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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band.

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Bedenken über die künftige Gestaltung der Dinge in Pommern. Man war
der Ansicht. Brandenburg werde nicht das ganze Herzogtum zu sichern ver¬
mögen; wenigstens erschien es den Herren als erforderlich, daß der Krone Däne¬
mark die Zustimmung zu günstigem Arrangement durch Ueberlassung der Stadt und
des Hafens Wismar werde abgekauft werden müssen. "Ich weiß nicht" --
schreibt Buch mit gutem Jnstincte -- "ob der Wechsel wirklich so vortheilhaft
für Deutschland wäre."

Am 23. Juli war er wieder im Hauptquartier des Kurfürsten zu Schwaan
in Mecklenburg. Gleichzeitig mit ihm kamen gute Zeitungen vom Kriegsschau¬
platz am Oberrhein. Montecuculi, an dem sich der Kurfürst vor etlichen Jabren
schwer geärgert, da er in allen Stücken und mit noch größerer Routine und
Perfidie den Vorgänger Bournonvilles gespielt hatte, war glücklich gegen die
Franzosen gewesen, indem er am 18. (27.) Juli die Schlacht bei Saßbach ge¬
wann, die dem Marschall Türenne das Leben kostete. Es zeigte sich daran,
wie viel schon früher zu erreichen gewesen wäre, wenn die Intrigue nicht ge¬
spielt hätte. >




Aus

Der Krieg war zu Ende, da Plötzlich schien es in diesen Tagen, als sollte
er von Neuem losbrechen, und zwar in Gestalt des Bürgerkriegs, Geraume
Zeit schon glaubten Manche die Anzeichen davon zu sehen. Allerlei drohende
Gerüchte tauchten auf. Je näher der Friede dem Abschluß rückte, desto rascher
entwickelten sich die Dinge, wie man meinen konnte, zur Krisis. Mit dem
dritten Paragraphen desselben kündigte sie sich deutlicher an, mit dem von
Berlin ergangnen Befehl zur Sistirung des Rückmarsches der preußischen Ne.
gimenter aus Schleswig-Holstein und der Aufforderung an Sachsen und Han¬
nover, ihre Mannschaften aus den Herzogtümern heimzurufcn, da der Zweck
der Execution erreicht sei. schien sie eingetreten. Jene Sistirungsordre war eine
unverblümte Drohung mit Gewaltmaßregeln für den Fall. daß man der Auf¬
forderung nicht Folge gab. An den Mittelstaaten Sachsen und Hannover sollte
jetzt heimgesucht werden, was der gleichstrebende Mittclstaat Bayern im Bunde
mit Oestreich einst in Kurhessen gegen Preußen gewagt.


Bedenken über die künftige Gestaltung der Dinge in Pommern. Man war
der Ansicht. Brandenburg werde nicht das ganze Herzogtum zu sichern ver¬
mögen; wenigstens erschien es den Herren als erforderlich, daß der Krone Däne¬
mark die Zustimmung zu günstigem Arrangement durch Ueberlassung der Stadt und
des Hafens Wismar werde abgekauft werden müssen. „Ich weiß nicht" —
schreibt Buch mit gutem Jnstincte — „ob der Wechsel wirklich so vortheilhaft
für Deutschland wäre."

Am 23. Juli war er wieder im Hauptquartier des Kurfürsten zu Schwaan
in Mecklenburg. Gleichzeitig mit ihm kamen gute Zeitungen vom Kriegsschau¬
platz am Oberrhein. Montecuculi, an dem sich der Kurfürst vor etlichen Jabren
schwer geärgert, da er in allen Stücken und mit noch größerer Routine und
Perfidie den Vorgänger Bournonvilles gespielt hatte, war glücklich gegen die
Franzosen gewesen, indem er am 18. (27.) Juli die Schlacht bei Saßbach ge¬
wann, die dem Marschall Türenne das Leben kostete. Es zeigte sich daran,
wie viel schon früher zu erreichen gewesen wäre, wenn die Intrigue nicht ge¬
spielt hätte. >




Aus

Der Krieg war zu Ende, da Plötzlich schien es in diesen Tagen, als sollte
er von Neuem losbrechen, und zwar in Gestalt des Bürgerkriegs, Geraume
Zeit schon glaubten Manche die Anzeichen davon zu sehen. Allerlei drohende
Gerüchte tauchten auf. Je näher der Friede dem Abschluß rückte, desto rascher
entwickelten sich die Dinge, wie man meinen konnte, zur Krisis. Mit dem
dritten Paragraphen desselben kündigte sie sich deutlicher an, mit dem von
Berlin ergangnen Befehl zur Sistirung des Rückmarsches der preußischen Ne.
gimenter aus Schleswig-Holstein und der Aufforderung an Sachsen und Han¬
nover, ihre Mannschaften aus den Herzogtümern heimzurufcn, da der Zweck
der Execution erreicht sei. schien sie eingetreten. Jene Sistirungsordre war eine
unverblümte Drohung mit Gewaltmaßregeln für den Fall. daß man der Auf¬
forderung nicht Folge gab. An den Mittelstaaten Sachsen und Hannover sollte
jetzt heimgesucht werden, was der gleichstrebende Mittclstaat Bayern im Bunde
mit Oestreich einst in Kurhessen gegen Preußen gewagt.


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[0435] Bedenken über die künftige Gestaltung der Dinge in Pommern. Man war der Ansicht. Brandenburg werde nicht das ganze Herzogtum zu sichern ver¬ mögen; wenigstens erschien es den Herren als erforderlich, daß der Krone Däne¬ mark die Zustimmung zu günstigem Arrangement durch Ueberlassung der Stadt und des Hafens Wismar werde abgekauft werden müssen. „Ich weiß nicht" — schreibt Buch mit gutem Jnstincte — „ob der Wechsel wirklich so vortheilhaft für Deutschland wäre." Am 23. Juli war er wieder im Hauptquartier des Kurfürsten zu Schwaan in Mecklenburg. Gleichzeitig mit ihm kamen gute Zeitungen vom Kriegsschau¬ platz am Oberrhein. Montecuculi, an dem sich der Kurfürst vor etlichen Jabren schwer geärgert, da er in allen Stücken und mit noch größerer Routine und Perfidie den Vorgänger Bournonvilles gespielt hatte, war glücklich gegen die Franzosen gewesen, indem er am 18. (27.) Juli die Schlacht bei Saßbach ge¬ wann, die dem Marschall Türenne das Leben kostete. Es zeigte sich daran, wie viel schon früher zu erreichen gewesen wäre, wenn die Intrigue nicht ge¬ spielt hätte. > Aus Der Krieg war zu Ende, da Plötzlich schien es in diesen Tagen, als sollte er von Neuem losbrechen, und zwar in Gestalt des Bürgerkriegs, Geraume Zeit schon glaubten Manche die Anzeichen davon zu sehen. Allerlei drohende Gerüchte tauchten auf. Je näher der Friede dem Abschluß rückte, desto rascher entwickelten sich die Dinge, wie man meinen konnte, zur Krisis. Mit dem dritten Paragraphen desselben kündigte sie sich deutlicher an, mit dem von Berlin ergangnen Befehl zur Sistirung des Rückmarsches der preußischen Ne. gimenter aus Schleswig-Holstein und der Aufforderung an Sachsen und Han¬ nover, ihre Mannschaften aus den Herzogtümern heimzurufcn, da der Zweck der Execution erreicht sei. schien sie eingetreten. Jene Sistirungsordre war eine unverblümte Drohung mit Gewaltmaßregeln für den Fall. daß man der Auf¬ forderung nicht Folge gab. An den Mittelstaaten Sachsen und Hannover sollte jetzt heimgesucht werden, was der gleichstrebende Mittclstaat Bayern im Bunde mit Oestreich einst in Kurhessen gegen Preußen gewagt.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_360480/435>, abgerufen am 05.05.2024.