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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. IV. Band.

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Diese Formation nun wollte ich vollenden; bei den Iägerbatcnllonen war
sie es bereits, und bei der Infanterie hätte es auch so sein tonnen, wäre der
Zuzug aus dein großen, weiten, mächtigen Deutschland stärker gewesen. Nach
dieser Vollendung aber, des passiven Verhaltens des Gegners nunmehr ziem¬
lich sicher, -hätte ich mich wohl entschlossen, einen Angriff zu versuchen und
zwar den einzig möglichen, der über die Schley führte und damit allen Stel¬
lungen des Feindes in den Rücken. Dazu sing ich an einen Brückentrain, der
ganz fehlte, einzurichten, hauptsächlich aber hoffte ich auf den Winter, der den
besten Theil der Vertheidigungsmittel des Feindes lahm legen sollte. Der
Winter ist die eigentliche Zeit für einen Offensivkrieg in diesem Lande.

Welche Umstände es gewesen, die es nicht zulässig erscheinen ließen, mir
hier noch die nöthige Zeit zu gewähren; warum man so sehr zur Entscheidung
drängte, das weiß ich nicht zur Genüge. Ich aber hielt es für meine Pflicht,
nichts gegen meine militärischen Grundsätze zu thun, und trat zurück mit der
festen Ueberzeugung, daß kein besonnener Nachfolger anders handeln würde,
W. v. Willisen. als ich es vorhatte, wie es denn auch geschehen."




Literatur.

Zu dem im Verlag von Jonghcms und Venator in Darmstadt erschienenen
"Handatlas der allgemeinen Erbt un de, d er Land er- und Staaten-
kunde" von L. Ewald, einem Kartenwerk, welches wir s. Z. -- namentlich auch
seiner saubern und eleganten Ausführung halber -- lebhaft empfehlen konnten, sind
jetzt 7 Supplementhefte erschienen, welche 14 Karten des Atlas, in neuer Be¬
arbeitung bringen. Die erste derselben, von R. Ludwig, ist die geognostische Ucbcr-
sichtskarte über Deutschland und das Alpengebiet. Dann folgen drei Karten von
Europa: Uebersicht der Gebirgs- und Tiefländer, desgleichen der Meer- und Strom¬
gebiete, desgleichen der einzelnen Staaten (wobei der italienische Staat schon Vene¬
dig und Rom umfaßt), zwei Karten von Deutschland, von denen die eine die Ge¬
birge und Tiefländer, die andere die Staatcngrenzen zeigt, ferner die beiden Blät¬
ter von Schweden und Norwegen, die Karte der britischen Inseln, die von Oestreich,
die von Frankreich, die von Spanien und Portugal, die von Italien (das hier
ohne jene Vorausnahme der Zukunft dargestellt ist), endlich die, welche die europäi-


Diese Formation nun wollte ich vollenden; bei den Iägerbatcnllonen war
sie es bereits, und bei der Infanterie hätte es auch so sein tonnen, wäre der
Zuzug aus dein großen, weiten, mächtigen Deutschland stärker gewesen. Nach
dieser Vollendung aber, des passiven Verhaltens des Gegners nunmehr ziem¬
lich sicher, -hätte ich mich wohl entschlossen, einen Angriff zu versuchen und
zwar den einzig möglichen, der über die Schley führte und damit allen Stel¬
lungen des Feindes in den Rücken. Dazu sing ich an einen Brückentrain, der
ganz fehlte, einzurichten, hauptsächlich aber hoffte ich auf den Winter, der den
besten Theil der Vertheidigungsmittel des Feindes lahm legen sollte. Der
Winter ist die eigentliche Zeit für einen Offensivkrieg in diesem Lande.

Welche Umstände es gewesen, die es nicht zulässig erscheinen ließen, mir
hier noch die nöthige Zeit zu gewähren; warum man so sehr zur Entscheidung
drängte, das weiß ich nicht zur Genüge. Ich aber hielt es für meine Pflicht,
nichts gegen meine militärischen Grundsätze zu thun, und trat zurück mit der
festen Ueberzeugung, daß kein besonnener Nachfolger anders handeln würde,
W. v. Willisen. als ich es vorhatte, wie es denn auch geschehen."




Literatur.

Zu dem im Verlag von Jonghcms und Venator in Darmstadt erschienenen
„Handatlas der allgemeinen Erbt un de, d er Land er- und Staaten-
kunde" von L. Ewald, einem Kartenwerk, welches wir s. Z. — namentlich auch
seiner saubern und eleganten Ausführung halber — lebhaft empfehlen konnten, sind
jetzt 7 Supplementhefte erschienen, welche 14 Karten des Atlas, in neuer Be¬
arbeitung bringen. Die erste derselben, von R. Ludwig, ist die geognostische Ucbcr-
sichtskarte über Deutschland und das Alpengebiet. Dann folgen drei Karten von
Europa: Uebersicht der Gebirgs- und Tiefländer, desgleichen der Meer- und Strom¬
gebiete, desgleichen der einzelnen Staaten (wobei der italienische Staat schon Vene¬
dig und Rom umfaßt), zwei Karten von Deutschland, von denen die eine die Ge¬
birge und Tiefländer, die andere die Staatcngrenzen zeigt, ferner die beiden Blät¬
ter von Schweden und Norwegen, die Karte der britischen Inseln, die von Oestreich,
die von Frankreich, die von Spanien und Portugal, die von Italien (das hier
ohne jene Vorausnahme der Zukunft dargestellt ist), endlich die, welche die europäi-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114855/411>, abgerufen am 29.04.2024.