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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

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Marsche Tttgessragen.
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Das n i e d e r r h e i n i sah e K r i e g s t h e a t e r.
s- Ueber Kriegs- und Opcrationspläne im Allgemeinen und solche für das nieder-
rheinische Kriegstheater insbesondere.

Nachdem man sich über die Stärke der Parteien in Bezug auf das be¬
stimmte Kriegstheater unterrichtet und sie abgewogen hat, kommt es daraus an,
die ersten Sammelpunkte für die Armeen aufzusuchen und damit zugleich über
die Opcrationslinien zu entscheiden. Wir halten für jetzt die Voraussetzung
fest, daß Preußen mit Belgien, Holland und England im Bunde gegen Frank¬
reich stehe. Für eine preußische Armee ist unter solchen Umstanden die Linie,
aus welcher sie sich zu sammeln hat, durch den Rhein gegeben; der Rhein
n?ird durch mehrere Straßen geschnitten, welche Deutschland mit Frankreich
verbinden. An einem dieser Schnittpunkte würde der Hauptsammclplatz oder
das Centrum des Concentrirungsgebietes zu suchen sein, und diese Straße
selbst würde als die Hauptoperationslinie betrachtet werden müssen. Die drei
Punkte Berlin. Cöln und Paris liegen nahezu aus derselben geraden Linie.
Da Frankreich darauf gefaßt sein müßten, den Frieden in Berlin, und die
Verbündeten, ihren Frieden in Paris zu suchen, so bietet sich diese Linie
se>r beide Theile als die natürlichste Operationslinie dar. In der That
>äßt sich auch geschichtlich nachweisen, daß sie von deutschen Heeren, die
^f dem niederrheinischen Kriegstheater operirten, vorherrschend als solche
benutzt worden ist. 1792 brach der Herzog von Braunschweig allerdings
Von Coblenz über Thionville in Frankreich ein; der Erfolg war kein gün¬
stiger, und wenn auch andere Gründe allerdings stark mitspielen, war doch
die Unfruchtbarkeit des durchzogenen Landes eine der Ursachen, welche das
Unternehmen scheitern machten. Als die Franzosen unter Dumouriez
'hre Hauptarmee in demselben Jahre auf Belgien warfen, thaten sie dies
^f der oben bezeichneten Hauptlinie Paris, Mons, Cöln; auf derselben
^mie brach im Frühjahr 1793 Coburg wieder gegen die Franzosen vor,
""d die Schmach vom Mißerfolg der Alliirten in diesem und dem sol-
Senden Jahre lag keineswegs in der falschen Wahl der Operationslinie, son--
dten in der sogenannten methodischen Kriegsführung, der zufolge man glaubte,
^erst ein Loch in den Festungsgürtel der französischen Nordgrenze durch succes-
^>e Eroberung einer Anzahl von Plätzen bohren zu müssen, ehe man einen
^net weiter vorwärts thäte, während der Stillstand, der hierdurch eintrat,
^ gleicher Zeit die Veranlassung zu einer weitgedehnten Cordonstellung der


Marsche Tttgessragen.
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Das n i e d e r r h e i n i sah e K r i e g s t h e a t e r.
s- Ueber Kriegs- und Opcrationspläne im Allgemeinen und solche für das nieder-
rheinische Kriegstheater insbesondere.

Nachdem man sich über die Stärke der Parteien in Bezug auf das be¬
stimmte Kriegstheater unterrichtet und sie abgewogen hat, kommt es daraus an,
die ersten Sammelpunkte für die Armeen aufzusuchen und damit zugleich über
die Opcrationslinien zu entscheiden. Wir halten für jetzt die Voraussetzung
fest, daß Preußen mit Belgien, Holland und England im Bunde gegen Frank¬
reich stehe. Für eine preußische Armee ist unter solchen Umstanden die Linie,
aus welcher sie sich zu sammeln hat, durch den Rhein gegeben; der Rhein
n?ird durch mehrere Straßen geschnitten, welche Deutschland mit Frankreich
verbinden. An einem dieser Schnittpunkte würde der Hauptsammclplatz oder
das Centrum des Concentrirungsgebietes zu suchen sein, und diese Straße
selbst würde als die Hauptoperationslinie betrachtet werden müssen. Die drei
Punkte Berlin. Cöln und Paris liegen nahezu aus derselben geraden Linie.
Da Frankreich darauf gefaßt sein müßten, den Frieden in Berlin, und die
Verbündeten, ihren Frieden in Paris zu suchen, so bietet sich diese Linie
se>r beide Theile als die natürlichste Operationslinie dar. In der That
>äßt sich auch geschichtlich nachweisen, daß sie von deutschen Heeren, die
^f dem niederrheinischen Kriegstheater operirten, vorherrschend als solche
benutzt worden ist. 1792 brach der Herzog von Braunschweig allerdings
Von Coblenz über Thionville in Frankreich ein; der Erfolg war kein gün¬
stiger, und wenn auch andere Gründe allerdings stark mitspielen, war doch
die Unfruchtbarkeit des durchzogenen Landes eine der Ursachen, welche das
Unternehmen scheitern machten. Als die Franzosen unter Dumouriez
'hre Hauptarmee in demselben Jahre auf Belgien warfen, thaten sie dies
^f der oben bezeichneten Hauptlinie Paris, Mons, Cöln; auf derselben
^mie brach im Frühjahr 1793 Coburg wieder gegen die Franzosen vor,
""d die Schmach vom Mißerfolg der Alliirten in diesem und dem sol-
Senden Jahre lag keineswegs in der falschen Wahl der Operationslinie, son--
dten in der sogenannten methodischen Kriegsführung, der zufolge man glaubte,
^erst ein Loch in den Festungsgürtel der französischen Nordgrenze durch succes-
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^net weiter vorwärts thäte, während der Stillstand, der hierdurch eintrat,
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[0347] Marsche Tttgessragen. H.'l/I .... . DS^MxH?^^^'"'^^ Das n i e d e r r h e i n i sah e K r i e g s t h e a t e r. s- Ueber Kriegs- und Opcrationspläne im Allgemeinen und solche für das nieder- rheinische Kriegstheater insbesondere. Nachdem man sich über die Stärke der Parteien in Bezug auf das be¬ stimmte Kriegstheater unterrichtet und sie abgewogen hat, kommt es daraus an, die ersten Sammelpunkte für die Armeen aufzusuchen und damit zugleich über die Opcrationslinien zu entscheiden. Wir halten für jetzt die Voraussetzung fest, daß Preußen mit Belgien, Holland und England im Bunde gegen Frank¬ reich stehe. Für eine preußische Armee ist unter solchen Umstanden die Linie, aus welcher sie sich zu sammeln hat, durch den Rhein gegeben; der Rhein n?ird durch mehrere Straßen geschnitten, welche Deutschland mit Frankreich verbinden. An einem dieser Schnittpunkte würde der Hauptsammclplatz oder das Centrum des Concentrirungsgebietes zu suchen sein, und diese Straße selbst würde als die Hauptoperationslinie betrachtet werden müssen. Die drei Punkte Berlin. Cöln und Paris liegen nahezu aus derselben geraden Linie. Da Frankreich darauf gefaßt sein müßten, den Frieden in Berlin, und die Verbündeten, ihren Frieden in Paris zu suchen, so bietet sich diese Linie se>r beide Theile als die natürlichste Operationslinie dar. In der That >äßt sich auch geschichtlich nachweisen, daß sie von deutschen Heeren, die ^f dem niederrheinischen Kriegstheater operirten, vorherrschend als solche benutzt worden ist. 1792 brach der Herzog von Braunschweig allerdings Von Coblenz über Thionville in Frankreich ein; der Erfolg war kein gün¬ stiger, und wenn auch andere Gründe allerdings stark mitspielen, war doch die Unfruchtbarkeit des durchzogenen Landes eine der Ursachen, welche das Unternehmen scheitern machten. Als die Franzosen unter Dumouriez 'hre Hauptarmee in demselben Jahre auf Belgien warfen, thaten sie dies ^f der oben bezeichneten Hauptlinie Paris, Mons, Cöln; auf derselben ^mie brach im Frühjahr 1793 Coburg wieder gegen die Franzosen vor, ""d die Schmach vom Mißerfolg der Alliirten in diesem und dem sol- Senden Jahre lag keineswegs in der falschen Wahl der Operationslinie, son-- dten in der sogenannten methodischen Kriegsführung, der zufolge man glaubte, ^erst ein Loch in den Festungsgürtel der französischen Nordgrenze durch succes- ^>e Eroberung einer Anzahl von Plätzen bohren zu müssen, ehe man einen ^net weiter vorwärts thäte, während der Stillstand, der hierdurch eintrat, ^ gleicher Zeit die Veranlassung zu einer weitgedehnten Cordonstellung der

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/347>, abgerufen am 03.05.2024.