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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. II. Band.

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und vor dem Feinde das Offiziercorps wie das ganze Heer nur Einen Willen,
dessen Ausdruck die bekannten Worte sind- "North al teäWeKi!"

Tod den Deutschen! Nicht doch, es heißt: den Kaiserlichen, von denen die heu¬
tigen Italiener die Deutschen und namentlich die Preußen so gut zu unterscheiden
gelernt haben, wie wir im Norden "deutsches Bruder unsriges" aus Tschechen-
und Slovakenland von wirklich deutschem Blut zu unterscheiden wissen, und die
das werdende Deutschland nicht weniger als seine geborenen Gegner anzusehen
hat, wie sie das werdende Italien als die seinen betrachtet.

Die Kriegsmacht Italiens übersteigt nach dem Verfasser zur Zeit schon
400,000 Mann. Wir halten dies für zu hoch gegriffen. Nehmen wir davon
aber auch ein Drittel hinweg, so bleibt der Rest, namentlich zusammengenommen
mit der italienischen Flotte, vor welcher kein östreichisches Schiff die See zu
halten vermag, immer noch ein sehr respectabler Factor bei künftigen Kriegen,
zumal Italien sein Heer fast ohne Abzug auf den Kampfplatz führen kann. Für
den Fall eines Krieges nämlich wird, abgesehen von den in unmittelbarer Nähe
des Kriegsschauplatzes gelegenen festen Plätzen, zur Besetzung der Festungen
und andrer wichtiger Punkte die im Waffengebrauch geübte Nationalgarde,
namentlich die circa 120.000 Mann zählende mobile, benutzt werden können,
ja man wird die letztgenannte Truppe selbst in der Nähe des Kriegsschauplatzes
zur Vertheidigung strategischer Punkte mit Hoffnung auf Erfolg verwenden können.

Von einem leichten Ueberrennen Italiens durch einen östreichischen Angriff
ist also heute nicht mehr die Rede. Das Uebrige aber kommt auf die oberste
Leitung an, und da hat bis jetzt keiner von beiden Theilen einen hervorragenden
General aufzuweisen.




Das Leben Gneisenaus von Pertz.
-.H Ms- ,4:

Zweimal war Gneisenaus Streben gescheitert, den König von Preußen
ju einem Kampfe für die eigene und des Volkes Freiheit und Ehre zu ent¬
flammen; Gneisenaus Eifer und Haß gegen Napoleon war darum nur desto
heftiger und thatendurstiger geworden. Versagte ihm sein König die Gelegen¬
heit zum Kampfe, er gab den Kampf deshalb nicht auf. er griff nur weiter in


Grenzboten II. 18K6. 34

und vor dem Feinde das Offiziercorps wie das ganze Heer nur Einen Willen,
dessen Ausdruck die bekannten Worte sind- „North al teäWeKi!"

Tod den Deutschen! Nicht doch, es heißt: den Kaiserlichen, von denen die heu¬
tigen Italiener die Deutschen und namentlich die Preußen so gut zu unterscheiden
gelernt haben, wie wir im Norden „deutsches Bruder unsriges" aus Tschechen-
und Slovakenland von wirklich deutschem Blut zu unterscheiden wissen, und die
das werdende Deutschland nicht weniger als seine geborenen Gegner anzusehen
hat, wie sie das werdende Italien als die seinen betrachtet.

Die Kriegsmacht Italiens übersteigt nach dem Verfasser zur Zeit schon
400,000 Mann. Wir halten dies für zu hoch gegriffen. Nehmen wir davon
aber auch ein Drittel hinweg, so bleibt der Rest, namentlich zusammengenommen
mit der italienischen Flotte, vor welcher kein östreichisches Schiff die See zu
halten vermag, immer noch ein sehr respectabler Factor bei künftigen Kriegen,
zumal Italien sein Heer fast ohne Abzug auf den Kampfplatz führen kann. Für
den Fall eines Krieges nämlich wird, abgesehen von den in unmittelbarer Nähe
des Kriegsschauplatzes gelegenen festen Plätzen, zur Besetzung der Festungen
und andrer wichtiger Punkte die im Waffengebrauch geübte Nationalgarde,
namentlich die circa 120.000 Mann zählende mobile, benutzt werden können,
ja man wird die letztgenannte Truppe selbst in der Nähe des Kriegsschauplatzes
zur Vertheidigung strategischer Punkte mit Hoffnung auf Erfolg verwenden können.

Von einem leichten Ueberrennen Italiens durch einen östreichischen Angriff
ist also heute nicht mehr die Rede. Das Uebrige aber kommt auf die oberste
Leitung an, und da hat bis jetzt keiner von beiden Theilen einen hervorragenden
General aufzuweisen.




Das Leben Gneisenaus von Pertz.
-.H Ms- ,4:

Zweimal war Gneisenaus Streben gescheitert, den König von Preußen
ju einem Kampfe für die eigene und des Volkes Freiheit und Ehre zu ent¬
flammen; Gneisenaus Eifer und Haß gegen Napoleon war darum nur desto
heftiger und thatendurstiger geworden. Versagte ihm sein König die Gelegen¬
heit zum Kampfe, er gab den Kampf deshalb nicht auf. er griff nur weiter in


Grenzboten II. 18K6. 34
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[0287] und vor dem Feinde das Offiziercorps wie das ganze Heer nur Einen Willen, dessen Ausdruck die bekannten Worte sind- „North al teäWeKi!" Tod den Deutschen! Nicht doch, es heißt: den Kaiserlichen, von denen die heu¬ tigen Italiener die Deutschen und namentlich die Preußen so gut zu unterscheiden gelernt haben, wie wir im Norden „deutsches Bruder unsriges" aus Tschechen- und Slovakenland von wirklich deutschem Blut zu unterscheiden wissen, und die das werdende Deutschland nicht weniger als seine geborenen Gegner anzusehen hat, wie sie das werdende Italien als die seinen betrachtet. Die Kriegsmacht Italiens übersteigt nach dem Verfasser zur Zeit schon 400,000 Mann. Wir halten dies für zu hoch gegriffen. Nehmen wir davon aber auch ein Drittel hinweg, so bleibt der Rest, namentlich zusammengenommen mit der italienischen Flotte, vor welcher kein östreichisches Schiff die See zu halten vermag, immer noch ein sehr respectabler Factor bei künftigen Kriegen, zumal Italien sein Heer fast ohne Abzug auf den Kampfplatz führen kann. Für den Fall eines Krieges nämlich wird, abgesehen von den in unmittelbarer Nähe des Kriegsschauplatzes gelegenen festen Plätzen, zur Besetzung der Festungen und andrer wichtiger Punkte die im Waffengebrauch geübte Nationalgarde, namentlich die circa 120.000 Mann zählende mobile, benutzt werden können, ja man wird die letztgenannte Truppe selbst in der Nähe des Kriegsschauplatzes zur Vertheidigung strategischer Punkte mit Hoffnung auf Erfolg verwenden können. Von einem leichten Ueberrennen Italiens durch einen östreichischen Angriff ist also heute nicht mehr die Rede. Das Uebrige aber kommt auf die oberste Leitung an, und da hat bis jetzt keiner von beiden Theilen einen hervorragenden General aufzuweisen. Das Leben Gneisenaus von Pertz. -.H Ms- ,4: Zweimal war Gneisenaus Streben gescheitert, den König von Preußen ju einem Kampfe für die eigene und des Volkes Freiheit und Ehre zu ent¬ flammen; Gneisenaus Eifer und Haß gegen Napoleon war darum nur desto heftiger und thatendurstiger geworden. Versagte ihm sein König die Gelegen¬ heit zum Kampfe, er gab den Kampf deshalb nicht auf. er griff nur weiter in Grenzboten II. 18K6. 34

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_285025/287>, abgerufen am 29.04.2024.