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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band.

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kindliche Phantasie manches wackern Patrioten wie einen raschen Bühnenesfect
vorstellt, ohne zu bedenken, wie ihn doch eine bittere Erfahrung belehrt haben
sollte, daß solche Bühneneffecte ebenso rasch verschwinden als sie kommen.
Nicht in Reich sverfassung und Parlament; in der organischen An-
gliederung an den Staat der Hohenzollern liegt die Zukunft
Deutschlands.

Wird der Nationalverein die Rolle begreifen, die ihm hierbei zugetheilt ist?
Wir wagen nicht es zu hoffen. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird die General¬
versammlung sich mit einem Compromiß begnügen, der seine Existenz auf ein
weiteres Jahr fristen mag. sicher aber seinen Einfluß und seine Bedeutung im
Bewußtsein der Nation untergraben wird.




Vermischte Literatur.
Der Globus,

redigirt von Dr. Andrae und in dem Verlag des bibliogra¬
phischen Institutes zu Hildburghausen erscheinend, fährt fort, neben vortrefflichen Abbil¬
dungen (Holzschnitten), von denen wir besonders die geistreichen Skizzen Dorfs aus dem
spanischen Volksleben hervorheben, werthvolle geographische Mittheilungen zu bringen,
leider aber durch die fanatischen Angriffe gegen die Nacenvölker und namentlich gegen
die Neger aufzuhalten, deren Schattenseiten hervorzuheben der Herausgeber des Blattes
steh zur Lebensaufgabe gemacht zu haben scheint. Wir wissen aus Erfahrung, daß
der Phantasie-Neger ü. la, Beccher-Stowe eben ein Phantasie-Neger oder wenn man
will ein Tcndenzfabrikat der Abolitioniste" ist, wir glauben aber auch, ebenfalls
nach Erfahrungen, daß dieser ideale Schwarze der Wahrheit immer noch näher
steht, als sein Gegenbild, wie es Herr Andrae sich aus allerlei ncgcrfeindlichcn No¬
tizen zusammengebaut hat. Es handelte sich, erzählt eine dieser Notizen in der
6> Lieferung des 6, Bandes, für einen schwarzen Prediger in Sierra Leon" darum,
seinen Zuhörern den Ursprung der weißen Menschen zu erklären, und das that er
W folgender Weise:

"Meine Brüder, ihr seht einen weißen Mann; er ist zu schlecht, er ist ver¬
bunst. Ihr müßt euch wundern, daß Gott erlaubte, daß solche Menschen in die
Welt kamen. Vor langer, langer Zeit lebten Adam und Eva in einem schönen
Karten; da gab es süße Bananen, süß? Kartoffeln und Wein, oh. beinahe zu viel.
Die hatten zwei Söhne, der eine hieß Kain und der andere hieß Abel. Kam schlug
seinen Bruder Abel todt. Da kam Gott vom Himmel und rief: "Kam!" Kain
"ber ging fort und verkroch sich in .einen Busch. Da sagte Gott: "Kain. du


kindliche Phantasie manches wackern Patrioten wie einen raschen Bühnenesfect
vorstellt, ohne zu bedenken, wie ihn doch eine bittere Erfahrung belehrt haben
sollte, daß solche Bühneneffecte ebenso rasch verschwinden als sie kommen.
Nicht in Reich sverfassung und Parlament; in der organischen An-
gliederung an den Staat der Hohenzollern liegt die Zukunft
Deutschlands.

Wird der Nationalverein die Rolle begreifen, die ihm hierbei zugetheilt ist?
Wir wagen nicht es zu hoffen. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird die General¬
versammlung sich mit einem Compromiß begnügen, der seine Existenz auf ein
weiteres Jahr fristen mag. sicher aber seinen Einfluß und seine Bedeutung im
Bewußtsein der Nation untergraben wird.




Vermischte Literatur.
Der Globus,

redigirt von Dr. Andrae und in dem Verlag des bibliogra¬
phischen Institutes zu Hildburghausen erscheinend, fährt fort, neben vortrefflichen Abbil¬
dungen (Holzschnitten), von denen wir besonders die geistreichen Skizzen Dorfs aus dem
spanischen Volksleben hervorheben, werthvolle geographische Mittheilungen zu bringen,
leider aber durch die fanatischen Angriffe gegen die Nacenvölker und namentlich gegen
die Neger aufzuhalten, deren Schattenseiten hervorzuheben der Herausgeber des Blattes
steh zur Lebensaufgabe gemacht zu haben scheint. Wir wissen aus Erfahrung, daß
der Phantasie-Neger ü. la, Beccher-Stowe eben ein Phantasie-Neger oder wenn man
will ein Tcndenzfabrikat der Abolitioniste» ist, wir glauben aber auch, ebenfalls
nach Erfahrungen, daß dieser ideale Schwarze der Wahrheit immer noch näher
steht, als sein Gegenbild, wie es Herr Andrae sich aus allerlei ncgcrfeindlichcn No¬
tizen zusammengebaut hat. Es handelte sich, erzählt eine dieser Notizen in der
6> Lieferung des 6, Bandes, für einen schwarzen Prediger in Sierra Leon« darum,
seinen Zuhörern den Ursprung der weißen Menschen zu erklären, und das that er
W folgender Weise:

„Meine Brüder, ihr seht einen weißen Mann; er ist zu schlecht, er ist ver¬
bunst. Ihr müßt euch wundern, daß Gott erlaubte, daß solche Menschen in die
Welt kamen. Vor langer, langer Zeit lebten Adam und Eva in einem schönen
Karten; da gab es süße Bananen, süß? Kartoffeln und Wein, oh. beinahe zu viel.
Die hatten zwei Söhne, der eine hieß Kain und der andere hieß Abel. Kam schlug
seinen Bruder Abel todt. Da kam Gott vom Himmel und rief: „Kam!" Kain
"ber ging fort und verkroch sich in .einen Busch. Da sagte Gott: „Kain. du


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_360480/241>, abgerufen am 05.05.2024.