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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. IV. Band.

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seinen Idealen gerissen wurde, sich vor seinem Ueberwinder beugte und die
Hand küßte, die ihn geschlagen. An ihn erinnert Heinrich von Gagern. Nicht
zehnjähriger Kerker, aber das stückweise brechen Sehen seiner Hoffnungen hat ihn
gebeugt und ihm die Verehrung der Macht abgenöthigt, die stärker war als
er, und indem sie den Bau der Jahre 1848 und 49 zertrümmerte, ihn zugleich per¬
sönlich härter traf als irgend einen Anderen. Er hat die Macht Oestreichs kennen
gelernt, seitdem verehrt er sie. Dies kann das Loos des Einzelnen sein, nicht
aber das der Gesammtheit. Was den Einzelnen beugt, darf nicht die Partei, nicht
die Nation beugen, und wie sie damals nach dem Siege Oestreichs und des
Bundestags nicht an ihrer Zukunft verzweifelt hat. so wird sie in jeder erneu-
ten Kraftanstrengung, die von jener Seite kommt, nur einen Ansporn für sich
selber sehen, zur Ueberwindung der entgegenstehenden Hindernisse alle Kräfte auf-
zubieten.'




Die letzte Versammlung des Gustav-Adolph-Vereins.

Die neunzehnte Hauptversammlung des Gustav-Adolph-Vereins, welche in
den letzten Tagen des August d. I. zu Nürnberg stattfand, und über die uns
jetzt ein ausführlicher Bericht vorliegt, lieferte wieder zahlreiche Beweise, daß
die Stiftung im Allgemeinen noch fortwährend im Wachsen ist, daß aber auch
die Ansprüche an dieselbe noch immer zunehmen und nur zum Theil befriedigt
werden können. Indem wir unsre Leser wiederholt auffordern, sich beides, das-
Gedeihen des Vereins und die Nothwendigkeit seiner Stärkung, vor Augen zu
halten und nach Letzterer, wenn der Sammelbogen kommt, zu handeln, und
indem wir nochmals darauf hinweisen, daß die Stiftung die Union der
Lutherischen und Reformirten in praktischer Liebe und Sorge
für die protestantische Gesammtkirche repräsentirt, geben wir im Nach¬
stehenden einige Auszüge aus dem gedachten Bericht, die das vor einiger Zeit
in diesem Blatte Mitgetheilte ergänzen mögen.

In besonders erfreulicher Weise nahm die Theilnahme an der Vereinssache
im Harz, in Pommern und in Altpreußen zu. Die Versammlungen der Zweig¬
vereine wurden fast überall fleißig besucht, die Vereinsblätter eifrig gelesen;
von dem neuesten fliegenden Blatt des Centralvorstandes wurden nach Ver-


GrenzbottN IV- 1662. 39

seinen Idealen gerissen wurde, sich vor seinem Ueberwinder beugte und die
Hand küßte, die ihn geschlagen. An ihn erinnert Heinrich von Gagern. Nicht
zehnjähriger Kerker, aber das stückweise brechen Sehen seiner Hoffnungen hat ihn
gebeugt und ihm die Verehrung der Macht abgenöthigt, die stärker war als
er, und indem sie den Bau der Jahre 1848 und 49 zertrümmerte, ihn zugleich per¬
sönlich härter traf als irgend einen Anderen. Er hat die Macht Oestreichs kennen
gelernt, seitdem verehrt er sie. Dies kann das Loos des Einzelnen sein, nicht
aber das der Gesammtheit. Was den Einzelnen beugt, darf nicht die Partei, nicht
die Nation beugen, und wie sie damals nach dem Siege Oestreichs und des
Bundestags nicht an ihrer Zukunft verzweifelt hat. so wird sie in jeder erneu-
ten Kraftanstrengung, die von jener Seite kommt, nur einen Ansporn für sich
selber sehen, zur Ueberwindung der entgegenstehenden Hindernisse alle Kräfte auf-
zubieten.'




Die letzte Versammlung des Gustav-Adolph-Vereins.

Die neunzehnte Hauptversammlung des Gustav-Adolph-Vereins, welche in
den letzten Tagen des August d. I. zu Nürnberg stattfand, und über die uns
jetzt ein ausführlicher Bericht vorliegt, lieferte wieder zahlreiche Beweise, daß
die Stiftung im Allgemeinen noch fortwährend im Wachsen ist, daß aber auch
die Ansprüche an dieselbe noch immer zunehmen und nur zum Theil befriedigt
werden können. Indem wir unsre Leser wiederholt auffordern, sich beides, das-
Gedeihen des Vereins und die Nothwendigkeit seiner Stärkung, vor Augen zu
halten und nach Letzterer, wenn der Sammelbogen kommt, zu handeln, und
indem wir nochmals darauf hinweisen, daß die Stiftung die Union der
Lutherischen und Reformirten in praktischer Liebe und Sorge
für die protestantische Gesammtkirche repräsentirt, geben wir im Nach¬
stehenden einige Auszüge aus dem gedachten Bericht, die das vor einiger Zeit
in diesem Blatte Mitgetheilte ergänzen mögen.

In besonders erfreulicher Weise nahm die Theilnahme an der Vereinssache
im Harz, in Pommern und in Altpreußen zu. Die Versammlungen der Zweig¬
vereine wurden fast überall fleißig besucht, die Vereinsblätter eifrig gelesen;
von dem neuesten fliegenden Blatt des Centralvorstandes wurden nach Ver-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114855/313>, abgerufen am 29.04.2024.