zuletzt nach Sibirien

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_101526/442>, abgerufen am 03.05.2024.