Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, II. Semester. III. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Vereins von seinem ersten Ursprünge an bis zu seiner jetzigen Gestalt und
Verbreitung eher eine schnelle als eine langsame nennen. Und wenn aller¬
dings auch eine weitere kräftige Verbreitung desselben auf alle Weise zu wün¬
schen sein mag nicht nur zunächst im Interesse der vielen Gemeinden, welche
in wirklicher, zum Theil keinen Verzug der Hilfe gestaltenden Gefahr des
Verkommens schweben, sondern beinahe ebenso sehr auch im Interesse desje¬
nigen Theils der evangelischen Kirche, welcher, wenn auch vorerst nicht selbst
in äußerlicher Noth, doch derjenigen innern Belebung bedarf, welche sich grade
aus der Wirksamkeit des Vereins so natürlich ergibt, so wird man ihn doch
eben so sorgfältig wie vor der Trägheit seines Wachsthums, vor jeder nur
trügerischen Beschleunigung desselben zu bewahren haben, welche vielleicht mit
der Gefahr des Verlustes seiner Selbständigkeit oder mit einer Aenderung seiner
Principien verbunden sein oder gar erkauft werden könnte.




Messina.

Wenn wir aus Sicilien vernehmen, daß Garibaldi sich anschickt, Messina
zu belagern, und daß bereits der Tag zum Aufbruch des Revolutionsheercs
dahin festgesetzt ist, so scheint dies ein Gerücht zu sein, ausgesprengt, um die
neapolitanischen Generale irre zu führen. Schwerlich wird der Feldherr der
Insurgenten das nächste Ziel seiner Thätigkeit den Gegnern durch die Zei¬
tungen wissen lassen, und nicht unwahrscheinlich ist, daß er nach Vollendung
der nöthigen Vorbereitungen den Krieg sofort nach dem Festland hinüber
spielt. Indeß wäre auch eine Doppelsinte denkbar. Jenes Gerücht könnte in
der Voraussetzung ausgestreut worden sein, daß man ihm in Neapel nicht
glauben, sich vielmehr auf einen Angriff diesseits der Meerenge vorbereiten,
hier seine Streitmittel concentriren und auf diese Weise die Einnahme Mes¬
sinas erleichtern würde. Für diesen Fall geben wir im Folgenden einige No¬
tizen über den berühmten Brückenkopf am Färö.

Messina, mit dem Beinamen ig, nobilö, die edle, beehrt, liegt auf der
Ostseite des Mischen Dreiecks im Hintergrund einer Bucht, die ans den Färö
ti Messinn mündet und den besten Hafen des Mittelmeeres bildet. Die
Wasserstraße zwischen der Insel und dem Festland (Calabrien) ist hier nur


Vereins von seinem ersten Ursprünge an bis zu seiner jetzigen Gestalt und
Verbreitung eher eine schnelle als eine langsame nennen. Und wenn aller¬
dings auch eine weitere kräftige Verbreitung desselben auf alle Weise zu wün¬
schen sein mag nicht nur zunächst im Interesse der vielen Gemeinden, welche
in wirklicher, zum Theil keinen Verzug der Hilfe gestaltenden Gefahr des
Verkommens schweben, sondern beinahe ebenso sehr auch im Interesse desje¬
nigen Theils der evangelischen Kirche, welcher, wenn auch vorerst nicht selbst
in äußerlicher Noth, doch derjenigen innern Belebung bedarf, welche sich grade
aus der Wirksamkeit des Vereins so natürlich ergibt, so wird man ihn doch
eben so sorgfältig wie vor der Trägheit seines Wachsthums, vor jeder nur
trügerischen Beschleunigung desselben zu bewahren haben, welche vielleicht mit
der Gefahr des Verlustes seiner Selbständigkeit oder mit einer Aenderung seiner
Principien verbunden sein oder gar erkauft werden könnte.




Messina.

Wenn wir aus Sicilien vernehmen, daß Garibaldi sich anschickt, Messina
zu belagern, und daß bereits der Tag zum Aufbruch des Revolutionsheercs
dahin festgesetzt ist, so scheint dies ein Gerücht zu sein, ausgesprengt, um die
neapolitanischen Generale irre zu führen. Schwerlich wird der Feldherr der
Insurgenten das nächste Ziel seiner Thätigkeit den Gegnern durch die Zei¬
tungen wissen lassen, und nicht unwahrscheinlich ist, daß er nach Vollendung
der nöthigen Vorbereitungen den Krieg sofort nach dem Festland hinüber
spielt. Indeß wäre auch eine Doppelsinte denkbar. Jenes Gerücht könnte in
der Voraussetzung ausgestreut worden sein, daß man ihm in Neapel nicht
glauben, sich vielmehr auf einen Angriff diesseits der Meerenge vorbereiten,
hier seine Streitmittel concentriren und auf diese Weise die Einnahme Mes¬
sinas erleichtern würde. Für diesen Fall geben wir im Folgenden einige No¬
tizen über den berühmten Brückenkopf am Färö.

Messina, mit dem Beinamen ig, nobilö, die edle, beehrt, liegt auf der
Ostseite des Mischen Dreiecks im Hintergrund einer Bucht, die ans den Färö
ti Messinn mündet und den besten Hafen des Mittelmeeres bildet. Die
Wasserstraße zwischen der Insel und dem Festland (Calabrien) ist hier nur


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0066" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/109872"/>
          <p xml:id="ID_140" prev="#ID_139"> Vereins von seinem ersten Ursprünge an bis zu seiner jetzigen Gestalt und<lb/>
Verbreitung eher eine schnelle als eine langsame nennen. Und wenn aller¬<lb/>
dings auch eine weitere kräftige Verbreitung desselben auf alle Weise zu wün¬<lb/>
schen sein mag nicht nur zunächst im Interesse der vielen Gemeinden, welche<lb/>
in wirklicher, zum Theil keinen Verzug der Hilfe gestaltenden Gefahr des<lb/>
Verkommens schweben, sondern beinahe ebenso sehr auch im Interesse desje¬<lb/>
nigen Theils der evangelischen Kirche, welcher, wenn auch vorerst nicht selbst<lb/>
in äußerlicher Noth, doch derjenigen innern Belebung bedarf, welche sich grade<lb/>
aus der Wirksamkeit des Vereins so natürlich ergibt, so wird man ihn doch<lb/>
eben so sorgfältig wie vor der Trägheit seines Wachsthums, vor jeder nur<lb/>
trügerischen Beschleunigung desselben zu bewahren haben, welche vielleicht mit<lb/>
der Gefahr des Verlustes seiner Selbständigkeit oder mit einer Aenderung seiner<lb/>
Principien verbunden sein oder gar erkauft werden könnte.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Messina.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_141"> Wenn wir aus Sicilien vernehmen, daß Garibaldi sich anschickt, Messina<lb/>
zu belagern, und daß bereits der Tag zum Aufbruch des Revolutionsheercs<lb/>
dahin festgesetzt ist, so scheint dies ein Gerücht zu sein, ausgesprengt, um die<lb/>
neapolitanischen Generale irre zu führen. Schwerlich wird der Feldherr der<lb/>
Insurgenten das nächste Ziel seiner Thätigkeit den Gegnern durch die Zei¬<lb/>
tungen wissen lassen, und nicht unwahrscheinlich ist, daß er nach Vollendung<lb/>
der nöthigen Vorbereitungen den Krieg sofort nach dem Festland hinüber<lb/>
spielt. Indeß wäre auch eine Doppelsinte denkbar. Jenes Gerücht könnte in<lb/>
der Voraussetzung ausgestreut worden sein, daß man ihm in Neapel nicht<lb/>
glauben, sich vielmehr auf einen Angriff diesseits der Meerenge vorbereiten,<lb/>
hier seine Streitmittel concentriren und auf diese Weise die Einnahme Mes¬<lb/>
sinas erleichtern würde. Für diesen Fall geben wir im Folgenden einige No¬<lb/>
tizen über den berühmten Brückenkopf am Färö.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_142" next="#ID_143"> Messina, mit dem Beinamen ig, nobilö, die edle, beehrt, liegt auf der<lb/>
Ostseite des Mischen Dreiecks im Hintergrund einer Bucht, die ans den Färö<lb/>
ti Messinn mündet und den besten Hafen des Mittelmeeres bildet. Die<lb/>
Wasserstraße zwischen der Insel und dem Festland (Calabrien) ist hier nur</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0066] Vereins von seinem ersten Ursprünge an bis zu seiner jetzigen Gestalt und Verbreitung eher eine schnelle als eine langsame nennen. Und wenn aller¬ dings auch eine weitere kräftige Verbreitung desselben auf alle Weise zu wün¬ schen sein mag nicht nur zunächst im Interesse der vielen Gemeinden, welche in wirklicher, zum Theil keinen Verzug der Hilfe gestaltenden Gefahr des Verkommens schweben, sondern beinahe ebenso sehr auch im Interesse desje¬ nigen Theils der evangelischen Kirche, welcher, wenn auch vorerst nicht selbst in äußerlicher Noth, doch derjenigen innern Belebung bedarf, welche sich grade aus der Wirksamkeit des Vereins so natürlich ergibt, so wird man ihn doch eben so sorgfältig wie vor der Trägheit seines Wachsthums, vor jeder nur trügerischen Beschleunigung desselben zu bewahren haben, welche vielleicht mit der Gefahr des Verlustes seiner Selbständigkeit oder mit einer Aenderung seiner Principien verbunden sein oder gar erkauft werden könnte. Messina. Wenn wir aus Sicilien vernehmen, daß Garibaldi sich anschickt, Messina zu belagern, und daß bereits der Tag zum Aufbruch des Revolutionsheercs dahin festgesetzt ist, so scheint dies ein Gerücht zu sein, ausgesprengt, um die neapolitanischen Generale irre zu führen. Schwerlich wird der Feldherr der Insurgenten das nächste Ziel seiner Thätigkeit den Gegnern durch die Zei¬ tungen wissen lassen, und nicht unwahrscheinlich ist, daß er nach Vollendung der nöthigen Vorbereitungen den Krieg sofort nach dem Festland hinüber spielt. Indeß wäre auch eine Doppelsinte denkbar. Jenes Gerücht könnte in der Voraussetzung ausgestreut worden sein, daß man ihm in Neapel nicht glauben, sich vielmehr auf einen Angriff diesseits der Meerenge vorbereiten, hier seine Streitmittel concentriren und auf diese Weise die Einnahme Mes¬ sinas erleichtern würde. Für diesen Fall geben wir im Folgenden einige No¬ tizen über den berühmten Brückenkopf am Färö. Messina, mit dem Beinamen ig, nobilö, die edle, beehrt, liegt auf der Ostseite des Mischen Dreiecks im Hintergrund einer Bucht, die ans den Färö ti Messinn mündet und den besten Hafen des Mittelmeeres bildet. Die Wasserstraße zwischen der Insel und dem Festland (Calabrien) ist hier nur

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341594_109805
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341594_109805/66
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341594_109805/66>, abgerufen am 01.05.2024.