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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. III. Band.

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Der geringe Preis von einem halben Thaler und die Zugabe einer Karte des
thüringer Waldes wird zu weiterer Verbreitung beitragen.

Dieses Buch also sei den norddeutschen Wanderzügen nach Thüringen zur
Benutzung bestens empfohlen. Es wird sie zu den schönsten Aussichten, zu den
friedlichsten Thälern, durch die üppigsten Wälder unseres Gebirgs leiten und
gewiß noch weit mehre, als jetzt schon dieser Ueberzeugung huldigen, zu dem
Geständnis; bringen, daß Thüringen wirklich "recht nett" ist.


August Henneberger.


Die Theilnahme des Kronprinzen von Preußen an dem Ver-
sassnngskaillps.

Bei der Grabesstille, welche auf der nichtofficiellen preußischen Presse liegt,
und bei der kalten Zurückhaltung, mit welcher deutsche nichtprcußische Blätter
über die innern Angelegenheiten des zerrütteten Staates sprechen, muß der
Deutsche aus den Zeitungen des Auslandes, zumeist Englands, die Einzeln-
heiten eines wichtigen Ereignisses zusammenlesen, den Protest des Kronprinzen
von Preußen gegen die Preßordonnanz vom 1. Juni.

Nachdem der Kronprinz bereits vor Antritt der Inspektionsreise nach
Preußen seine Ueberzeugung ausgesprochen hatte, daß projectirte Ordonnanzen
ungesetzlich und gefährlich sein würden, hat derselbe, sobald ihm auf der Reise
die Preßverordnung Vom 1. Juni zukam, noch vor der-danzigcr Rede, in einem
Schreiben an den Ministerpräsidenten gegen diese Maßregel als eine verfassungs¬
widrige und verderbliche protestirt und jede Mitverantwortlichkeit für dieselbe aus¬
drücklich abgelehnt. Diese Verwahrung und, die darauf folgende Rede zu Danzig
veranlaßten in Berlin Berathungen darüber, was gegen solchen Widerstand zu
thun sei; aus einer in ihrem Detail offenbar ganz unrichtigen officiösen Korre¬
spondenz ist zu ersehen, daß man zuerst auch vom Standpunkt militärischer
Disciplin strenge Maßregeln gegen den Prinzen berieth, sich allmälig mit einer
Verwarnung begnügte. Darauf hat der Prinz die Erklärung abgegeben, daß
er bei seiner Auffassung beharren müsse, bereit sei, dafür einzustehen und seine
Aemter niederzulegen und daß er in diesem Falle den König um Anweisung
eines Aufenthaltes bitte oder um das Recht, einen solchen zu wählen.

Was sind das für Zustände in einem Culturstaate des neunzehnten
Jahrhunderts, wenn von hundert Zeitungen desselben nicht eine wagt, eine


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Der geringe Preis von einem halben Thaler und die Zugabe einer Karte des
thüringer Waldes wird zu weiterer Verbreitung beitragen.

Dieses Buch also sei den norddeutschen Wanderzügen nach Thüringen zur
Benutzung bestens empfohlen. Es wird sie zu den schönsten Aussichten, zu den
friedlichsten Thälern, durch die üppigsten Wälder unseres Gebirgs leiten und
gewiß noch weit mehre, als jetzt schon dieser Ueberzeugung huldigen, zu dem
Geständnis; bringen, daß Thüringen wirklich „recht nett" ist.


August Henneberger.


Die Theilnahme des Kronprinzen von Preußen an dem Ver-
sassnngskaillps.

Bei der Grabesstille, welche auf der nichtofficiellen preußischen Presse liegt,
und bei der kalten Zurückhaltung, mit welcher deutsche nichtprcußische Blätter
über die innern Angelegenheiten des zerrütteten Staates sprechen, muß der
Deutsche aus den Zeitungen des Auslandes, zumeist Englands, die Einzeln-
heiten eines wichtigen Ereignisses zusammenlesen, den Protest des Kronprinzen
von Preußen gegen die Preßordonnanz vom 1. Juni.

Nachdem der Kronprinz bereits vor Antritt der Inspektionsreise nach
Preußen seine Ueberzeugung ausgesprochen hatte, daß projectirte Ordonnanzen
ungesetzlich und gefährlich sein würden, hat derselbe, sobald ihm auf der Reise
die Preßverordnung Vom 1. Juni zukam, noch vor der-danzigcr Rede, in einem
Schreiben an den Ministerpräsidenten gegen diese Maßregel als eine verfassungs¬
widrige und verderbliche protestirt und jede Mitverantwortlichkeit für dieselbe aus¬
drücklich abgelehnt. Diese Verwahrung und, die darauf folgende Rede zu Danzig
veranlaßten in Berlin Berathungen darüber, was gegen solchen Widerstand zu
thun sei; aus einer in ihrem Detail offenbar ganz unrichtigen officiösen Korre¬
spondenz ist zu ersehen, daß man zuerst auch vom Standpunkt militärischer
Disciplin strenge Maßregeln gegen den Prinzen berieth, sich allmälig mit einer
Verwarnung begnügte. Darauf hat der Prinz die Erklärung abgegeben, daß
er bei seiner Auffassung beharren müsse, bereit sei, dafür einzustehen und seine
Aemter niederzulegen und daß er in diesem Falle den König um Anweisung
eines Aufenthaltes bitte oder um das Recht, einen solchen zu wählen.

Was sind das für Zustände in einem Culturstaate des neunzehnten
Jahrhunderts, wenn von hundert Zeitungen desselben nicht eine wagt, eine


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_115393/43>, abgerufen am 29.04.2024.