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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band.

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annehmen, daß dem Manuscript die nachbessernde Hand eines Freundes nicht
gefehlt hat, so muß doch anerkannt werden, daß genug übrig bleibt, um auch
von dieser Seite der geistigen Bedeutung des Prinzen Anerkennung zu spenden.
Die Presse hat das lesenswerthe Werk schon von den verschiedensten Seiten
beleuchtet und ausgezogen und mit Recht beklagt, daß solch ein geistvoller und
ritterlicher Fürst auf dem Sandhaufen von Queretaro enden mußte. Dabei
mag der Thatsache gedacht sein, daß die Katastrophe in Mexiko eine besondere
Literatur hervorgerufen hat, die namentlich auf dem hierfür fruchtbaren Boden
Oestreichs aufschoß. Außer einigen Brochüren mit mehr oder minder kräftigen
Titeln, wie z. B. "Maximilian, der letzte Ritter des 19. Jahrhunderts", sind
auch Romane auf die Welt gekommen, deren Wachsthum, da sie in Lieferungen
erscheinen, ganz von der Liebenswürdigkeit des laufenden Publikums abhängt.
In der That ist der romantische Anstrich, den die verfehlte Expedition hat, stark
genug, um für mindestens 20 Lieferungen einen Stoff zu liefern, der die Ner¬
ven gefühlvoller Rächerinnen und unternehmender Droschkenkutscher angenehm
aufzuregen im Stande ist.

Wir sind bei der Belletristik angelangt und liegt uns eine größere Reihe
von Romanen vor, als man glauben sollte. Einige mögen genannt sein: "Die
Hochzeit von Magdeburg" von C. v. Bolanden, ein historischer Roman aus der
Zeit Gustav Adolfs mit katholischer Färbung, ..Editha" von Kath. Dietz
(2 Bände), "Erzählungen" von Melchior Meyr, "Die Idealisten' von Louise
Otto (4 Bände), "Steinnelken", Bilder aus Stadt- und Volksleben von Jos.
Rank, "Die Heimath", ein Schweizerroman von Temme, dem Criminalnovcllisten
(3 Bände). "Novellen" von O. Girndt, "Der letzte König der Magyaren" von
L. Sander-Masons (3 Bände), "Eine deutsche Bürgerfamilie", nach einer Familien'
chronik von I. von Wickede, "Der zerrissene Dreiklang" von M. Horn, dem
Versasser von "Die Pilgerfahrt der Rose" (2 Bände), "Ein nordischer Richelieu"
von H. Kleinsteuber. Auch B. Möllhausen brachte wieder Erzählungen und
Schilderungen aus dem westlichen Amerika unter dem Titel: "Nord und Süd"
(2 Bände) und PH. Galen gab "Das Irrlicht von Argentiöres" (3 Bände).
Die "Schalkaner Geschichten" von H. Otto (3 Bände) und das dünne Büch¬
lein "Frauenbilder" von I. Georg mögen den Schluß der Reihe der hier auf"
gezählten Romane bilden.

Drama, Epik und Lyrik sind auch heute die letzte Nummer des abzuspie¬
lenden Programms. Wenden wir uns sogleich zur Lyrik. Zunächst mag
Willatzcns "Buch der Lieder" genannt sein; der Titel zum mindesten ist unge¬
schickt gewählt; doch enthält das Büchlein manches Hübsche. Ferner: "Gedichte"
von Janke-Karola (2 Bände), "Liederstrauß" von E. Denner, "Aus dem Nach¬
lasse des Generallieutenants Karl von Könneritz", außer Gedichten ein Lust¬
spiel enthaltend, "Gedichte" von Marie Hagenburg - Hucke (1. Bändchen.)


annehmen, daß dem Manuscript die nachbessernde Hand eines Freundes nicht
gefehlt hat, so muß doch anerkannt werden, daß genug übrig bleibt, um auch
von dieser Seite der geistigen Bedeutung des Prinzen Anerkennung zu spenden.
Die Presse hat das lesenswerthe Werk schon von den verschiedensten Seiten
beleuchtet und ausgezogen und mit Recht beklagt, daß solch ein geistvoller und
ritterlicher Fürst auf dem Sandhaufen von Queretaro enden mußte. Dabei
mag der Thatsache gedacht sein, daß die Katastrophe in Mexiko eine besondere
Literatur hervorgerufen hat, die namentlich auf dem hierfür fruchtbaren Boden
Oestreichs aufschoß. Außer einigen Brochüren mit mehr oder minder kräftigen
Titeln, wie z. B. „Maximilian, der letzte Ritter des 19. Jahrhunderts", sind
auch Romane auf die Welt gekommen, deren Wachsthum, da sie in Lieferungen
erscheinen, ganz von der Liebenswürdigkeit des laufenden Publikums abhängt.
In der That ist der romantische Anstrich, den die verfehlte Expedition hat, stark
genug, um für mindestens 20 Lieferungen einen Stoff zu liefern, der die Ner¬
ven gefühlvoller Rächerinnen und unternehmender Droschkenkutscher angenehm
aufzuregen im Stande ist.

Wir sind bei der Belletristik angelangt und liegt uns eine größere Reihe
von Romanen vor, als man glauben sollte. Einige mögen genannt sein: „Die
Hochzeit von Magdeburg" von C. v. Bolanden, ein historischer Roman aus der
Zeit Gustav Adolfs mit katholischer Färbung, ..Editha" von Kath. Dietz
(2 Bände), „Erzählungen" von Melchior Meyr, „Die Idealisten' von Louise
Otto (4 Bände), „Steinnelken", Bilder aus Stadt- und Volksleben von Jos.
Rank, „Die Heimath", ein Schweizerroman von Temme, dem Criminalnovcllisten
(3 Bände). „Novellen" von O. Girndt, „Der letzte König der Magyaren" von
L. Sander-Masons (3 Bände), „Eine deutsche Bürgerfamilie", nach einer Familien'
chronik von I. von Wickede, „Der zerrissene Dreiklang" von M. Horn, dem
Versasser von „Die Pilgerfahrt der Rose" (2 Bände), „Ein nordischer Richelieu"
von H. Kleinsteuber. Auch B. Möllhausen brachte wieder Erzählungen und
Schilderungen aus dem westlichen Amerika unter dem Titel: „Nord und Süd"
(2 Bände) und PH. Galen gab „Das Irrlicht von Argentiöres" (3 Bände).
Die „Schalkaner Geschichten" von H. Otto (3 Bände) und das dünne Büch¬
lein „Frauenbilder" von I. Georg mögen den Schluß der Reihe der hier auf«
gezählten Romane bilden.

Drama, Epik und Lyrik sind auch heute die letzte Nummer des abzuspie¬
lenden Programms. Wenden wir uns sogleich zur Lyrik. Zunächst mag
Willatzcns „Buch der Lieder" genannt sein; der Titel zum mindesten ist unge¬
schickt gewählt; doch enthält das Büchlein manches Hübsche. Ferner: „Gedichte"
von Janke-Karola (2 Bände), „Liederstrauß" von E. Denner, „Aus dem Nach¬
lasse des Generallieutenants Karl von Könneritz", außer Gedichten ein Lust¬
spiel enthaltend, „Gedichte" von Marie Hagenburg - Hucke (1. Bändchen.)


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_191229/484>, abgerufen am 30.05.2024.