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Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. II. Band.

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Wetter, das gut, nach den Segeln, die weggenommen, es steht ihnen
bevor sie wieder aufzuhissen. Ein fürchterliches Fluchen zuerst auf de Lud von
de armern Wach will beginnen, aber die ist verschwunden, vergnügt über den
gelungenen Schabernak - to Lojis -- sloapen. Man stürmt nach achter zu
um den Oalen über sein unnützes Commando zu höhnen, aber der ist ärger¬
lich über den ihm gespielten Streich -- to Lojis -- sloapen.

Die Morgenröthe wird stärker, der Wind noch besser, der Butenklüber,
Roycls und Bramseils sind schnell in den Gang gebracht.

Der Stürmann legt sich achter hin auf Deck, nur um in den Himmel zu
sehen, und vor legen sich de Lüd an spielt, Anker und Schweinstall, selbst der
Junge legt sich, um zu sloapen, denn wenn de Stürmann de Wacht hat,
brennt so leicht de Lüchtenponl nich, auch dat dröge Hemd wird vom Hay
"ich frater. --




Aus Schleswig.

Wenn man die Beurtheilungen der schleswigschen Franc in der deutschen Presse
überblickt, so begegnet man häufig der Meinung, daß die Stellung, welche die dä¬
nische Regierung zu dem Herzogthum eingenommen, die Maßregeln, die sie demselben
gegenüber ergriffen, die abschlägigen Antworten, die sie auf alle Forderungen dessel¬
ben ertheilt hat, im Wesentlichen von politischen Gründen dictirt seien, daß es die
dänische Großmannssucht, der dänische Fanatismus, oder wenn man will, der dä¬
nische Patriotismus sei, der sich bestrebe, ein Dänemark bis zur Eider zu schaffen.
Wir leugnen nicht, daß in einem Theil des Volkes solche Empfindungen die Trieb¬
federn sind, welche sie bewegen, nach Kräften für die factische Einverleibung des Her-
zogthums zu wirken und allen dahin zielenden Maßregeln der kopenhagncr Regierung
Beifall zuzurufen. Wir würden sogar bereitwillig solchen Patrioten die Berechtigung
zu derartigen Wünschen, Hoffnungen und Bestrebungen zugestehen, wenn dem Wille"
die Kraft, sich auf die Dauer geltend zu machen, der Absicht zu,erobern die nöthige
materielle Befähigung dazu beschicken wäre.

Was wir aber nicht zugeben, ist, daß die Mehrzahl des dänischen Volkes, oder
richtiger, die Mehrzahl der Dänen, die überhaupt an dem Streit ein Interesse nehmen,
die Majorität der gebildeten Klasse also, von jenem edlen Gedanken an die Größe des
Vaterlandes allein, oder auch nur hauptsächlich angetrieben wird. Die Eroberungs-
lust, die Schleswig factisch annectirte, die ihre Eroberung um jeden Preis behalten
will, de>t in einem sehr großen Theil der Dänen einen viel weniger idealen Grund.
Wie die amerikanische" Parteien, mindestens die meisten ihrer Führer und Schürer,
sich in der Regel weniger ernstlich wege" des Princips streiten, das sie auf ihre Plat-
form gehoben, als wegen der Aemterbeutc, die sie nach dem Siege theilen, so verhält
sichs auch in Dänemark. Kopenhagen erzieht zu viele Gelehrte, als daß Dänemark


Wetter, das gut, nach den Segeln, die weggenommen, es steht ihnen
bevor sie wieder aufzuhissen. Ein fürchterliches Fluchen zuerst auf de Lud von
de armern Wach will beginnen, aber die ist verschwunden, vergnügt über den
gelungenen Schabernak - to Lojis — sloapen. Man stürmt nach achter zu
um den Oalen über sein unnützes Commando zu höhnen, aber der ist ärger¬
lich über den ihm gespielten Streich — to Lojis — sloapen.

Die Morgenröthe wird stärker, der Wind noch besser, der Butenklüber,
Roycls und Bramseils sind schnell in den Gang gebracht.

Der Stürmann legt sich achter hin auf Deck, nur um in den Himmel zu
sehen, und vor legen sich de Lüd an spielt, Anker und Schweinstall, selbst der
Junge legt sich, um zu sloapen, denn wenn de Stürmann de Wacht hat,
brennt so leicht de Lüchtenponl nich, auch dat dröge Hemd wird vom Hay
»ich frater. —




Aus Schleswig.

Wenn man die Beurtheilungen der schleswigschen Franc in der deutschen Presse
überblickt, so begegnet man häufig der Meinung, daß die Stellung, welche die dä¬
nische Regierung zu dem Herzogthum eingenommen, die Maßregeln, die sie demselben
gegenüber ergriffen, die abschlägigen Antworten, die sie auf alle Forderungen dessel¬
ben ertheilt hat, im Wesentlichen von politischen Gründen dictirt seien, daß es die
dänische Großmannssucht, der dänische Fanatismus, oder wenn man will, der dä¬
nische Patriotismus sei, der sich bestrebe, ein Dänemark bis zur Eider zu schaffen.
Wir leugnen nicht, daß in einem Theil des Volkes solche Empfindungen die Trieb¬
federn sind, welche sie bewegen, nach Kräften für die factische Einverleibung des Her-
zogthums zu wirken und allen dahin zielenden Maßregeln der kopenhagncr Regierung
Beifall zuzurufen. Wir würden sogar bereitwillig solchen Patrioten die Berechtigung
zu derartigen Wünschen, Hoffnungen und Bestrebungen zugestehen, wenn dem Wille»
die Kraft, sich auf die Dauer geltend zu machen, der Absicht zu,erobern die nöthige
materielle Befähigung dazu beschicken wäre.

Was wir aber nicht zugeben, ist, daß die Mehrzahl des dänischen Volkes, oder
richtiger, die Mehrzahl der Dänen, die überhaupt an dem Streit ein Interesse nehmen,
die Majorität der gebildeten Klasse also, von jenem edlen Gedanken an die Größe des
Vaterlandes allein, oder auch nur hauptsächlich angetrieben wird. Die Eroberungs-
lust, die Schleswig factisch annectirte, die ihre Eroberung um jeden Preis behalten
will, de>t in einem sehr großen Theil der Dänen einen viel weniger idealen Grund.
Wie die amerikanische» Parteien, mindestens die meisten ihrer Führer und Schürer,
sich in der Regel weniger ernstlich wege» des Princips streiten, das sie auf ihre Plat-
form gehoben, als wegen der Aemterbeutc, die sie nach dem Siege theilen, so verhält
sichs auch in Dänemark. Kopenhagen erzieht zu viele Gelehrte, als daß Dänemark


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341594_109263/489>, abgerufen am 19.05.2024.