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Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. I. Band.

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diese Ansicht den übrigen Großmächten deutlich macht und sich sehr entschieden darüber
ausspricht, daß derjenige, der mit Gewalt dagegen auftreten wollte, es auf seine
Gefahr thun müsse. Wie die Sachen jeht stehen, Würde eine solche Erklärung aus¬
reichen, den europäischen Frieden zu sichern, und Preußens Stellung in Deutsch¬
land würde dadurch nicht geschmälert, sondern Gefestigt werden. Preußen hat
aber auch noch einen andern Grund zu solchem Auftreten. Es ist nach der mo¬
dernen Theorie ein paritätischer Staat, d. h. in ihm hat die katholische Kirche mit
der evangelischen gleiche Berechtigung; wenn aber die katholische Kirche sich vermißt,
mit ihren Dogmen den Staat regieren zu wollen, so muß sich Preußen daran er¬
innern, daß sein historischer Kern, ja daß sein Lebensnerv der Protestantismus ist,
daß es mit dem Protestantismus, aus den es gebaut ist, siegt oder untergeht, daß
zwischen ihm und dem Papstthum nur gegenseitige Duldung herrscht und daß der
Papst nicht verfehlen würde, den Degen eines mauert Daun zu weihen.




Literatur.
Berichtigungen zu Schillers und Goethes Briefwechsel.

-- Es ist
zu beklagen, daß die 1856 erschienene zweite Ausgabe des Briefwechsels zwischen
Schiller und Goethe, obwol sie außer den Ergänzungen manche Berichtigungen in
der Stellung einzelner Briefe enthielt, dennoch viele übergangen hatte, die selbst dem
nnr aufmerksamen Leser, geschweige dem Forscher, sich aufdrängen. Daher hat
Düntzcr in seiner neuesten Schrift' "Schiller und Goethe, Uebersichten und Erläu¬
terungen zum Briefwechsel ?c." eine reiche Nachlese mit Berichtigungen halten können;
aber auch dieser treufleißige Goethckenner hat doch noch Mehreres übersehen, wie
folgende Nachträge zeigen Mögen, welche noch immer nicht reines Feld zu machen
sich vermessen.

Brief 127 der zweiten (hier allein anzuziehenden) Ausgabe gehört "ach Boas
richtiger Bestimmung (Schillers und Goethes Xcnicnmanuscript S. 74) vor Brief
124, welcher die Antwort auf jenen ist.

Bei Brief 133 ist, wie Boas bemerkt (Xcnienmcinuscr. S. 50), das Datum
verdrückt! es muß "den 26. December" heißen.

Brief 145 muß nach der Berichtigung von Boas (Xcnicnman. S. 106) auf
Brief 149 folgen.

Nach Brief 562 fehlt das scherzhafte Executivnsschrciben von Goethe und KirMs .
an den mit Herausgabe des Manuscripts von Wallensteins Lager sort und fort zau¬
bernden Schiller, vom 27. December 1 798 (Weimars Album zur 4. Säcularfeier
der Buchdrucker?. S. 141.) ^


diese Ansicht den übrigen Großmächten deutlich macht und sich sehr entschieden darüber
ausspricht, daß derjenige, der mit Gewalt dagegen auftreten wollte, es auf seine
Gefahr thun müsse. Wie die Sachen jeht stehen, Würde eine solche Erklärung aus¬
reichen, den europäischen Frieden zu sichern, und Preußens Stellung in Deutsch¬
land würde dadurch nicht geschmälert, sondern Gefestigt werden. Preußen hat
aber auch noch einen andern Grund zu solchem Auftreten. Es ist nach der mo¬
dernen Theorie ein paritätischer Staat, d. h. in ihm hat die katholische Kirche mit
der evangelischen gleiche Berechtigung; wenn aber die katholische Kirche sich vermißt,
mit ihren Dogmen den Staat regieren zu wollen, so muß sich Preußen daran er¬
innern, daß sein historischer Kern, ja daß sein Lebensnerv der Protestantismus ist,
daß es mit dem Protestantismus, aus den es gebaut ist, siegt oder untergeht, daß
zwischen ihm und dem Papstthum nur gegenseitige Duldung herrscht und daß der
Papst nicht verfehlen würde, den Degen eines mauert Daun zu weihen.




Literatur.
Berichtigungen zu Schillers und Goethes Briefwechsel.

— Es ist
zu beklagen, daß die 1856 erschienene zweite Ausgabe des Briefwechsels zwischen
Schiller und Goethe, obwol sie außer den Ergänzungen manche Berichtigungen in
der Stellung einzelner Briefe enthielt, dennoch viele übergangen hatte, die selbst dem
nnr aufmerksamen Leser, geschweige dem Forscher, sich aufdrängen. Daher hat
Düntzcr in seiner neuesten Schrift' „Schiller und Goethe, Uebersichten und Erläu¬
terungen zum Briefwechsel ?c." eine reiche Nachlese mit Berichtigungen halten können;
aber auch dieser treufleißige Goethckenner hat doch noch Mehreres übersehen, wie
folgende Nachträge zeigen Mögen, welche noch immer nicht reines Feld zu machen
sich vermessen.

Brief 127 der zweiten (hier allein anzuziehenden) Ausgabe gehört »ach Boas
richtiger Bestimmung (Schillers und Goethes Xcnicnmanuscript S. 74) vor Brief
124, welcher die Antwort auf jenen ist.

Bei Brief 133 ist, wie Boas bemerkt (Xcnienmcinuscr. S. 50), das Datum
verdrückt! es muß „den 26. December" heißen.

Brief 145 muß nach der Berichtigung von Boas (Xcnicnman. S. 106) auf
Brief 149 folgen.

Nach Brief 562 fehlt das scherzhafte Executivnsschrciben von Goethe und KirMs .
an den mit Herausgabe des Manuscripts von Wallensteins Lager sort und fort zau¬
bernden Schiller, vom 27. December 1 798 (Weimars Album zur 4. Säcularfeier
der Buchdrucker?. S. 141.) ^


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[0130] diese Ansicht den übrigen Großmächten deutlich macht und sich sehr entschieden darüber ausspricht, daß derjenige, der mit Gewalt dagegen auftreten wollte, es auf seine Gefahr thun müsse. Wie die Sachen jeht stehen, Würde eine solche Erklärung aus¬ reichen, den europäischen Frieden zu sichern, und Preußens Stellung in Deutsch¬ land würde dadurch nicht geschmälert, sondern Gefestigt werden. Preußen hat aber auch noch einen andern Grund zu solchem Auftreten. Es ist nach der mo¬ dernen Theorie ein paritätischer Staat, d. h. in ihm hat die katholische Kirche mit der evangelischen gleiche Berechtigung; wenn aber die katholische Kirche sich vermißt, mit ihren Dogmen den Staat regieren zu wollen, so muß sich Preußen daran er¬ innern, daß sein historischer Kern, ja daß sein Lebensnerv der Protestantismus ist, daß es mit dem Protestantismus, aus den es gebaut ist, siegt oder untergeht, daß zwischen ihm und dem Papstthum nur gegenseitige Duldung herrscht und daß der Papst nicht verfehlen würde, den Degen eines mauert Daun zu weihen. Literatur. Berichtigungen zu Schillers und Goethes Briefwechsel. — Es ist zu beklagen, daß die 1856 erschienene zweite Ausgabe des Briefwechsels zwischen Schiller und Goethe, obwol sie außer den Ergänzungen manche Berichtigungen in der Stellung einzelner Briefe enthielt, dennoch viele übergangen hatte, die selbst dem nnr aufmerksamen Leser, geschweige dem Forscher, sich aufdrängen. Daher hat Düntzcr in seiner neuesten Schrift' „Schiller und Goethe, Uebersichten und Erläu¬ terungen zum Briefwechsel ?c." eine reiche Nachlese mit Berichtigungen halten können; aber auch dieser treufleißige Goethckenner hat doch noch Mehreres übersehen, wie folgende Nachträge zeigen Mögen, welche noch immer nicht reines Feld zu machen sich vermessen. Brief 127 der zweiten (hier allein anzuziehenden) Ausgabe gehört »ach Boas richtiger Bestimmung (Schillers und Goethes Xcnicnmanuscript S. 74) vor Brief 124, welcher die Antwort auf jenen ist. Bei Brief 133 ist, wie Boas bemerkt (Xcnienmcinuscr. S. 50), das Datum verdrückt! es muß „den 26. December" heißen. Brief 145 muß nach der Berichtigung von Boas (Xcnicnman. S. 106) auf Brief 149 folgen. Nach Brief 562 fehlt das scherzhafte Executivnsschrciben von Goethe und KirMs . an den mit Herausgabe des Manuscripts von Wallensteins Lager sort und fort zau¬ bernden Schiller, vom 27. December 1 798 (Weimars Album zur 4. Säcularfeier der Buchdrucker?. S. 141.) ^

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341594_108721/130>, abgerufen am 29.04.2024.