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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band.

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feindliche Propaganda machen, müßte? Sind es etwa berliner oder Hamburger
Zeitungen statt der kopenhagener, welche man in Dänemark lesen wird, wenn
das Deutsche nicht alsbald gänzlich aus den dänischen Schulen verbannt wird?
Haben sie es nicht völlig in der Hand, von ihren leipziger Bücherballen jedes
deutschpatriotische oder antidänische Product planmäßig-unverbrüchlich auszu-
schließen?

Uns Deutschen würde eine hermetische Abschließung der Dänen gegen unser
Geistesleben ungleich weniger weh thun, als ihnen selbst; dafür sind wir eben
die größere, reichere, besser situirte Nation. Unter uns denken aber auch trop
des zwanzigjährigen erbitterten Kampfes immer noch Manche, und darunter
sogar active Patrioten, objectiv und ruhig genug, um nach dem definitiven
äußerlichen Abschluß dieses Streits eine Verständigung zwischen den geistigen
Führern beiden Völker für wünschenswert!) und für möglich zu halten.
Hoffentlich entziehen sich die Dänen solcher Annäherung nicht in eigensinnigem
Trotze oder verblendeten herrschsüchtigen Zukunftshoffnungen. Wir müßten sonst
über sie hinweg den Schweden die Hand reichen, die in der Mehrzahl keines¬
wegs mit den Dänen einfach sympathisiren. sondern mit ihren Gesinnungen
und Wünschen uns entgegenkommen, und einmal das leitende Volk des Nordens
sind, ob uns auch die Dänen räumlich und innerlich näher stehen.




Alt-Mecklenburg aus dem Rückzüge.

Als im October vorigen Jahres die mecklenburgische Ritter- und Land¬
schaft in Schwerin versammelt war, um über den mit Preußen abgeschlossenen
Bündnißvertrag ihre Erklärung abzugeben, trat das Widerstreben gegen die
bundesstaatliche Einheit und die Neigung zur Behauptung einer Sonderstellung
noch in sehr schroffer Weise hervor.

Eine nicht geringe Anzahl von Mitgliedern der Ritterschaft, an ihrer Spitze
die Herren Landrath v. Plüskow-Kowalz, v. Maltzan-Ki.-Luckow.
Graf v. Bassewitz-Dieckhoff, V. Dewitz-Milzow und v. Dewitz-
Kölpin erklärte sich gradezu für Ablehnung des Bündnisses. Diese Partei
warnte vor den Gefahren, welche dem Lande daraus erwachsen würden, wenn


feindliche Propaganda machen, müßte? Sind es etwa berliner oder Hamburger
Zeitungen statt der kopenhagener, welche man in Dänemark lesen wird, wenn
das Deutsche nicht alsbald gänzlich aus den dänischen Schulen verbannt wird?
Haben sie es nicht völlig in der Hand, von ihren leipziger Bücherballen jedes
deutschpatriotische oder antidänische Product planmäßig-unverbrüchlich auszu-
schließen?

Uns Deutschen würde eine hermetische Abschließung der Dänen gegen unser
Geistesleben ungleich weniger weh thun, als ihnen selbst; dafür sind wir eben
die größere, reichere, besser situirte Nation. Unter uns denken aber auch trop
des zwanzigjährigen erbitterten Kampfes immer noch Manche, und darunter
sogar active Patrioten, objectiv und ruhig genug, um nach dem definitiven
äußerlichen Abschluß dieses Streits eine Verständigung zwischen den geistigen
Führern beiden Völker für wünschenswert!) und für möglich zu halten.
Hoffentlich entziehen sich die Dänen solcher Annäherung nicht in eigensinnigem
Trotze oder verblendeten herrschsüchtigen Zukunftshoffnungen. Wir müßten sonst
über sie hinweg den Schweden die Hand reichen, die in der Mehrzahl keines¬
wegs mit den Dänen einfach sympathisiren. sondern mit ihren Gesinnungen
und Wünschen uns entgegenkommen, und einmal das leitende Volk des Nordens
sind, ob uns auch die Dänen räumlich und innerlich näher stehen.




Alt-Mecklenburg aus dem Rückzüge.

Als im October vorigen Jahres die mecklenburgische Ritter- und Land¬
schaft in Schwerin versammelt war, um über den mit Preußen abgeschlossenen
Bündnißvertrag ihre Erklärung abzugeben, trat das Widerstreben gegen die
bundesstaatliche Einheit und die Neigung zur Behauptung einer Sonderstellung
noch in sehr schroffer Weise hervor.

Eine nicht geringe Anzahl von Mitgliedern der Ritterschaft, an ihrer Spitze
die Herren Landrath v. Plüskow-Kowalz, v. Maltzan-Ki.-Luckow.
Graf v. Bassewitz-Dieckhoff, V. Dewitz-Milzow und v. Dewitz-
Kölpin erklärte sich gradezu für Ablehnung des Bündnisses. Diese Partei
warnte vor den Gefahren, welche dem Lande daraus erwachsen würden, wenn


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[0073] feindliche Propaganda machen, müßte? Sind es etwa berliner oder Hamburger Zeitungen statt der kopenhagener, welche man in Dänemark lesen wird, wenn das Deutsche nicht alsbald gänzlich aus den dänischen Schulen verbannt wird? Haben sie es nicht völlig in der Hand, von ihren leipziger Bücherballen jedes deutschpatriotische oder antidänische Product planmäßig-unverbrüchlich auszu- schließen? Uns Deutschen würde eine hermetische Abschließung der Dänen gegen unser Geistesleben ungleich weniger weh thun, als ihnen selbst; dafür sind wir eben die größere, reichere, besser situirte Nation. Unter uns denken aber auch trop des zwanzigjährigen erbitterten Kampfes immer noch Manche, und darunter sogar active Patrioten, objectiv und ruhig genug, um nach dem definitiven äußerlichen Abschluß dieses Streits eine Verständigung zwischen den geistigen Führern beiden Völker für wünschenswert!) und für möglich zu halten. Hoffentlich entziehen sich die Dänen solcher Annäherung nicht in eigensinnigem Trotze oder verblendeten herrschsüchtigen Zukunftshoffnungen. Wir müßten sonst über sie hinweg den Schweden die Hand reichen, die in der Mehrzahl keines¬ wegs mit den Dänen einfach sympathisiren. sondern mit ihren Gesinnungen und Wünschen uns entgegenkommen, und einmal das leitende Volk des Nordens sind, ob uns auch die Dänen räumlich und innerlich näher stehen. Alt-Mecklenburg aus dem Rückzüge. Als im October vorigen Jahres die mecklenburgische Ritter- und Land¬ schaft in Schwerin versammelt war, um über den mit Preußen abgeschlossenen Bündnißvertrag ihre Erklärung abzugeben, trat das Widerstreben gegen die bundesstaatliche Einheit und die Neigung zur Behauptung einer Sonderstellung noch in sehr schroffer Weise hervor. Eine nicht geringe Anzahl von Mitgliedern der Ritterschaft, an ihrer Spitze die Herren Landrath v. Plüskow-Kowalz, v. Maltzan-Ki.-Luckow. Graf v. Bassewitz-Dieckhoff, V. Dewitz-Milzow und v. Dewitz- Kölpin erklärte sich gradezu für Ablehnung des Bündnisses. Diese Partei warnte vor den Gefahren, welche dem Lande daraus erwachsen würden, wenn

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_191229/73>, abgerufen am 08.05.2024.