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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band.

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Die preußischen Feldlazarett)?.

Von einem k. preuß. Generalarzt.

Seit ungefähr hundert Jahren wurde die Organisation der Feldlazarett)!
zum Gegenstand näherer Fürsorge in allen europäischen Staaten gemacht. Erst
mit dem Aufhören des Söldnerwcsens ließ man sich angelegen sein, der nun
immer mehr zu praktischer Bethätigung gelangenden Humanität durch Verbesse¬
rung der Feldheilanstalten gebührend zu entsprechen. Das Feldlazarethwesen
blieb aber ein ungelöstes Problem; weder die Regierungen noch die Völker
konnten befriedigt werden. Jeder große Krieg wies neue Mängel der getroffenen
Vorkehrungen und der Organisation der Rettungsanstalten nach, die immer
wieder Veranlassung zu Veränderungen und Verbesserungen wurden. Ungeachtet
dessen vermochten alle negativen Erfahrungen, welche in diesem Jahrhunderte
bei allen kriegführenden Heeren gemacht wurden, bisher noch nicht normativ
für das zu werden, was zu thun übrig bleibt und geschehen muß. um den
Verwundeten wirklich rechtzeitig Hilfe zu leisten und die erwünschte Pflege
angedeihen zu lassen.

Die Feldlazarctheinrichtungen Frankreichs und Englands, die man zu
diesem Zweck in andern Staaten als Muster zu betrachten geneigt war, haben
im Krimfeldzuge in begründeten Klagen ihre Kritik gefunden. Im italienischen
Kriege von 1839 bewiesen die ersteren wiederum, sowie die östreichischen, daß
sie den Anforderungen der Humanität bei weitem nicht zu genügen ver¬
mochten. Die betheiligten Völker standen den Opfern des Krieges zur Seite
und suchten durch ihre Mitwirkung bei der Pflege die Mängel der Feldlazareth-
anstalten minder fühlbar zu machen. Auch der letzte, zwar kurze aber blutige.
Krieg trug in Preußen die Erfahrung ein. daß seine durch das Feldlazarett)-
reglement von 1863 reorganisirten Feldlazaretts, welche den Verwundeten und
Kranken im kleinen Kriege gegen Dänemark eine musterhafte Hilfeleistung und


Ärmzlwten II. 1867. 16
Die preußischen Feldlazarett)?.

Von einem k. preuß. Generalarzt.

Seit ungefähr hundert Jahren wurde die Organisation der Feldlazarett)!
zum Gegenstand näherer Fürsorge in allen europäischen Staaten gemacht. Erst
mit dem Aufhören des Söldnerwcsens ließ man sich angelegen sein, der nun
immer mehr zu praktischer Bethätigung gelangenden Humanität durch Verbesse¬
rung der Feldheilanstalten gebührend zu entsprechen. Das Feldlazarethwesen
blieb aber ein ungelöstes Problem; weder die Regierungen noch die Völker
konnten befriedigt werden. Jeder große Krieg wies neue Mängel der getroffenen
Vorkehrungen und der Organisation der Rettungsanstalten nach, die immer
wieder Veranlassung zu Veränderungen und Verbesserungen wurden. Ungeachtet
dessen vermochten alle negativen Erfahrungen, welche in diesem Jahrhunderte
bei allen kriegführenden Heeren gemacht wurden, bisher noch nicht normativ
für das zu werden, was zu thun übrig bleibt und geschehen muß. um den
Verwundeten wirklich rechtzeitig Hilfe zu leisten und die erwünschte Pflege
angedeihen zu lassen.

Die Feldlazarctheinrichtungen Frankreichs und Englands, die man zu
diesem Zweck in andern Staaten als Muster zu betrachten geneigt war, haben
im Krimfeldzuge in begründeten Klagen ihre Kritik gefunden. Im italienischen
Kriege von 1839 bewiesen die ersteren wiederum, sowie die östreichischen, daß
sie den Anforderungen der Humanität bei weitem nicht zu genügen ver¬
mochten. Die betheiligten Völker standen den Opfern des Krieges zur Seite
und suchten durch ihre Mitwirkung bei der Pflege die Mängel der Feldlazareth-
anstalten minder fühlbar zu machen. Auch der letzte, zwar kurze aber blutige.
Krieg trug in Preußen die Erfahrung ein. daß seine durch das Feldlazarett)-
reglement von 1863 reorganisirten Feldlazaretts, welche den Verwundeten und
Kranken im kleinen Kriege gegen Dänemark eine musterhafte Hilfeleistung und


Ärmzlwten II. 1867. 16
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[0125] Die preußischen Feldlazarett)?. Von einem k. preuß. Generalarzt. Seit ungefähr hundert Jahren wurde die Organisation der Feldlazarett)! zum Gegenstand näherer Fürsorge in allen europäischen Staaten gemacht. Erst mit dem Aufhören des Söldnerwcsens ließ man sich angelegen sein, der nun immer mehr zu praktischer Bethätigung gelangenden Humanität durch Verbesse¬ rung der Feldheilanstalten gebührend zu entsprechen. Das Feldlazarethwesen blieb aber ein ungelöstes Problem; weder die Regierungen noch die Völker konnten befriedigt werden. Jeder große Krieg wies neue Mängel der getroffenen Vorkehrungen und der Organisation der Rettungsanstalten nach, die immer wieder Veranlassung zu Veränderungen und Verbesserungen wurden. Ungeachtet dessen vermochten alle negativen Erfahrungen, welche in diesem Jahrhunderte bei allen kriegführenden Heeren gemacht wurden, bisher noch nicht normativ für das zu werden, was zu thun übrig bleibt und geschehen muß. um den Verwundeten wirklich rechtzeitig Hilfe zu leisten und die erwünschte Pflege angedeihen zu lassen. Die Feldlazarctheinrichtungen Frankreichs und Englands, die man zu diesem Zweck in andern Staaten als Muster zu betrachten geneigt war, haben im Krimfeldzuge in begründeten Klagen ihre Kritik gefunden. Im italienischen Kriege von 1839 bewiesen die ersteren wiederum, sowie die östreichischen, daß sie den Anforderungen der Humanität bei weitem nicht zu genügen ver¬ mochten. Die betheiligten Völker standen den Opfern des Krieges zur Seite und suchten durch ihre Mitwirkung bei der Pflege die Mängel der Feldlazareth- anstalten minder fühlbar zu machen. Auch der letzte, zwar kurze aber blutige. Krieg trug in Preußen die Erfahrung ein. daß seine durch das Feldlazarett)- reglement von 1863 reorganisirten Feldlazaretts, welche den Verwundeten und Kranken im kleinen Kriege gegen Dänemark eine musterhafte Hilfeleistung und Ärmzlwten II. 1867. 16

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349917/125>, abgerufen am 05.05.2024.