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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band.

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ich soll! ich bin frei! -- Die Kraft, diesem Gedanken gemäß den Willen und
das Gemüth zu stählen, zu heiligen, zum Himmel zu erheben'(zum Himmel,
der bekanntlich auch diesseits ist), das ist das xuuewm saliens und das My¬
st Julian Schmidt. erium aller Religion.




Bon der preußischen Grenze.

Vor den Zeiten der Hohenzollern war es die löbliche Gewohnheit des
märkischen Adels, seinen Unterhalt theilweise durch Wegelagerei zu erwerben.
Sie plünderten die durchreisenden Kaufleute oder wer sonst Geld hatte, und
verwertheten so die Erwerbsquelle zugleich zu einem ritterlichen Jagdvergnüqen.
Kurfürst Joachim fand diesen Zeitvertreib unpassend, er ließ einige von den
adeligen Straßenräubern aufgreifen und hinrichten. Darauf fand er über der
Thür seines Zimmers die Worte: Jochenke! Jochenke! hüte ti. kriegen
wi ti, dann hangen wi ti! -- Indeß nicht der Kurfürst, sondern die Junker
wurden gehängt, und der Wegelagerei ein Ende gemacht.

Im preußischen Herrenhause, im Februar des Jahres 1861, ist von den
Erben der damaligen Ritter gesagt worden : unsere Namen hatten in der Mark
einen guten Klang, lange bevor von den Hohenzollern die Rede war. -- Die
Minister Seiner Maj. des Königs Wilhelm des Ersten saßen dabei, und keinem
von ihnen fiel es ein. thatsächlich zu constatiren, wie dieser Klang gelautet
habe. Er lautete:

Als unter der Regierung Friedrich Wilhelms des Ersten der Adel versicherte,
durch eine Maßregel des Königs werde das Land ruinirt werden, antwortete
dieser: "das glaube ich nicht. Das aber glaube ich. daß dadurch der Junker
ihre Autorität ruinirt werden wird. Ich aber stabilire die Souveränität wie
einen weder von bronce!" Dies blieb auch der Grundsatz der folgenden Re¬
gierungen.


Grenzboten I, 1361. 65

ich soll! ich bin frei! — Die Kraft, diesem Gedanken gemäß den Willen und
das Gemüth zu stählen, zu heiligen, zum Himmel zu erheben'(zum Himmel,
der bekanntlich auch diesseits ist), das ist das xuuewm saliens und das My¬
st Julian Schmidt. erium aller Religion.




Bon der preußischen Grenze.

Vor den Zeiten der Hohenzollern war es die löbliche Gewohnheit des
märkischen Adels, seinen Unterhalt theilweise durch Wegelagerei zu erwerben.
Sie plünderten die durchreisenden Kaufleute oder wer sonst Geld hatte, und
verwertheten so die Erwerbsquelle zugleich zu einem ritterlichen Jagdvergnüqen.
Kurfürst Joachim fand diesen Zeitvertreib unpassend, er ließ einige von den
adeligen Straßenräubern aufgreifen und hinrichten. Darauf fand er über der
Thür seines Zimmers die Worte: Jochenke! Jochenke! hüte ti. kriegen
wi ti, dann hangen wi ti! — Indeß nicht der Kurfürst, sondern die Junker
wurden gehängt, und der Wegelagerei ein Ende gemacht.

Im preußischen Herrenhause, im Februar des Jahres 1861, ist von den
Erben der damaligen Ritter gesagt worden : unsere Namen hatten in der Mark
einen guten Klang, lange bevor von den Hohenzollern die Rede war. — Die
Minister Seiner Maj. des Königs Wilhelm des Ersten saßen dabei, und keinem
von ihnen fiel es ein. thatsächlich zu constatiren, wie dieser Klang gelautet
habe. Er lautete:

Als unter der Regierung Friedrich Wilhelms des Ersten der Adel versicherte,
durch eine Maßregel des Königs werde das Land ruinirt werden, antwortete
dieser: „das glaube ich nicht. Das aber glaube ich. daß dadurch der Junker
ihre Autorität ruinirt werden wird. Ich aber stabilire die Souveränität wie
einen weder von bronce!" Dies blieb auch der Grundsatz der folgenden Re¬
gierungen.


Grenzboten I, 1361. 65
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[0523] ich soll! ich bin frei! — Die Kraft, diesem Gedanken gemäß den Willen und das Gemüth zu stählen, zu heiligen, zum Himmel zu erheben'(zum Himmel, der bekanntlich auch diesseits ist), das ist das xuuewm saliens und das My¬ st Julian Schmidt. erium aller Religion. Bon der preußischen Grenze. Vor den Zeiten der Hohenzollern war es die löbliche Gewohnheit des märkischen Adels, seinen Unterhalt theilweise durch Wegelagerei zu erwerben. Sie plünderten die durchreisenden Kaufleute oder wer sonst Geld hatte, und verwertheten so die Erwerbsquelle zugleich zu einem ritterlichen Jagdvergnüqen. Kurfürst Joachim fand diesen Zeitvertreib unpassend, er ließ einige von den adeligen Straßenräubern aufgreifen und hinrichten. Darauf fand er über der Thür seines Zimmers die Worte: Jochenke! Jochenke! hüte ti. kriegen wi ti, dann hangen wi ti! — Indeß nicht der Kurfürst, sondern die Junker wurden gehängt, und der Wegelagerei ein Ende gemacht. Im preußischen Herrenhause, im Februar des Jahres 1861, ist von den Erben der damaligen Ritter gesagt worden : unsere Namen hatten in der Mark einen guten Klang, lange bevor von den Hohenzollern die Rede war. — Die Minister Seiner Maj. des Königs Wilhelm des Ersten saßen dabei, und keinem von ihnen fiel es ein. thatsächlich zu constatiren, wie dieser Klang gelautet habe. Er lautete: Als unter der Regierung Friedrich Wilhelms des Ersten der Adel versicherte, durch eine Maßregel des Königs werde das Land ruinirt werden, antwortete dieser: „das glaube ich nicht. Das aber glaube ich. daß dadurch der Junker ihre Autorität ruinirt werden wird. Ich aber stabilire die Souveränität wie einen weder von bronce!" Dies blieb auch der Grundsatz der folgenden Re¬ gierungen. Grenzboten I, 1361. 65

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_110893/523>, abgerufen am 05.05.2024.