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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band.

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welche zur Verschmelzung mit dem norddeutschen Bunde drängen, dann gebt Ihr
vielleicht den Ausschlag für das große Werk, um welches Deutschland seit einem
halben Jahrhundert vergeblich gerungen hat; dann werft Ihr wohl das ent¬
scheidende Gewicht in die Wage; dann ist die Einigung Deutschlands um ein
Großes näher gerückt; dann hat das einige Deutschland keine Ausgabe mehr,
als sich frei zu machen, dann habt Ihr Alle nur einen gemeinsamen Feind;
dann streitet Ihr nicht für die letzten Reste einer unseligen Vergangenheit, son¬
dern für den höchsten Preis einer großen Zukunft.

Und so sei denn Eure Losung: .

Durch Einheit zur Freiheit!


Ludwig Bamberger."


Aufruf.

Professor Pauli in Tübingen hat, von der würtembergischen Regierung
seiner Stelle an der Universität entsetzt, die Zumuthung, unter Beibehaltung
seiner Besoldung in einem würtembergischen Flecken als Seminarlehrer zu fun-
giren. entschlossen zurückgewiesen und mit seinem Entlassungsgesuche beantwortet.
Er hat sich hierdurch um die Ehre unseres Standes ein hoch anzuschlagendes
Verdienst erworben, dabei aber, wenigstens zunächst, seine materielle Existenz auf
das Spiel gesetzt.

Unter diesen Umständen glauben die Unterzeichneten nur eine Ehrenpflicht
zu erfüllen, indem sie zur Erneuerung einer Maßregel auffordern, welche schon
Wiederholt, so in den Jahren 1837 und 1852 zu Gunsten entlassener Professoren
von Seiten der Nation ergriffen wurde.

Sie wenden sich demgemäß zunächst an ihre Herren College", sodann aber
an jeden gebildeten Mann dieser Stadt, welcher für die Würde und Unabhängig¬
keit des gelehrten Standes ein Herz hat, mit der Bitte, zu einem Fond beizu¬
steuern, welcher dem Genannten bis zu seiner sicherlich nicht lange ausbleibenden
Berufung an eine andere Universität ersetzen soll, was er in Tübingen ein¬
gebüßt hat.

Dieselben sind zur Empfangnahme der eingehenden Gelder bereit und werden
über dieselben öffentlich quittiren. Sie bitten die Organe der unabhängigen
Presse, diesem Ausrufe ihre Spalten zu öffnen und sprechen die Hoffnung aus,
daß die Collegen an anderen Universitäten ihrem Beispiele folgen und sich über
das Resultat ihrer Bemühungen mit ihnen ins Vernehmen setzen werden.
*


Ludwig. Felixstraße 2.
Albrecht, Universitätsstraße 19.
Overbeck. Untversitätsstraße 14.
Brockhaus, Querstraße 15.
Ritschl. Lehmanns Garten H.
Curtius. Königsstraße 26.
Fleischer, an der 1. Bürgerschule 3.
Zarncke, Goethestraße 7.



Berantwortlicher Redacteur: Gustav Freytag.
Berlag von F. L. Herbig. -- Druck von Hüthel ä- Legler in Leipzig.
") Der Abdruck ist durch Einholung der erst unterm 4. December ertheilten ministeriellen
Genehmigung verzögert.

welche zur Verschmelzung mit dem norddeutschen Bunde drängen, dann gebt Ihr
vielleicht den Ausschlag für das große Werk, um welches Deutschland seit einem
halben Jahrhundert vergeblich gerungen hat; dann werft Ihr wohl das ent¬
scheidende Gewicht in die Wage; dann ist die Einigung Deutschlands um ein
Großes näher gerückt; dann hat das einige Deutschland keine Ausgabe mehr,
als sich frei zu machen, dann habt Ihr Alle nur einen gemeinsamen Feind;
dann streitet Ihr nicht für die letzten Reste einer unseligen Vergangenheit, son¬
dern für den höchsten Preis einer großen Zukunft.

Und so sei denn Eure Losung: .

Durch Einheit zur Freiheit!


Ludwig Bamberger."


Aufruf.

Professor Pauli in Tübingen hat, von der würtembergischen Regierung
seiner Stelle an der Universität entsetzt, die Zumuthung, unter Beibehaltung
seiner Besoldung in einem würtembergischen Flecken als Seminarlehrer zu fun-
giren. entschlossen zurückgewiesen und mit seinem Entlassungsgesuche beantwortet.
Er hat sich hierdurch um die Ehre unseres Standes ein hoch anzuschlagendes
Verdienst erworben, dabei aber, wenigstens zunächst, seine materielle Existenz auf
das Spiel gesetzt.

Unter diesen Umständen glauben die Unterzeichneten nur eine Ehrenpflicht
zu erfüllen, indem sie zur Erneuerung einer Maßregel auffordern, welche schon
Wiederholt, so in den Jahren 1837 und 1852 zu Gunsten entlassener Professoren
von Seiten der Nation ergriffen wurde.

Sie wenden sich demgemäß zunächst an ihre Herren College», sodann aber
an jeden gebildeten Mann dieser Stadt, welcher für die Würde und Unabhängig¬
keit des gelehrten Standes ein Herz hat, mit der Bitte, zu einem Fond beizu¬
steuern, welcher dem Genannten bis zu seiner sicherlich nicht lange ausbleibenden
Berufung an eine andere Universität ersetzen soll, was er in Tübingen ein¬
gebüßt hat.

Dieselben sind zur Empfangnahme der eingehenden Gelder bereit und werden
über dieselben öffentlich quittiren. Sie bitten die Organe der unabhängigen
Presse, diesem Ausrufe ihre Spalten zu öffnen und sprechen die Hoffnung aus,
daß die Collegen an anderen Universitäten ihrem Beispiele folgen und sich über
das Resultat ihrer Bemühungen mit ihnen ins Vernehmen setzen werden.
*


Ludwig. Felixstraße 2.
Albrecht, Universitätsstraße 19.
Overbeck. Untversitätsstraße 14.
Brockhaus, Querstraße 15.
Ritschl. Lehmanns Garten H.
Curtius. Königsstraße 26.
Fleischer, an der 1. Bürgerschule 3.
Zarncke, Goethestraße 7.



Berantwortlicher Redacteur: Gustav Freytag.
Berlag von F. L. Herbig. — Druck von Hüthel ä- Legler in Leipzig.
") Der Abdruck ist durch Einholung der erst unterm 4. December ertheilten ministeriellen
Genehmigung verzögert.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_286147/470>, abgerufen am 05.05.2024.