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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band.

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und "Auf der Scholle", Elegien von Se. Milow. Fastenrath, der schon Mehre"
aus dem Spanischen übersetzte, bringt "Die Wunder Sevillas. Romanzen
und Lieder", während Krone ein Heftchen plattdeutscher Gedichte unterharzischen
Dialekts veröffentlicht. Auch ein zweiter Fürst ist noch zu nennen, der unter
die Dichter ging: Karl der Fünfzehnte, König von Schweden, dessen Gedichte
von Bömers übersetzt sind.

Und zum Schluß folge uns der Leser aus der neuesten Gegenwart in
frühe Jahrhunderte, deren Dichtungen noch fortleben, wenn ihre Genossen des
heutigen Berichtes schon lange vergessen sind. Zunächst sei außer der von
Schmorr reich illustrirten simrvckschen Uebersetzung des Nibelungenlieds einer
gleichen Arbeit gedacht, die aus der Feder Karl Bartsch, des Germanisten, floß,
der nach dem Vorbilde des Originals stets nur des männlichen Endreims sich
bediente. Hieran reiht sich Heinrich von Meil, ein östreichischer Ritter und
späterer Klosterbruder aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts, den R. Heinzel
herausgab und commentirte und "Freidanks Bescheidenheit. Ein Laien¬
brevier". Neudeutsch von Karl Simrock. Man wird dem Uebersetzer Dank
wissen für sein Werk und er hat recht, wenn er dieses bescheiden nur als Brücke
zum Original betrachtet. Er wirkt auf diese Weise mittelbar und unmittelbar
zugleich und trägt bei zur Kenntniß jener Schätze mittelhochdeutscher Dichtung,
die noch lange nicht genug gekannt sind.




Politische Rundschau.
(Der Ausfall der Wahlen.)

X

Daß die Stärke der Parteien, welche auf dem ersten norddeutschen Reichs¬
tage vertreten waren, in der Versammlung, welche gegenwärtig in Berlin tagt,
ziemlich unverändert dieselbe geblieben, ist eine Thatsache, welche von allen
Seiten anerkannt wird. Die Verhältnisse, welche der Sommer 1866 geschaffen,
sind aber noch so neu, daß dieses Resultat den meisten Leuten, mochten sie
innerhalb oder außerhalb der Parteien stehen, unerwartet, ja überraschend ge¬
kommen ist und doch stellt es der politischen Bildung unserer Nation ein Zeugniß
aus, wie es günstiger kaum erwartet werden konnte. Nicht daß diese Ver¬
sammlung an und für sich ein ideales deutsches Parlament, eine cNÄwdrs


und „Auf der Scholle", Elegien von Se. Milow. Fastenrath, der schon Mehre«
aus dem Spanischen übersetzte, bringt „Die Wunder Sevillas. Romanzen
und Lieder", während Krone ein Heftchen plattdeutscher Gedichte unterharzischen
Dialekts veröffentlicht. Auch ein zweiter Fürst ist noch zu nennen, der unter
die Dichter ging: Karl der Fünfzehnte, König von Schweden, dessen Gedichte
von Bömers übersetzt sind.

Und zum Schluß folge uns der Leser aus der neuesten Gegenwart in
frühe Jahrhunderte, deren Dichtungen noch fortleben, wenn ihre Genossen des
heutigen Berichtes schon lange vergessen sind. Zunächst sei außer der von
Schmorr reich illustrirten simrvckschen Uebersetzung des Nibelungenlieds einer
gleichen Arbeit gedacht, die aus der Feder Karl Bartsch, des Germanisten, floß,
der nach dem Vorbilde des Originals stets nur des männlichen Endreims sich
bediente. Hieran reiht sich Heinrich von Meil, ein östreichischer Ritter und
späterer Klosterbruder aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts, den R. Heinzel
herausgab und commentirte und „Freidanks Bescheidenheit. Ein Laien¬
brevier". Neudeutsch von Karl Simrock. Man wird dem Uebersetzer Dank
wissen für sein Werk und er hat recht, wenn er dieses bescheiden nur als Brücke
zum Original betrachtet. Er wirkt auf diese Weise mittelbar und unmittelbar
zugleich und trägt bei zur Kenntniß jener Schätze mittelhochdeutscher Dichtung,
die noch lange nicht genug gekannt sind.




Politische Rundschau.
(Der Ausfall der Wahlen.)

X

Daß die Stärke der Parteien, welche auf dem ersten norddeutschen Reichs¬
tage vertreten waren, in der Versammlung, welche gegenwärtig in Berlin tagt,
ziemlich unverändert dieselbe geblieben, ist eine Thatsache, welche von allen
Seiten anerkannt wird. Die Verhältnisse, welche der Sommer 1866 geschaffen,
sind aber noch so neu, daß dieses Resultat den meisten Leuten, mochten sie
innerhalb oder außerhalb der Parteien stehen, unerwartet, ja überraschend ge¬
kommen ist und doch stellt es der politischen Bildung unserer Nation ein Zeugniß
aus, wie es günstiger kaum erwartet werden konnte. Nicht daß diese Ver¬
sammlung an und für sich ein ideales deutsches Parlament, eine cNÄwdrs


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[0485] und „Auf der Scholle", Elegien von Se. Milow. Fastenrath, der schon Mehre« aus dem Spanischen übersetzte, bringt „Die Wunder Sevillas. Romanzen und Lieder", während Krone ein Heftchen plattdeutscher Gedichte unterharzischen Dialekts veröffentlicht. Auch ein zweiter Fürst ist noch zu nennen, der unter die Dichter ging: Karl der Fünfzehnte, König von Schweden, dessen Gedichte von Bömers übersetzt sind. Und zum Schluß folge uns der Leser aus der neuesten Gegenwart in frühe Jahrhunderte, deren Dichtungen noch fortleben, wenn ihre Genossen des heutigen Berichtes schon lange vergessen sind. Zunächst sei außer der von Schmorr reich illustrirten simrvckschen Uebersetzung des Nibelungenlieds einer gleichen Arbeit gedacht, die aus der Feder Karl Bartsch, des Germanisten, floß, der nach dem Vorbilde des Originals stets nur des männlichen Endreims sich bediente. Hieran reiht sich Heinrich von Meil, ein östreichischer Ritter und späterer Klosterbruder aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts, den R. Heinzel herausgab und commentirte und „Freidanks Bescheidenheit. Ein Laien¬ brevier". Neudeutsch von Karl Simrock. Man wird dem Uebersetzer Dank wissen für sein Werk und er hat recht, wenn er dieses bescheiden nur als Brücke zum Original betrachtet. Er wirkt auf diese Weise mittelbar und unmittelbar zugleich und trägt bei zur Kenntniß jener Schätze mittelhochdeutscher Dichtung, die noch lange nicht genug gekannt sind. Politische Rundschau. (Der Ausfall der Wahlen.) X Daß die Stärke der Parteien, welche auf dem ersten norddeutschen Reichs¬ tage vertreten waren, in der Versammlung, welche gegenwärtig in Berlin tagt, ziemlich unverändert dieselbe geblieben, ist eine Thatsache, welche von allen Seiten anerkannt wird. Die Verhältnisse, welche der Sommer 1866 geschaffen, sind aber noch so neu, daß dieses Resultat den meisten Leuten, mochten sie innerhalb oder außerhalb der Parteien stehen, unerwartet, ja überraschend ge¬ kommen ist und doch stellt es der politischen Bildung unserer Nation ein Zeugniß aus, wie es günstiger kaum erwartet werden konnte. Nicht daß diese Ver¬ sammlung an und für sich ein ideales deutsches Parlament, eine cNÄwdrs

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_191229/485>, abgerufen am 08.05.2024.