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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. IV. Band.

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man in hundert Jahren fromme Weiblein im Lande Hannover wallfahrten sähe,
um Reliquien jener neuen Kirchenväter -- etwa die Schnnpftabacksdose Sanct
Münchmcyers zu küssen. Zum Glück laßt unser Herrgott die Bäume nicht in den,
Himmel wachsen, und das garstige Gewächs, welches während des letzten Jahrzehnts,
erzeugt von der ungesunden Luft der Politischen Reaction in der Kirche Hannovers,
Mecklenburgs, Kurhesseus und anderwärts zu wuchern begonnen, hat nicht einmal
'Anspruch auf den Namen von Bäumen. Der erste respectable Windzug, der erste
kräftige Sonnenstrahl wird diesem Pilzgcschlecht ein Ende machen, und solche Aende¬
rungen in der Atmosphäre können nach den Zeichen der Zeit, wohin wir den fast cin-
müihigcn Widerspruch des hannoverschen Volkes gegen den Allerhöchst protegirten
Katechismus rechnen, nicht lange mehr ausbleiben. Der Schade" aber, den die
kirchliche Reaction inzwischen anrichten kann, wird reichlich aufgewogen durch den
Vortheil, der darin liegt, daß der Kampf gegen diese Reaction eine Schule der
Uebung zum Kampf gegen die politische Reaction namentlich für die Landbevölke¬
rung sein wird, die nun einmal von Angriffen auf ihren Glauben noch stärker
afficiri wird, als von Angriffen ans ihre politischen Rechte.


Die evangelischen Stände im Lande ob der Enns unter Maxi¬
milian dem Zweiten und Rudolph dem Zweiten 15K4--1597. Nach handschrift¬
lichen Quellen von Karl Oberleitn er. Wien. 1862. Wilhelm Braumüller.

Enthält in drei Capiteln Berichte über die Landtage der obderennsischen Land¬
schaft unter Maximilian dem Zweiten und Rudolph dem Zweiten, sowie eine Schil¬
derung des Bauernaufstandes, der in dem. letzten Jahrzehnt des sechszehnten Jahr¬
hunderts in Niederöstreich wüthete und mit der Unterwerfung der Bauern unter
ihre Herren und Zurückführung des Landes in den Schooß der alten Kirche endigte.
Reigcgcbcn sind verschiedene Documente, darunter die Kirchenordnung der evangeli¬
schen Stände ob der Enns vom Jahre 1578. Das Ganze ist ein sorgfältig gear¬
beiteter und wohlgcschriebencr Beitrag zur Geschichte jener Zeit, die zu den trübsten
und unheilvollsten des Resormationszeitaltcrs gehört.




Verantwortlicher Redacteur: Dr. Moritz Busch.
Verlag von F. L. Herbig. -- Druck von C. E. Elbert in Leipzig.

man in hundert Jahren fromme Weiblein im Lande Hannover wallfahrten sähe,
um Reliquien jener neuen Kirchenväter — etwa die Schnnpftabacksdose Sanct
Münchmcyers zu küssen. Zum Glück laßt unser Herrgott die Bäume nicht in den,
Himmel wachsen, und das garstige Gewächs, welches während des letzten Jahrzehnts,
erzeugt von der ungesunden Luft der Politischen Reaction in der Kirche Hannovers,
Mecklenburgs, Kurhesseus und anderwärts zu wuchern begonnen, hat nicht einmal
'Anspruch auf den Namen von Bäumen. Der erste respectable Windzug, der erste
kräftige Sonnenstrahl wird diesem Pilzgcschlecht ein Ende machen, und solche Aende¬
rungen in der Atmosphäre können nach den Zeichen der Zeit, wohin wir den fast cin-
müihigcn Widerspruch des hannoverschen Volkes gegen den Allerhöchst protegirten
Katechismus rechnen, nicht lange mehr ausbleiben. Der Schade» aber, den die
kirchliche Reaction inzwischen anrichten kann, wird reichlich aufgewogen durch den
Vortheil, der darin liegt, daß der Kampf gegen diese Reaction eine Schule der
Uebung zum Kampf gegen die politische Reaction namentlich für die Landbevölke¬
rung sein wird, die nun einmal von Angriffen auf ihren Glauben noch stärker
afficiri wird, als von Angriffen ans ihre politischen Rechte.


Die evangelischen Stände im Lande ob der Enns unter Maxi¬
milian dem Zweiten und Rudolph dem Zweiten 15K4—1597. Nach handschrift¬
lichen Quellen von Karl Oberleitn er. Wien. 1862. Wilhelm Braumüller.

Enthält in drei Capiteln Berichte über die Landtage der obderennsischen Land¬
schaft unter Maximilian dem Zweiten und Rudolph dem Zweiten, sowie eine Schil¬
derung des Bauernaufstandes, der in dem. letzten Jahrzehnt des sechszehnten Jahr¬
hunderts in Niederöstreich wüthete und mit der Unterwerfung der Bauern unter
ihre Herren und Zurückführung des Landes in den Schooß der alten Kirche endigte.
Reigcgcbcn sind verschiedene Documente, darunter die Kirchenordnung der evangeli¬
schen Stände ob der Enns vom Jahre 1578. Das Ganze ist ein sorgfältig gear¬
beiteter und wohlgcschriebencr Beitrag zur Geschichte jener Zeit, die zu den trübsten
und unheilvollsten des Resormationszeitaltcrs gehört.




Verantwortlicher Redacteur: Dr. Moritz Busch.
Verlag von F. L. Herbig. — Druck von C. E. Elbert in Leipzig. 
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[0452] man in hundert Jahren fromme Weiblein im Lande Hannover wallfahrten sähe, um Reliquien jener neuen Kirchenväter — etwa die Schnnpftabacksdose Sanct Münchmcyers zu küssen. Zum Glück laßt unser Herrgott die Bäume nicht in den, Himmel wachsen, und das garstige Gewächs, welches während des letzten Jahrzehnts, erzeugt von der ungesunden Luft der Politischen Reaction in der Kirche Hannovers, Mecklenburgs, Kurhesseus und anderwärts zu wuchern begonnen, hat nicht einmal 'Anspruch auf den Namen von Bäumen. Der erste respectable Windzug, der erste kräftige Sonnenstrahl wird diesem Pilzgcschlecht ein Ende machen, und solche Aende¬ rungen in der Atmosphäre können nach den Zeichen der Zeit, wohin wir den fast cin- müihigcn Widerspruch des hannoverschen Volkes gegen den Allerhöchst protegirten Katechismus rechnen, nicht lange mehr ausbleiben. Der Schade» aber, den die kirchliche Reaction inzwischen anrichten kann, wird reichlich aufgewogen durch den Vortheil, der darin liegt, daß der Kampf gegen diese Reaction eine Schule der Uebung zum Kampf gegen die politische Reaction namentlich für die Landbevölke¬ rung sein wird, die nun einmal von Angriffen auf ihren Glauben noch stärker afficiri wird, als von Angriffen ans ihre politischen Rechte. Die evangelischen Stände im Lande ob der Enns unter Maxi¬ milian dem Zweiten und Rudolph dem Zweiten 15K4—1597. Nach handschrift¬ lichen Quellen von Karl Oberleitn er. Wien. 1862. Wilhelm Braumüller. Enthält in drei Capiteln Berichte über die Landtage der obderennsischen Land¬ schaft unter Maximilian dem Zweiten und Rudolph dem Zweiten, sowie eine Schil¬ derung des Bauernaufstandes, der in dem. letzten Jahrzehnt des sechszehnten Jahr¬ hunderts in Niederöstreich wüthete und mit der Unterwerfung der Bauern unter ihre Herren und Zurückführung des Landes in den Schooß der alten Kirche endigte. Reigcgcbcn sind verschiedene Documente, darunter die Kirchenordnung der evangeli¬ schen Stände ob der Enns vom Jahre 1578. Das Ganze ist ein sorgfältig gear¬ beiteter und wohlgcschriebencr Beitrag zur Geschichte jener Zeit, die zu den trübsten und unheilvollsten des Resormationszeitaltcrs gehört. Verantwortlicher Redacteur: Dr. Moritz Busch. Verlag von F. L. Herbig. — Druck von C. E. Elbert in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114855/452>, abgerufen am 28.04.2024.