Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

haben doch nur schwache Augen. Sind das nicht Blitzmädels, he?" Was mir
der kleine Mann auf dem Leuchtthurm erzählte, wurde mir am Abend dessel¬
ben Tages von einem Beamten aus Brake, der auch auf Wanger-Oge badete,
bestätigt.

Ueber das spätere Schicksal der Familie Schwers habe ich dem Leser nichts
Gutes mitzutheilen. Der wackre Schiffer ist im Januar 1843 mit seinem neu-
erbauten Kuffschiff sammt seinen Töchtern in einem heftigen Sturme unterge¬
gangen.

In wenig Monaten werden es drei Jahre, daß die Zeitungen uns berich¬
teten: Wanger-Oge sei von einem Sturme zerrissen worden. Nach den Er¬
kundigungen, die ich eingezogen, haben allerdings die gewöhnlichen December¬
stürme die nördlichen Dünen in der Mitte der Insel durchbrochen und den
Leuchtthurm unterwühlt, so daß derselbe abgerissen und durch einen neuen er¬
setzt werden mußte. Der Großherzog hat beschlossen, das unglückliche, viel¬
leicht noch auf eine Reihe von Jahren haltbare Wanger-Oge fallen zu lassen.
Das Conversationshaus wurde abgebrochen und der größte Theil der Ein¬
wohner vermocht, sich am Jahdebusen, wo sie eine bessere Zukunft erwartet,
anzusiedeln.

Wie die Insel nur noch als Ruine besteht, so auch das Seebad, das
gegenwärtig von einem Barbier aus Oldenburg kümmerlich unterhalten wird.
Die geringe Zahl der Badegäste, welche sich aus der Umgegend einfinden, wohnen
bei den wenigen Schiffern, die der Insel noch treu geblieben sind.

Bald wird das Auge der Wangrier, dem ich so werthe Erinnerungen
K. A. Mr. verdanke, auf immer geschlossen sein.




Die italienische Frage.

ES sind in Bezug auf die "Nationalpartei" wiederum einige Actenstücke
veröffentlicht, namentlich die Antworten der k. preußischen und der h. sächsischen
Regierung an Oestreich. Außerdem hat man in einigen Staaten gerichtliche
Verfolgungen gegen die Unterzeichner des eisenacher Programms eintreten lassen,


Grenzboten IV. 18S9. 15

haben doch nur schwache Augen. Sind das nicht Blitzmädels, he?" Was mir
der kleine Mann auf dem Leuchtthurm erzählte, wurde mir am Abend dessel¬
ben Tages von einem Beamten aus Brake, der auch auf Wanger-Oge badete,
bestätigt.

Ueber das spätere Schicksal der Familie Schwers habe ich dem Leser nichts
Gutes mitzutheilen. Der wackre Schiffer ist im Januar 1843 mit seinem neu-
erbauten Kuffschiff sammt seinen Töchtern in einem heftigen Sturme unterge¬
gangen.

In wenig Monaten werden es drei Jahre, daß die Zeitungen uns berich¬
teten: Wanger-Oge sei von einem Sturme zerrissen worden. Nach den Er¬
kundigungen, die ich eingezogen, haben allerdings die gewöhnlichen December¬
stürme die nördlichen Dünen in der Mitte der Insel durchbrochen und den
Leuchtthurm unterwühlt, so daß derselbe abgerissen und durch einen neuen er¬
setzt werden mußte. Der Großherzog hat beschlossen, das unglückliche, viel¬
leicht noch auf eine Reihe von Jahren haltbare Wanger-Oge fallen zu lassen.
Das Conversationshaus wurde abgebrochen und der größte Theil der Ein¬
wohner vermocht, sich am Jahdebusen, wo sie eine bessere Zukunft erwartet,
anzusiedeln.

Wie die Insel nur noch als Ruine besteht, so auch das Seebad, das
gegenwärtig von einem Barbier aus Oldenburg kümmerlich unterhalten wird.
Die geringe Zahl der Badegäste, welche sich aus der Umgegend einfinden, wohnen
bei den wenigen Schiffern, die der Insel noch treu geblieben sind.

Bald wird das Auge der Wangrier, dem ich so werthe Erinnerungen
K. A. Mr. verdanke, auf immer geschlossen sein.




Die italienische Frage.

ES sind in Bezug auf die „Nationalpartei" wiederum einige Actenstücke
veröffentlicht, namentlich die Antworten der k. preußischen und der h. sächsischen
Regierung an Oestreich. Außerdem hat man in einigen Staaten gerichtliche
Verfolgungen gegen die Unterzeichner des eisenacher Programms eintreten lassen,


Grenzboten IV. 18S9. 15
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0125" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/108255"/>
            <p xml:id="ID_454" prev="#ID_453"> haben doch nur schwache Augen. Sind das nicht Blitzmädels, he?" Was mir<lb/>
der kleine Mann auf dem Leuchtthurm erzählte, wurde mir am Abend dessel¬<lb/>
ben Tages von einem Beamten aus Brake, der auch auf Wanger-Oge badete,<lb/>
bestätigt.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_455"> Ueber das spätere Schicksal der Familie Schwers habe ich dem Leser nichts<lb/>
Gutes mitzutheilen. Der wackre Schiffer ist im Januar 1843 mit seinem neu-<lb/>
erbauten Kuffschiff sammt seinen Töchtern in einem heftigen Sturme unterge¬<lb/>
gangen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_456"> In wenig Monaten werden es drei Jahre, daß die Zeitungen uns berich¬<lb/>
teten: Wanger-Oge sei von einem Sturme zerrissen worden. Nach den Er¬<lb/>
kundigungen, die ich eingezogen, haben allerdings die gewöhnlichen December¬<lb/>
stürme die nördlichen Dünen in der Mitte der Insel durchbrochen und den<lb/>
Leuchtthurm unterwühlt, so daß derselbe abgerissen und durch einen neuen er¬<lb/>
setzt werden mußte. Der Großherzog hat beschlossen, das unglückliche, viel¬<lb/>
leicht noch auf eine Reihe von Jahren haltbare Wanger-Oge fallen zu lassen.<lb/>
Das Conversationshaus wurde abgebrochen und der größte Theil der Ein¬<lb/>
wohner vermocht, sich am Jahdebusen, wo sie eine bessere Zukunft erwartet,<lb/>
anzusiedeln.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_457"> Wie die Insel nur noch als Ruine besteht, so auch das Seebad, das<lb/>
gegenwärtig von einem Barbier aus Oldenburg kümmerlich unterhalten wird.<lb/>
Die geringe Zahl der Badegäste, welche sich aus der Umgegend einfinden, wohnen<lb/>
bei den wenigen Schiffern, die der Insel noch treu geblieben sind.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_458"> Bald wird das Auge der Wangrier, dem ich so werthe Erinnerungen<lb/><note type="byline"> K. A. Mr.</note> verdanke, auf immer geschlossen sein. </p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          </div>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Die italienische Frage.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_459" next="#ID_460"> ES sind in Bezug auf die &#x201E;Nationalpartei" wiederum einige Actenstücke<lb/>
veröffentlicht, namentlich die Antworten der k. preußischen und der h. sächsischen<lb/>
Regierung an Oestreich. Außerdem hat man in einigen Staaten gerichtliche<lb/>
Verfolgungen gegen die Unterzeichner des eisenacher Programms eintreten lassen,</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten IV. 18S9. 15</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0125] haben doch nur schwache Augen. Sind das nicht Blitzmädels, he?" Was mir der kleine Mann auf dem Leuchtthurm erzählte, wurde mir am Abend dessel¬ ben Tages von einem Beamten aus Brake, der auch auf Wanger-Oge badete, bestätigt. Ueber das spätere Schicksal der Familie Schwers habe ich dem Leser nichts Gutes mitzutheilen. Der wackre Schiffer ist im Januar 1843 mit seinem neu- erbauten Kuffschiff sammt seinen Töchtern in einem heftigen Sturme unterge¬ gangen. In wenig Monaten werden es drei Jahre, daß die Zeitungen uns berich¬ teten: Wanger-Oge sei von einem Sturme zerrissen worden. Nach den Er¬ kundigungen, die ich eingezogen, haben allerdings die gewöhnlichen December¬ stürme die nördlichen Dünen in der Mitte der Insel durchbrochen und den Leuchtthurm unterwühlt, so daß derselbe abgerissen und durch einen neuen er¬ setzt werden mußte. Der Großherzog hat beschlossen, das unglückliche, viel¬ leicht noch auf eine Reihe von Jahren haltbare Wanger-Oge fallen zu lassen. Das Conversationshaus wurde abgebrochen und der größte Theil der Ein¬ wohner vermocht, sich am Jahdebusen, wo sie eine bessere Zukunft erwartet, anzusiedeln. Wie die Insel nur noch als Ruine besteht, so auch das Seebad, das gegenwärtig von einem Barbier aus Oldenburg kümmerlich unterhalten wird. Die geringe Zahl der Badegäste, welche sich aus der Umgegend einfinden, wohnen bei den wenigen Schiffern, die der Insel noch treu geblieben sind. Bald wird das Auge der Wangrier, dem ich so werthe Erinnerungen K. A. Mr. verdanke, auf immer geschlossen sein. Die italienische Frage. ES sind in Bezug auf die „Nationalpartei" wiederum einige Actenstücke veröffentlicht, namentlich die Antworten der k. preußischen und der h. sächsischen Regierung an Oestreich. Außerdem hat man in einigen Staaten gerichtliche Verfolgungen gegen die Unterzeichner des eisenacher Programms eintreten lassen, Grenzboten IV. 18S9. 15

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/125
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/125>, abgerufen am 03.05.2024.