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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band.

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und die Erwartungen zu täuschen, welche die deutsche Nation auf Preußen
gesetzt hat.

Es scheint uns nicht'zweifelhaft, daß das Haus der Abgeordneten keine
Neigung tragen wird, in der deutschen Flottenfrage sich mit dem Bundes¬
tage zu identificiren. Die Anfänge einer deutschen Flotte vernichten, und die
rasche Weiterführung der Anfänge verhindern -- dazwischen ist nur ein
geringer Unterschied.




Die Aussichten für eine Entwicklung der preußischen Marine.

Die Marinecommission des preußischen Hauses der Abgeordneten wird
allem Anscheine nach die von der Regierung gestellte Forderung auf Bewilli¬
gung außerordentlicher Mittel für die Verstärkung der preußischen Flotte dem
Hause nicht empfehlen.

Dies wäre denn das vorläufige Ergebniß der großen und ernsten Be¬
wegung, welche im vorigen Jahre die deutsche Nation zu Gunsten einer preu¬
ßischen und deutschen Marine ergriff, dies die vorläufige Bethätigung der von
der liberalen Mehrheit des preußischen Abgeordnetenhauses in einer Reihe von
Resolutionen wiederholt feierlich niedergelegten Sympathien für das Schicksal
der deutschen, von Dänemark mißhandelten Herzogthümer.

Das vorläufige Ergebniß -- denn es ist nicht, völlig unmöglich, daß
das Haus der Abgeordneten mehr Patriotismus und Einsicht an den Tag legt,
als die meisten Mitglieder seiner Commission.

Nach der büreaukratischen Geschäftsordnung des Hauses, welche die wirk¬
liche parlamentarische Thätigkeit in den Commissionen concentrirt,' läßt sich in¬
deß die Befürchtung nicht zurückdrängen, daß dasjenige, was die Commission
beantragen wird, vom Hause beschlossen werde.

Jedenfalls aber wird es die Pflicht der liberalen Presse sein, vor einem
Beschlusse zu warnen, weicher, indem er das Ministerium treffen soll, nur die
wesentlichsten Interessen des Baterlandes verletzt.

Das preußische Ministerium mag noch so viele Ursache zu gerechten Be¬
schwerden gegeben haben, in der Frage der preußischen Marine stimmt die
Forderung desselben durchaus mit derjenigen überein, welche noch vor Kurzem
alle preußischen und deutschen Patrioten gestellt haben.

Die Forderung der Regierung geht in ihrem wesentlichen Punkte dahin,
die Mittel zu bewilligen, um mit dem Bau von Panzerschiffen einen Anfang


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und die Erwartungen zu täuschen, welche die deutsche Nation auf Preußen
gesetzt hat.

Es scheint uns nicht'zweifelhaft, daß das Haus der Abgeordneten keine
Neigung tragen wird, in der deutschen Flottenfrage sich mit dem Bundes¬
tage zu identificiren. Die Anfänge einer deutschen Flotte vernichten, und die
rasche Weiterführung der Anfänge verhindern — dazwischen ist nur ein
geringer Unterschied.




Die Aussichten für eine Entwicklung der preußischen Marine.

Die Marinecommission des preußischen Hauses der Abgeordneten wird
allem Anscheine nach die von der Regierung gestellte Forderung auf Bewilli¬
gung außerordentlicher Mittel für die Verstärkung der preußischen Flotte dem
Hause nicht empfehlen.

Dies wäre denn das vorläufige Ergebniß der großen und ernsten Be¬
wegung, welche im vorigen Jahre die deutsche Nation zu Gunsten einer preu¬
ßischen und deutschen Marine ergriff, dies die vorläufige Bethätigung der von
der liberalen Mehrheit des preußischen Abgeordnetenhauses in einer Reihe von
Resolutionen wiederholt feierlich niedergelegten Sympathien für das Schicksal
der deutschen, von Dänemark mißhandelten Herzogthümer.

Das vorläufige Ergebniß — denn es ist nicht, völlig unmöglich, daß
das Haus der Abgeordneten mehr Patriotismus und Einsicht an den Tag legt,
als die meisten Mitglieder seiner Commission.

Nach der büreaukratischen Geschäftsordnung des Hauses, welche die wirk¬
liche parlamentarische Thätigkeit in den Commissionen concentrirt,' läßt sich in¬
deß die Befürchtung nicht zurückdrängen, daß dasjenige, was die Commission
beantragen wird, vom Hause beschlossen werde.

Jedenfalls aber wird es die Pflicht der liberalen Presse sein, vor einem
Beschlusse zu warnen, weicher, indem er das Ministerium treffen soll, nur die
wesentlichsten Interessen des Baterlandes verletzt.

Das preußische Ministerium mag noch so viele Ursache zu gerechten Be¬
schwerden gegeben haben, in der Frage der preußischen Marine stimmt die
Forderung desselben durchaus mit derjenigen überein, welche noch vor Kurzem
alle preußischen und deutschen Patrioten gestellt haben.

Die Forderung der Regierung geht in ihrem wesentlichen Punkte dahin,
die Mittel zu bewilligen, um mit dem Bau von Panzerschiffen einen Anfang


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[0417] und die Erwartungen zu täuschen, welche die deutsche Nation auf Preußen gesetzt hat. Es scheint uns nicht'zweifelhaft, daß das Haus der Abgeordneten keine Neigung tragen wird, in der deutschen Flottenfrage sich mit dem Bundes¬ tage zu identificiren. Die Anfänge einer deutschen Flotte vernichten, und die rasche Weiterführung der Anfänge verhindern — dazwischen ist nur ein geringer Unterschied. Die Aussichten für eine Entwicklung der preußischen Marine. Die Marinecommission des preußischen Hauses der Abgeordneten wird allem Anscheine nach die von der Regierung gestellte Forderung auf Bewilli¬ gung außerordentlicher Mittel für die Verstärkung der preußischen Flotte dem Hause nicht empfehlen. Dies wäre denn das vorläufige Ergebniß der großen und ernsten Be¬ wegung, welche im vorigen Jahre die deutsche Nation zu Gunsten einer preu¬ ßischen und deutschen Marine ergriff, dies die vorläufige Bethätigung der von der liberalen Mehrheit des preußischen Abgeordnetenhauses in einer Reihe von Resolutionen wiederholt feierlich niedergelegten Sympathien für das Schicksal der deutschen, von Dänemark mißhandelten Herzogthümer. Das vorläufige Ergebniß — denn es ist nicht, völlig unmöglich, daß das Haus der Abgeordneten mehr Patriotismus und Einsicht an den Tag legt, als die meisten Mitglieder seiner Commission. Nach der büreaukratischen Geschäftsordnung des Hauses, welche die wirk¬ liche parlamentarische Thätigkeit in den Commissionen concentrirt,' läßt sich in¬ deß die Befürchtung nicht zurückdrängen, daß dasjenige, was die Commission beantragen wird, vom Hause beschlossen werde. Jedenfalls aber wird es die Pflicht der liberalen Presse sein, vor einem Beschlusse zu warnen, weicher, indem er das Ministerium treffen soll, nur die wesentlichsten Interessen des Baterlandes verletzt. Das preußische Ministerium mag noch so viele Ursache zu gerechten Be¬ schwerden gegeben haben, in der Frage der preußischen Marine stimmt die Forderung desselben durchaus mit derjenigen überein, welche noch vor Kurzem alle preußischen und deutschen Patrioten gestellt haben. Die Forderung der Regierung geht in ihrem wesentlichen Punkte dahin, die Mittel zu bewilligen, um mit dem Bau von Panzerschiffen einen Anfang Grenzboten III. Is62. 52

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114313/417>, abgerufen am 05.05.2024.