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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band.

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liebe Wesen beseelt haben! Während die Spanier sich noch über das Vor¬
gefallene unterhielten, ist Aben-Abu nochmals zurückgekehrt, einen Sack voll
süßer Datteln als Geschenk überbringend, und hat. von der Einwirkung seines
Bruders befreit, noch eine halbe Stunde frei und heiter mit ihnen geschwatzt.
Da haben sie noch erfahren, daß Muley Abbas, welcher jetzt wenige Mann¬
schaft bei sich hat, große Verstärkungen aus dem Süden erwartet, daß er aber
dem Kaiser, seinem Bruder, in einem langen Briefe geschrieben, daß alle Männer
Marokkos nichts gegen die Kanonen und Bajonnete der Spanier vermögen.

"Aber Tetuan dürft Ihr nicht fordern," hat auch Aben-Abu hinzugesetzt,
"das würde vergeblich sein. Doch wir werden auch ohne das Frieden haben,
denn beiderseits bedürfen wir seiner." Und auf die Einwendung, daß die
Friedensbedingungen in Madrid gestellt werden, hat er mit der Bemerkung ge¬
schlossen, daß es in Madrid gehen werde wie in Mekinez: da man dort die
Dinge nicht in der Nähe sehe, so bilde man sich ein. daß alles sehr leicht sei.
Seine Gesellschafter hat er beim Abschied eingeladen, ihn nach dem Friedens¬
schluß in Fez zu besuchen, wo sie als Freunde die Gebieter seines Hauses sein
würden."

Ein letzter Versuch bessere Friedensbedingungen zu erlangen, unternommen
von dem Bruder des Kaisers. Muley Abbas. der zu diesem Zwecke in eigener
Person in dem Lager O'Dvnnells erschien, scheiterte ebenfalls an der Forderung
der Abtretung Tetuans. "Nie!" hatte Muley Abbas ausgerufen, "eher werden
alle Marokkaner sterben!" Darauf war O'Dvnnell aufgestanden und hatte die
Unterhandlungen mit den Worten abgebrochen: "Nun, so werden sie sterben.
Wir haben geendet!"




Militärische Briefe.

Der Krieg in Schleswig hat wieder begonnen, und wie im Februar ist
es vergönnt, sofort von einem wichtigen Ereigniß zu sprechen. Die Insel Alsen,
deren Wegnahme nach dem Sturm der düppeler Schanzen dem Heerführer zu
schwierig erschien, ist jetzt, nachdem den Dänen Zeit zur Erholung und neuer
Formation gegeben war, im ersten Anlauf den wackern Preußen und ihrem


Grenzboten III. 1864. Is

liebe Wesen beseelt haben! Während die Spanier sich noch über das Vor¬
gefallene unterhielten, ist Aben-Abu nochmals zurückgekehrt, einen Sack voll
süßer Datteln als Geschenk überbringend, und hat. von der Einwirkung seines
Bruders befreit, noch eine halbe Stunde frei und heiter mit ihnen geschwatzt.
Da haben sie noch erfahren, daß Muley Abbas, welcher jetzt wenige Mann¬
schaft bei sich hat, große Verstärkungen aus dem Süden erwartet, daß er aber
dem Kaiser, seinem Bruder, in einem langen Briefe geschrieben, daß alle Männer
Marokkos nichts gegen die Kanonen und Bajonnete der Spanier vermögen.

„Aber Tetuan dürft Ihr nicht fordern," hat auch Aben-Abu hinzugesetzt,
„das würde vergeblich sein. Doch wir werden auch ohne das Frieden haben,
denn beiderseits bedürfen wir seiner." Und auf die Einwendung, daß die
Friedensbedingungen in Madrid gestellt werden, hat er mit der Bemerkung ge¬
schlossen, daß es in Madrid gehen werde wie in Mekinez: da man dort die
Dinge nicht in der Nähe sehe, so bilde man sich ein. daß alles sehr leicht sei.
Seine Gesellschafter hat er beim Abschied eingeladen, ihn nach dem Friedens¬
schluß in Fez zu besuchen, wo sie als Freunde die Gebieter seines Hauses sein
würden."

Ein letzter Versuch bessere Friedensbedingungen zu erlangen, unternommen
von dem Bruder des Kaisers. Muley Abbas. der zu diesem Zwecke in eigener
Person in dem Lager O'Dvnnells erschien, scheiterte ebenfalls an der Forderung
der Abtretung Tetuans. „Nie!" hatte Muley Abbas ausgerufen, „eher werden
alle Marokkaner sterben!" Darauf war O'Dvnnell aufgestanden und hatte die
Unterhandlungen mit den Worten abgebrochen: „Nun, so werden sie sterben.
Wir haben geendet!"




Militärische Briefe.

Der Krieg in Schleswig hat wieder begonnen, und wie im Februar ist
es vergönnt, sofort von einem wichtigen Ereigniß zu sprechen. Die Insel Alsen,
deren Wegnahme nach dem Sturm der düppeler Schanzen dem Heerführer zu
schwierig erschien, ist jetzt, nachdem den Dänen Zeit zur Erholung und neuer
Formation gegeben war, im ersten Anlauf den wackern Preußen und ihrem


Grenzboten III. 1864. Is
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[0121] liebe Wesen beseelt haben! Während die Spanier sich noch über das Vor¬ gefallene unterhielten, ist Aben-Abu nochmals zurückgekehrt, einen Sack voll süßer Datteln als Geschenk überbringend, und hat. von der Einwirkung seines Bruders befreit, noch eine halbe Stunde frei und heiter mit ihnen geschwatzt. Da haben sie noch erfahren, daß Muley Abbas, welcher jetzt wenige Mann¬ schaft bei sich hat, große Verstärkungen aus dem Süden erwartet, daß er aber dem Kaiser, seinem Bruder, in einem langen Briefe geschrieben, daß alle Männer Marokkos nichts gegen die Kanonen und Bajonnete der Spanier vermögen. „Aber Tetuan dürft Ihr nicht fordern," hat auch Aben-Abu hinzugesetzt, „das würde vergeblich sein. Doch wir werden auch ohne das Frieden haben, denn beiderseits bedürfen wir seiner." Und auf die Einwendung, daß die Friedensbedingungen in Madrid gestellt werden, hat er mit der Bemerkung ge¬ schlossen, daß es in Madrid gehen werde wie in Mekinez: da man dort die Dinge nicht in der Nähe sehe, so bilde man sich ein. daß alles sehr leicht sei. Seine Gesellschafter hat er beim Abschied eingeladen, ihn nach dem Friedens¬ schluß in Fez zu besuchen, wo sie als Freunde die Gebieter seines Hauses sein würden." Ein letzter Versuch bessere Friedensbedingungen zu erlangen, unternommen von dem Bruder des Kaisers. Muley Abbas. der zu diesem Zwecke in eigener Person in dem Lager O'Dvnnells erschien, scheiterte ebenfalls an der Forderung der Abtretung Tetuans. „Nie!" hatte Muley Abbas ausgerufen, „eher werden alle Marokkaner sterben!" Darauf war O'Dvnnell aufgestanden und hatte die Unterhandlungen mit den Worten abgebrochen: „Nun, so werden sie sterben. Wir haben geendet!" Militärische Briefe. Der Krieg in Schleswig hat wieder begonnen, und wie im Februar ist es vergönnt, sofort von einem wichtigen Ereigniß zu sprechen. Die Insel Alsen, deren Wegnahme nach dem Sturm der düppeler Schanzen dem Heerführer zu schwierig erschien, ist jetzt, nachdem den Dänen Zeit zur Erholung und neuer Formation gegeben war, im ersten Anlauf den wackern Preußen und ihrem Grenzboten III. 1864. Is

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_189094/121>, abgerufen am 03.05.2024.