Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, II. Semester. III. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

bei arbeitskräftigen Bevölkerung und neben einem großen Reichthum an
Naturschätzen, die sich zur gewerblichen und industriellen Verarbeitung eignen,
nach ein sich uachtheil.ig fühlbar machender Mangel an disponiblen Capital
herrscht."




Literarische Neuigkeiten.

Das Schillerfest hat noch immer seine Nachwirkungen. Das Schiller-
Denkmal. Volksausgabe (Berlin, Riegel), bis jetzt drei Lieferungen, stellt sich die
Aufgabe, Alles was zu des Dichters Verherrlichung in den verschiednen Städten
Deutschlands gesprochen ist, aufzuzeichnen. -- Das Schillerfest in Hamburg
am 11., 12. und 13. November 1859, von Bernhard Endrulat, mit 12
Illustrationen von Otto Speckter (Hamburg, Meißner), ist bei seiner außerordent¬
lichen Vollständigkeit wol nur auf Hamburg berechnet. -- Der Schillcrkr anz,
geflochten'aus frischen Blüthen vom Gymnasialdirector August (Berlin, Gärtner),
hat keine andere Beziehung auf Schiller, als daß er zum Besten des Schillervcreins
verkauft wird: es ist eine Sammlung verschiedener lyrischer Gedichte. --

Hans des Berner Milizen Erinnerungen aus dem lombardisch-
sardinischen Feldzug von 1848, von I. C. Ott (Berlin, Springer). Sehr
lebendige, humoristisch gefärbte Aufzeichnungen, die mehr ein heiteres Lebensbild als
einen Beitrag zur Kriegsgeschichte bezwecken. --
'-'''

Von den neuen Novellen heben wir zunächst hervor: Melusine, Roman von
Karl Frenzel (Breslau, Trewendt). Der Verfasser hat offenbares Talent, die
Erzählung ist deutlich und lebhaft. In Bezug auf Stoff und sittliche Haltung ist
Gutzkows Einfluß nicht zu verkennen. Melusine, obgleich edler gehalten, erinnert
an Lucinde; fast sämmtliche Personen sind unklar darüber, wen sic eigentlich lieben,
und wenn <in Mann die eine Dame umarmt, so meint er in der Regel die andere.
Daß diese Verwechselungen öfters wiederkehren, schadet dem guten Eindruck des
Buchs. Der tragische Ausgang der Heldin ist zu wenig motivirt. --

eolloq.uia collo^iltlig, in VI Episteln an alle Mediciner von Se. Pau¬
lus Post Humus (Wittenberg, Herross): gesund humoristisch, in der Form mit¬
unter zu sehr ins Niedrige einschlagend. --

NovHlcn von Robert Waldmüller (Eduard Duboc), Berlin, Springer;
Erzählungen eines alten Herrn, von Gustav vom See (G. v. Struensee), Bres¬
lau, Trewendt: beide Sammlungen in ihrer Anspruchlosigkeit durchweg zu loben.




Herausgegeben von Gustav Freytag und Julian Schmidt.
Verantwortlicher Redacteur: Dr. Moritz Busch
Verlag von F, L. Herbig -- Druck von C. <5. Elbert in Leipzig.

bei arbeitskräftigen Bevölkerung und neben einem großen Reichthum an
Naturschätzen, die sich zur gewerblichen und industriellen Verarbeitung eignen,
nach ein sich uachtheil.ig fühlbar machender Mangel an disponiblen Capital
herrscht."




Literarische Neuigkeiten.

Das Schillerfest hat noch immer seine Nachwirkungen. Das Schiller-
Denkmal. Volksausgabe (Berlin, Riegel), bis jetzt drei Lieferungen, stellt sich die
Aufgabe, Alles was zu des Dichters Verherrlichung in den verschiednen Städten
Deutschlands gesprochen ist, aufzuzeichnen. — Das Schillerfest in Hamburg
am 11., 12. und 13. November 1859, von Bernhard Endrulat, mit 12
Illustrationen von Otto Speckter (Hamburg, Meißner), ist bei seiner außerordent¬
lichen Vollständigkeit wol nur auf Hamburg berechnet. — Der Schillcrkr anz,
geflochten'aus frischen Blüthen vom Gymnasialdirector August (Berlin, Gärtner),
hat keine andere Beziehung auf Schiller, als daß er zum Besten des Schillervcreins
verkauft wird: es ist eine Sammlung verschiedener lyrischer Gedichte. —

Hans des Berner Milizen Erinnerungen aus dem lombardisch-
sardinischen Feldzug von 1848, von I. C. Ott (Berlin, Springer). Sehr
lebendige, humoristisch gefärbte Aufzeichnungen, die mehr ein heiteres Lebensbild als
einen Beitrag zur Kriegsgeschichte bezwecken. —
'-'''

Von den neuen Novellen heben wir zunächst hervor: Melusine, Roman von
Karl Frenzel (Breslau, Trewendt). Der Verfasser hat offenbares Talent, die
Erzählung ist deutlich und lebhaft. In Bezug auf Stoff und sittliche Haltung ist
Gutzkows Einfluß nicht zu verkennen. Melusine, obgleich edler gehalten, erinnert
an Lucinde; fast sämmtliche Personen sind unklar darüber, wen sic eigentlich lieben,
und wenn <in Mann die eine Dame umarmt, so meint er in der Regel die andere.
Daß diese Verwechselungen öfters wiederkehren, schadet dem guten Eindruck des
Buchs. Der tragische Ausgang der Heldin ist zu wenig motivirt. —

eolloq.uia collo^iltlig, in VI Episteln an alle Mediciner von Se. Pau¬
lus Post Humus (Wittenberg, Herross): gesund humoristisch, in der Form mit¬
unter zu sehr ins Niedrige einschlagend. —

NovHlcn von Robert Waldmüller (Eduard Duboc), Berlin, Springer;
Erzählungen eines alten Herrn, von Gustav vom See (G. v. Struensee), Bres¬
lau, Trewendt: beide Sammlungen in ihrer Anspruchlosigkeit durchweg zu loben.




Herausgegeben von Gustav Freytag und Julian Schmidt.
Verantwortlicher Redacteur: Dr. Moritz Busch
Verlag von F, L. Herbig — Druck von C. <5. Elbert in Leipzig.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0172" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/109978"/>
          <p xml:id="ID_458" prev="#ID_457"> bei arbeitskräftigen Bevölkerung und neben einem großen Reichthum an<lb/>
Naturschätzen, die sich zur gewerblichen und industriellen Verarbeitung eignen,<lb/>
nach ein sich uachtheil.ig fühlbar machender Mangel an disponiblen Capital<lb/>
herrscht."</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Literarische Neuigkeiten.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_459"> Das Schillerfest hat noch immer seine Nachwirkungen. Das Schiller-<lb/>
Denkmal. Volksausgabe (Berlin, Riegel), bis jetzt drei Lieferungen, stellt sich die<lb/>
Aufgabe, Alles was zu des Dichters Verherrlichung in den verschiednen Städten<lb/>
Deutschlands gesprochen ist, aufzuzeichnen. &#x2014; Das Schillerfest in Hamburg<lb/>
am 11., 12. und 13. November 1859, von Bernhard Endrulat, mit 12<lb/>
Illustrationen von Otto Speckter (Hamburg, Meißner), ist bei seiner außerordent¬<lb/>
lichen Vollständigkeit wol nur auf Hamburg berechnet. &#x2014; Der Schillcrkr anz,<lb/>
geflochten'aus frischen Blüthen vom Gymnasialdirector August (Berlin, Gärtner),<lb/>
hat keine andere Beziehung auf Schiller, als daß er zum Besten des Schillervcreins<lb/>
verkauft wird: es ist eine Sammlung verschiedener lyrischer Gedichte. &#x2014;</p><lb/>
          <p xml:id="ID_460"> Hans des Berner Milizen Erinnerungen aus dem lombardisch-<lb/>
sardinischen Feldzug von 1848, von I. C. Ott (Berlin, Springer). Sehr<lb/>
lebendige, humoristisch gefärbte Aufzeichnungen, die mehr ein heiteres Lebensbild als<lb/>
einen Beitrag zur Kriegsgeschichte bezwecken. &#x2014;<lb/>
'-'''</p><lb/>
          <p xml:id="ID_461"> Von den neuen Novellen heben wir zunächst hervor: Melusine, Roman von<lb/>
Karl Frenzel (Breslau, Trewendt). Der Verfasser hat offenbares Talent, die<lb/>
Erzählung ist deutlich und lebhaft. In Bezug auf Stoff und sittliche Haltung ist<lb/>
Gutzkows Einfluß nicht zu verkennen. Melusine, obgleich edler gehalten, erinnert<lb/>
an Lucinde; fast sämmtliche Personen sind unklar darüber, wen sic eigentlich lieben,<lb/>
und wenn &lt;in Mann die eine Dame umarmt, so meint er in der Regel die andere.<lb/>
Daß diese Verwechselungen öfters wiederkehren, schadet dem guten Eindruck des<lb/>
Buchs.  Der tragische Ausgang der Heldin ist zu wenig motivirt. &#x2014;</p><lb/>
          <p xml:id="ID_462"> eolloq.uia collo^iltlig, in VI Episteln an alle Mediciner von Se. Pau¬<lb/>
lus Post Humus (Wittenberg, Herross): gesund humoristisch, in der Form mit¬<lb/>
unter zu sehr ins Niedrige einschlagend. &#x2014;</p><lb/>
          <p xml:id="ID_463"> NovHlcn von Robert Waldmüller (Eduard Duboc), Berlin, Springer;<lb/>
Erzählungen eines alten Herrn, von Gustav vom See (G. v. Struensee), Bres¬<lb/>
lau, Trewendt: beide Sammlungen in ihrer Anspruchlosigkeit durchweg zu loben.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <note type="byline"> Herausgegeben von Gustav Freytag und Julian Schmidt.<lb/>
Verantwortlicher Redacteur: Dr. Moritz Busch<lb/>
Verlag von F, L. Herbig &#x2014; Druck von C. &lt;5. Elbert in Leipzig.</note><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0172] bei arbeitskräftigen Bevölkerung und neben einem großen Reichthum an Naturschätzen, die sich zur gewerblichen und industriellen Verarbeitung eignen, nach ein sich uachtheil.ig fühlbar machender Mangel an disponiblen Capital herrscht." Literarische Neuigkeiten. Das Schillerfest hat noch immer seine Nachwirkungen. Das Schiller- Denkmal. Volksausgabe (Berlin, Riegel), bis jetzt drei Lieferungen, stellt sich die Aufgabe, Alles was zu des Dichters Verherrlichung in den verschiednen Städten Deutschlands gesprochen ist, aufzuzeichnen. — Das Schillerfest in Hamburg am 11., 12. und 13. November 1859, von Bernhard Endrulat, mit 12 Illustrationen von Otto Speckter (Hamburg, Meißner), ist bei seiner außerordent¬ lichen Vollständigkeit wol nur auf Hamburg berechnet. — Der Schillcrkr anz, geflochten'aus frischen Blüthen vom Gymnasialdirector August (Berlin, Gärtner), hat keine andere Beziehung auf Schiller, als daß er zum Besten des Schillervcreins verkauft wird: es ist eine Sammlung verschiedener lyrischer Gedichte. — Hans des Berner Milizen Erinnerungen aus dem lombardisch- sardinischen Feldzug von 1848, von I. C. Ott (Berlin, Springer). Sehr lebendige, humoristisch gefärbte Aufzeichnungen, die mehr ein heiteres Lebensbild als einen Beitrag zur Kriegsgeschichte bezwecken. — '-''' Von den neuen Novellen heben wir zunächst hervor: Melusine, Roman von Karl Frenzel (Breslau, Trewendt). Der Verfasser hat offenbares Talent, die Erzählung ist deutlich und lebhaft. In Bezug auf Stoff und sittliche Haltung ist Gutzkows Einfluß nicht zu verkennen. Melusine, obgleich edler gehalten, erinnert an Lucinde; fast sämmtliche Personen sind unklar darüber, wen sic eigentlich lieben, und wenn <in Mann die eine Dame umarmt, so meint er in der Regel die andere. Daß diese Verwechselungen öfters wiederkehren, schadet dem guten Eindruck des Buchs. Der tragische Ausgang der Heldin ist zu wenig motivirt. — eolloq.uia collo^iltlig, in VI Episteln an alle Mediciner von Se. Pau¬ lus Post Humus (Wittenberg, Herross): gesund humoristisch, in der Form mit¬ unter zu sehr ins Niedrige einschlagend. — NovHlcn von Robert Waldmüller (Eduard Duboc), Berlin, Springer; Erzählungen eines alten Herrn, von Gustav vom See (G. v. Struensee), Bres¬ lau, Trewendt: beide Sammlungen in ihrer Anspruchlosigkeit durchweg zu loben. Herausgegeben von Gustav Freytag und Julian Schmidt. Verantwortlicher Redacteur: Dr. Moritz Busch Verlag von F, L. Herbig — Druck von C. <5. Elbert in Leipzig.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341594_109805
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341594_109805/172
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341594_109805/172>, abgerufen am 01.05.2024.