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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. IV. Band.

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Himmel empor. Es ist überwältigend, berauschend, die Lichtmasse, die Musik,
das Volksleben, die Localität. Dergleichen bietet nur Rom.

Das ist der Schluß der Osterfeier. --




Obscuranten und Protestanten in Hannover.

Von einem unbekannten Wohlthäter geht uns mit interessanten Anmer¬
kungen begleitet, der vollständige Text der Adresse zu, welche am 3. Sep¬
tember mit den Unterschriften der Bevollmächtigten von fünfzig Schulgemeinden
bedeckt") aus dem Osnabrückschen an den König von Hannover abgesandt wor¬
den ist, um gegen die noch immer eifrig fortbetriebene Vermuckerung des Lan¬
des Einspruch einzulegen und gründliche Abhülfe zu verlangen. Die Adresse
hat, da in Hannover der Geist des Grafen v. Borries fortregiert, von der
dortigen Presse nur theilweise wiedergegeben werden können. Es ist!aber
wünschenswerth, daß man sie sowohl ihrem Inhalt als ihrer Form nach in
weiteren Kreisen ganz kennen lerne, und so möge im Folgenden ein ausführ¬
licher Auszug aus derselben einen Platz finden als ein Beispiel, wie tief der
garstige Krebsschaden in der protestantischen Kirche Hannovers bereits gefressen
hat und wie er trotz des Erlasses vom 19. August, die Nichteinführung des
Katechismus betreffend, noch immer weiter frißt, wie aber auch andrerseits der
Widerspruch des Volks gegen die Ordres der lutherischen Muftis sich gesteigert
hat und schon nicht mehr im Stande ist. seine Erregtheit mit der üblichen
allerunterthänigster Rücksicht auszudrücken.

Die Absender der Adresse beginnen mit der Bemerkung, daß der Erlaß
vom 19. August von ihnen mit um so größerer Freude begrüßt worden sei,
nicht blos weil sie sich "den neuesten Landeskatechismus niemals mit Bereit¬
willigkeit angeeignet haben würden", sondern auch weil der Erlaß des Königs
in den Worten, es liege ihm am Herzen, "die Gewissen zu schonen, der Kirche den
Frieden zu erhalten, und nicht durch Zwang den Segen zu verkümmern, wel¬
cher durch freie und freudige Aneignung bedingt ist", die Beendigung ihrer
langjährigen kirchlichen Wirren verbürge.



, ") Bis zum 17. September waren der Adresse noch weitere zehn Schulgemeinden deK
Fürstenthums Osnabrück beigetreten.

Himmel empor. Es ist überwältigend, berauschend, die Lichtmasse, die Musik,
das Volksleben, die Localität. Dergleichen bietet nur Rom.

Das ist der Schluß der Osterfeier. —




Obscuranten und Protestanten in Hannover.

Von einem unbekannten Wohlthäter geht uns mit interessanten Anmer¬
kungen begleitet, der vollständige Text der Adresse zu, welche am 3. Sep¬
tember mit den Unterschriften der Bevollmächtigten von fünfzig Schulgemeinden
bedeckt") aus dem Osnabrückschen an den König von Hannover abgesandt wor¬
den ist, um gegen die noch immer eifrig fortbetriebene Vermuckerung des Lan¬
des Einspruch einzulegen und gründliche Abhülfe zu verlangen. Die Adresse
hat, da in Hannover der Geist des Grafen v. Borries fortregiert, von der
dortigen Presse nur theilweise wiedergegeben werden können. Es ist!aber
wünschenswerth, daß man sie sowohl ihrem Inhalt als ihrer Form nach in
weiteren Kreisen ganz kennen lerne, und so möge im Folgenden ein ausführ¬
licher Auszug aus derselben einen Platz finden als ein Beispiel, wie tief der
garstige Krebsschaden in der protestantischen Kirche Hannovers bereits gefressen
hat und wie er trotz des Erlasses vom 19. August, die Nichteinführung des
Katechismus betreffend, noch immer weiter frißt, wie aber auch andrerseits der
Widerspruch des Volks gegen die Ordres der lutherischen Muftis sich gesteigert
hat und schon nicht mehr im Stande ist. seine Erregtheit mit der üblichen
allerunterthänigster Rücksicht auszudrücken.

Die Absender der Adresse beginnen mit der Bemerkung, daß der Erlaß
vom 19. August von ihnen mit um so größerer Freude begrüßt worden sei,
nicht blos weil sie sich „den neuesten Landeskatechismus niemals mit Bereit¬
willigkeit angeeignet haben würden", sondern auch weil der Erlaß des Königs
in den Worten, es liege ihm am Herzen, „die Gewissen zu schonen, der Kirche den
Frieden zu erhalten, und nicht durch Zwang den Segen zu verkümmern, wel¬
cher durch freie und freudige Aneignung bedingt ist", die Beendigung ihrer
langjährigen kirchlichen Wirren verbürge.



, ") Bis zum 17. September waren der Adresse noch weitere zehn Schulgemeinden deK
Fürstenthums Osnabrück beigetreten.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114855/29>, abgerufen am 29.04.2024.