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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band.

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muthet. Durch die Stadt dringend, wo noch etliche Nachzügler bei den Bagage¬
wagen getödtet werden, sehen sie auch bald die Bunte und den Feind daran
repariren. Der Feldmarschall befiehlt, daß etliche Reiter absitzen sollen, um
hinter einem Erdwälle hervor die Schweden zu beschießen. Da die Soldaten
keine Lust haben, springt Buch vom Pferde und eröffnet das Feuer mit
der Muskete seines Reitknechts. Alsbald thun es ihm fünfzig nach. Nun
merkt aber der Schwede, wo die Grüße herkommen und alle noch dort
zurückgebliebene Infanterie, etwa 300 Mann, antwortet kräftig. Die Sache
wird ernst; Derfflinger bittet Buch, sich womöglich zu halten, bis er Dragoner
herbeigeholt habe. Aber als der Alte den Rücken gewendet hat und die schwe¬
dischen Kugeln durch den Wall schlagen, sind die Leute weder mit guten noch
mit bösen Worten am Platze zu halten, so daß auch Buch, der zuletzt mit dem
stummen Polen des Kurfürsten eine Weile allein aushält, zurück muß. Aer-
gerlich über seine Leute, die indessen beim Plündern in der Stadt sich bessere
Unterhaltung machen, findet er nach einigem Umhersuchen die grumbkowschen
Dragoner, die Derfflinger hcrzubeordert hat. Nun beginnt Las erste Spiel
von neuem und der Feind muß nachgeben, steckt aber die zwischen Brücke und
Wall gelegenen Häuser in Brand. Dadurch sollte das Pulver, was er zurück-
ließ, sich entzünden, um die Geschütze mit den Munitionskarren, um die sichs
handelte, in die Luft zu sprengen. Es glückte aber den Brandenburgern trotz
der Gefahr, die Beute aus dem Feuer in Sicherheit zu bringen und man freute
sich der fetten Nachlese.

Am 20.. Sonntags, wurde Buch nach Berlin geschickt, um dem Prinzen
Statthalter Rapport und Depeschen zu bringen. Ueberall größte Freude. Am
22. traf er wieder bei der Armee ein. Der Kurfürst hatte den Feind mittler¬
weile über Wittstock hinausgejagt. Leider war ein Unfall dabei passirt. Als
am vorigen Tag die Generale mit nur 150 Mann Bedeckung zum Recognos-
ciren über Wittstock hinaus vorgegangen waren, hatte sich der feindliche Nach¬
trab , sechs Schwadronen stark, auf sie gestürzt, etliche Leute getödtet und
den Generalmajor Götze, der zu weit seitwärts gerathen war, von der Brücke
abgedrängt und verwundet gefangen genommen.

Weiter jenseits Wittstock hinaus nachzubringen schien unrathsam, da die
Infanterie zu weit zurück und die Kavallerie, die 11 bis 12 Tage nicht ab¬
gesattelt hatte, stark ermüdet war. Es wurde also die directe Verfolgung ein¬
gestellt und einige Meilen zurückgegangen.

Noch an demselben Tage erhielt Buch den Auftrag, die Meldung des
Sieges der Frau Erbstatthalterin von Oranien und den Generalstaaten zu
bringen. Am andern Morgen reiste er ab und langte Nachts den 1. Juli im
Haag an. Als die Kunde sich verbreitete, sprach alle Weit voll Entzücken nur
von Brandenburg. Unter den Diplomaten begegnete er aber schon ernstlichen


muthet. Durch die Stadt dringend, wo noch etliche Nachzügler bei den Bagage¬
wagen getödtet werden, sehen sie auch bald die Bunte und den Feind daran
repariren. Der Feldmarschall befiehlt, daß etliche Reiter absitzen sollen, um
hinter einem Erdwälle hervor die Schweden zu beschießen. Da die Soldaten
keine Lust haben, springt Buch vom Pferde und eröffnet das Feuer mit
der Muskete seines Reitknechts. Alsbald thun es ihm fünfzig nach. Nun
merkt aber der Schwede, wo die Grüße herkommen und alle noch dort
zurückgebliebene Infanterie, etwa 300 Mann, antwortet kräftig. Die Sache
wird ernst; Derfflinger bittet Buch, sich womöglich zu halten, bis er Dragoner
herbeigeholt habe. Aber als der Alte den Rücken gewendet hat und die schwe¬
dischen Kugeln durch den Wall schlagen, sind die Leute weder mit guten noch
mit bösen Worten am Platze zu halten, so daß auch Buch, der zuletzt mit dem
stummen Polen des Kurfürsten eine Weile allein aushält, zurück muß. Aer-
gerlich über seine Leute, die indessen beim Plündern in der Stadt sich bessere
Unterhaltung machen, findet er nach einigem Umhersuchen die grumbkowschen
Dragoner, die Derfflinger hcrzubeordert hat. Nun beginnt Las erste Spiel
von neuem und der Feind muß nachgeben, steckt aber die zwischen Brücke und
Wall gelegenen Häuser in Brand. Dadurch sollte das Pulver, was er zurück-
ließ, sich entzünden, um die Geschütze mit den Munitionskarren, um die sichs
handelte, in die Luft zu sprengen. Es glückte aber den Brandenburgern trotz
der Gefahr, die Beute aus dem Feuer in Sicherheit zu bringen und man freute
sich der fetten Nachlese.

Am 20.. Sonntags, wurde Buch nach Berlin geschickt, um dem Prinzen
Statthalter Rapport und Depeschen zu bringen. Ueberall größte Freude. Am
22. traf er wieder bei der Armee ein. Der Kurfürst hatte den Feind mittler¬
weile über Wittstock hinausgejagt. Leider war ein Unfall dabei passirt. Als
am vorigen Tag die Generale mit nur 150 Mann Bedeckung zum Recognos-
ciren über Wittstock hinaus vorgegangen waren, hatte sich der feindliche Nach¬
trab , sechs Schwadronen stark, auf sie gestürzt, etliche Leute getödtet und
den Generalmajor Götze, der zu weit seitwärts gerathen war, von der Brücke
abgedrängt und verwundet gefangen genommen.

Weiter jenseits Wittstock hinaus nachzubringen schien unrathsam, da die
Infanterie zu weit zurück und die Kavallerie, die 11 bis 12 Tage nicht ab¬
gesattelt hatte, stark ermüdet war. Es wurde also die directe Verfolgung ein¬
gestellt und einige Meilen zurückgegangen.

Noch an demselben Tage erhielt Buch den Auftrag, die Meldung des
Sieges der Frau Erbstatthalterin von Oranien und den Generalstaaten zu
bringen. Am andern Morgen reiste er ab und langte Nachts den 1. Juli im
Haag an. Als die Kunde sich verbreitete, sprach alle Weit voll Entzücken nur
von Brandenburg. Unter den Diplomaten begegnete er aber schon ernstlichen


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_360480/434>, abgerufen am 26.05.2024.