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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band.

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Etwas von dem alten Hussitentrotz, welcher aus dem Bericht zu erkennen
ist. war auch nach dem Patent durch drei Generationen den Ketzern von Oels
nöthig, um sich unter den Angriffen ihrer Gegner zu behaupten. Jetzt erhebt
sich an Stelle des morschen Bethauses. welches sie sich nach 1781 zimmerten,
Mauer und Thurm einer freundlichen Kirche. Auch für die Völker Oestreichs
ist seit dem Jahre 1848 die Sonne einer humanen Bildung aufgegangen, in
deren reinem Licht Katholiken und Protestanten sich allmälig als freie Menschen
brüderlich gesellen.




Militärische Briefe Wer den Krieg in Schleswig.
6.
Der Sturm der Schanzen.

Die düppler Schanzen sind mit Sturm genommen. Die Beschießung der
Schanzen war in den letzten Tagen immer umfassender und stärker geworden
und erreichte ihren Höhegrad am 18. April Morgens. Plötzlich um zehn Uhr
schwiegen die Geschütze, die Musik, in den Laufgräben aufgestellt, spielte National¬
lieder und lautlos, ohne einen Schuß zu thun, brachen die preußischen Sturm-
colonnen hervor; vorweg eine Tiraillcurkette. dicht dahinter Pionniere und In¬
fanterie mit den Instrumente" zur Ueberwindung der Hindernisse, dann die
Colonnen selbst, gefolgt von den Reserven. Jeder war für seine Aufgabe ein-
exercirt. jeder sah und kannte seinen Weg, jeder wußte, daß die brennendste
Gefahr ihn begleite, nur ein Ziel war gesteckt und das wuroe erreicht. Gleich¬
zeitig mit dem Sturm fand ein Uebergangsversuch nach Alsen statt.

Die Verluste der preußischen Truppen betragen an Todten und Verwun¬
deten nach den bisherigen Angaben 70 Offiziere, 700 Mann. Dies sind große
Verluste, aber groß ist auch das Resultat: die Dänen verloren und ließen allein
in Preußischen Händen an Todten und Verwundeten 43 Offiziere. 1060 Mann;
an gesunden Gefangenen aber 44 Offiziere. 3145 Mann. Außerdem wurden
200 Geschütze genommen. -- Wir müssen diesem militärischen Act unsere vollste


Etwas von dem alten Hussitentrotz, welcher aus dem Bericht zu erkennen
ist. war auch nach dem Patent durch drei Generationen den Ketzern von Oels
nöthig, um sich unter den Angriffen ihrer Gegner zu behaupten. Jetzt erhebt
sich an Stelle des morschen Bethauses. welches sie sich nach 1781 zimmerten,
Mauer und Thurm einer freundlichen Kirche. Auch für die Völker Oestreichs
ist seit dem Jahre 1848 die Sonne einer humanen Bildung aufgegangen, in
deren reinem Licht Katholiken und Protestanten sich allmälig als freie Menschen
brüderlich gesellen.




Militärische Briefe Wer den Krieg in Schleswig.
6.
Der Sturm der Schanzen.

Die düppler Schanzen sind mit Sturm genommen. Die Beschießung der
Schanzen war in den letzten Tagen immer umfassender und stärker geworden
und erreichte ihren Höhegrad am 18. April Morgens. Plötzlich um zehn Uhr
schwiegen die Geschütze, die Musik, in den Laufgräben aufgestellt, spielte National¬
lieder und lautlos, ohne einen Schuß zu thun, brachen die preußischen Sturm-
colonnen hervor; vorweg eine Tiraillcurkette. dicht dahinter Pionniere und In¬
fanterie mit den Instrumente» zur Ueberwindung der Hindernisse, dann die
Colonnen selbst, gefolgt von den Reserven. Jeder war für seine Aufgabe ein-
exercirt. jeder sah und kannte seinen Weg, jeder wußte, daß die brennendste
Gefahr ihn begleite, nur ein Ziel war gesteckt und das wuroe erreicht. Gleich¬
zeitig mit dem Sturm fand ein Uebergangsversuch nach Alsen statt.

Die Verluste der preußischen Truppen betragen an Todten und Verwun¬
deten nach den bisherigen Angaben 70 Offiziere, 700 Mann. Dies sind große
Verluste, aber groß ist auch das Resultat: die Dänen verloren und ließen allein
in Preußischen Händen an Todten und Verwundeten 43 Offiziere. 1060 Mann;
an gesunden Gefangenen aber 44 Offiziere. 3145 Mann. Außerdem wurden
200 Geschütze genommen. — Wir müssen diesem militärischen Act unsere vollste


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_188560/199>, abgerufen am 07.05.2024.