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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band.

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26.

Jena. d. 15. 8br. 98.




Ich habe Deinen Brief erst diesen Augenblik erhalten und antworte so¬
gleich indem ich nur noch V2. Stunde bis zu Abgang der Post habe. Daß
Du den Donnerstag oder Freitag das Geld haben werdest, ist so ziemlich un¬
möglich, den jezt ist Montag Abends.

Ich habe theils bis jezt mit meinen Laubthalern noch keinen vortheilhaften
Wechsel machen tonnen; theils wollte ich noch alles piano gehen lassen, bis
wir Kunden haben. Ich habe darüber an einen Kaufmann, dem ich zugleich
die Mustcrcharte cingeschikr, geschrieben. Die Aspekten für jeden Handel stan¬
den in Leipzig auf der Messe sehr traurig. Um jedoch nicht Schaden zu
machen, und den Credit auf die Wage zu setzen, fehlte ich sogleich Geld. Soll¬
test Du mehr brauchen, so schreibe mir.

Grüsse mir Eltern und Geschwister herzlich.

Die Post geht ab, und ich hahe keinen Augenblik mehr Zeit. Ich werde
Dir aber nächstens weitläufiger schreiben.


Dein treuer Bruder
F.

Aufschrift:


Herrn Samuel Gotthelf Fichtezu Raminenau
f"i. iZjselnit'Lweräir, über
...... Dresden.

Die folgenden Briefe vornehmlich zeigen uns den idealistischen Philosophen
auch als praktischen Geschäftsmann.


: 27.

Jena, d. 26. 8br. 98.


Lieber Bruder,

Ich möchte, daß Du noch vor der Frankfurter Messe einen Brief von mir
hättest, damit Du allenthalben Deine Maasregeln darnach nehmen könntest,
drum schreibe ich Dir jezt.

Das nothwendigste zuerst. Die Mustercharte habe ich an einen gewissen
Kaufmann in Eisenach gesehnt. Er hat mir geantwortet, daß ich mich nicht >
besser hätte addressiren können, als an-ihn, daß er in einiger Zeit nach Jena
kommen und mit mir mündlich weiter aus der Sache sprechen werde; daß die
Waare zwar gut gearbeitet -- dies bezieht sich wohl besonders auf die Schu-
richschen WollenProben, die noch jedermann, der sie bei mir gesehen, äusserst
Wohlgefallen baben, -- daß sie aber viel zu theuer sey- Ueber den lezten
Punct erwarte ich seine weitere Erklärung, und Deine Antwort, ub sie, im
Falle einer grossen Lieferung, wohlfeiler abgelassen werden könne.


Grenzboten III. 1862. 22
26.

Jena. d. 15. 8br. 98.




Ich habe Deinen Brief erst diesen Augenblik erhalten und antworte so¬
gleich indem ich nur noch V2. Stunde bis zu Abgang der Post habe. Daß
Du den Donnerstag oder Freitag das Geld haben werdest, ist so ziemlich un¬
möglich, den jezt ist Montag Abends.

Ich habe theils bis jezt mit meinen Laubthalern noch keinen vortheilhaften
Wechsel machen tonnen; theils wollte ich noch alles piano gehen lassen, bis
wir Kunden haben. Ich habe darüber an einen Kaufmann, dem ich zugleich
die Mustcrcharte cingeschikr, geschrieben. Die Aspekten für jeden Handel stan¬
den in Leipzig auf der Messe sehr traurig. Um jedoch nicht Schaden zu
machen, und den Credit auf die Wage zu setzen, fehlte ich sogleich Geld. Soll¬
test Du mehr brauchen, so schreibe mir.

Grüsse mir Eltern und Geschwister herzlich.

Die Post geht ab, und ich hahe keinen Augenblik mehr Zeit. Ich werde
Dir aber nächstens weitläufiger schreiben.


Dein treuer Bruder
F.

Aufschrift:


Herrn Samuel Gotthelf Fichtezu Raminenau
f"i. iZjselnit'Lweräir, über
...... Dresden.

Die folgenden Briefe vornehmlich zeigen uns den idealistischen Philosophen
auch als praktischen Geschäftsmann.


: 27.

Jena, d. 26. 8br. 98.


Lieber Bruder,

Ich möchte, daß Du noch vor der Frankfurter Messe einen Brief von mir
hättest, damit Du allenthalben Deine Maasregeln darnach nehmen könntest,
drum schreibe ich Dir jezt.

Das nothwendigste zuerst. Die Mustercharte habe ich an einen gewissen
Kaufmann in Eisenach gesehnt. Er hat mir geantwortet, daß ich mich nicht >
besser hätte addressiren können, als an-ihn, daß er in einiger Zeit nach Jena
kommen und mit mir mündlich weiter aus der Sache sprechen werde; daß die
Waare zwar gut gearbeitet — dies bezieht sich wohl besonders auf die Schu-
richschen WollenProben, die noch jedermann, der sie bei mir gesehen, äusserst
Wohlgefallen baben, — daß sie aber viel zu theuer sey- Ueber den lezten
Punct erwarte ich seine weitere Erklärung, und Deine Antwort, ub sie, im
Falle einer grossen Lieferung, wohlfeiler abgelassen werden könne.


Grenzboten III. 1862. 22
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114313/177>, abgerufen am 05.05.2024.