Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite
Preußische Kriegsmarine.
Die Avisos und Transportschiffe.

Nach Besprechung der Schiffe, welche die Gefechtsstärke der Flotte hauptsäch¬
lich ausmachen, gehen wir. indem wir die Betrachtung der preußischen Panzer,
fahrzeuge dem nächsten Artikel aufbewahren, zu den beiden Classen über, welche
nicht zum Kampf bestimmt sind: den Avisos und den Transportschiffen.

Von Transportschiffen hat man im wesentlichen zwei Arten zu unter,
scheiden: die eigentlichen wie Passagierdampfer gebauten Fahrzeuge für den
Transport von Mannschaften und Pferden, im Kriege auch für den Transport
von Material bestimmt, große Schiffe, deren Dimensionen in der englischen und
der französischen Marine oft die der Linienschiffe übertreffen, und dann Trans¬
portschiffe für Material wie Kohlen, Munition. Geschütze u. s. w. im Frieden.
Fahrzeuge, die besonders in der französischen und der östreichischen Marine
beliebt und ganz wie gewöhnliche Schooner und Briggs der Handelsmarine ge¬
baut und getakelt sind, von denen sie sich im Aeußern gar nicht unterscheiden.
Fahrzeuge der letztern Classe fehlen in Preußen ganz, und wir halten sie auch
nicht für nöthig, da es besser ist, wenn der Staat den Verdienst solcher Material-
Transporte den Privaten zuwendet und seine Fahrzeuge nicht von Zeit zu Zeit
müßig liegen hat. Braucht er im Kriegsfall Fahrzeuge dieser Art, so stehen,
namentlich bei einer so bedeutenden Handelsmarine wie Deutschland sie hat, wegen der
Stockung des Handels stets mehr Schiffe zu Gebote als man verwenden kann. Was
dagegen die Truppentransportschiffe anlangt, so besitzt Preußen zwar auch noch kein
fertig ausgerüstetes Fahrzeug dieser Art; aber es ist ein solches, der "Rhein", bei der
Maschinenbauanstalt "Vulkan" (am linken Oderuser unterhalb Stettin gelegen)
bereits vom Stapel gelaufen, und der in unserm frühern Artikel mehrfach er¬
wähnte Gründungsplan hatte für die preußische Flotte, selbst ehe sie Aufsicht
hatte, sich zur deutschen Flotte zu erweitern, doch den Bau von vier solcher
Schiffe in Aussicht genommen. Daß man dafür die Eiscnconstruction wählte,
um die Schiffe leichter und billiger zu machen, und daß man sie als Schrauben¬
schiffe mit hoher Takellage zu bauen beschloß, damit sie auf ihren Fahrten mög¬
lichst viel die Segel gebrauchen können, das kann nur gebilligt werden. Doch
möchten wir uns gegen die Anwendung des gewöhnlichen Schraubenbrunnens
aussprechen, in welchem bei den gewöhnlichen Schraubenschiffen während des
Segelns die Schraube in die Höhe gewunden wird, und der natürlich ein sehr


Preußische Kriegsmarine.
Die Avisos und Transportschiffe.

Nach Besprechung der Schiffe, welche die Gefechtsstärke der Flotte hauptsäch¬
lich ausmachen, gehen wir. indem wir die Betrachtung der preußischen Panzer,
fahrzeuge dem nächsten Artikel aufbewahren, zu den beiden Classen über, welche
nicht zum Kampf bestimmt sind: den Avisos und den Transportschiffen.

Von Transportschiffen hat man im wesentlichen zwei Arten zu unter,
scheiden: die eigentlichen wie Passagierdampfer gebauten Fahrzeuge für den
Transport von Mannschaften und Pferden, im Kriege auch für den Transport
von Material bestimmt, große Schiffe, deren Dimensionen in der englischen und
der französischen Marine oft die der Linienschiffe übertreffen, und dann Trans¬
portschiffe für Material wie Kohlen, Munition. Geschütze u. s. w. im Frieden.
Fahrzeuge, die besonders in der französischen und der östreichischen Marine
beliebt und ganz wie gewöhnliche Schooner und Briggs der Handelsmarine ge¬
baut und getakelt sind, von denen sie sich im Aeußern gar nicht unterscheiden.
Fahrzeuge der letztern Classe fehlen in Preußen ganz, und wir halten sie auch
nicht für nöthig, da es besser ist, wenn der Staat den Verdienst solcher Material-
Transporte den Privaten zuwendet und seine Fahrzeuge nicht von Zeit zu Zeit
müßig liegen hat. Braucht er im Kriegsfall Fahrzeuge dieser Art, so stehen,
namentlich bei einer so bedeutenden Handelsmarine wie Deutschland sie hat, wegen der
Stockung des Handels stets mehr Schiffe zu Gebote als man verwenden kann. Was
dagegen die Truppentransportschiffe anlangt, so besitzt Preußen zwar auch noch kein
fertig ausgerüstetes Fahrzeug dieser Art; aber es ist ein solches, der „Rhein", bei der
Maschinenbauanstalt „Vulkan" (am linken Oderuser unterhalb Stettin gelegen)
bereits vom Stapel gelaufen, und der in unserm frühern Artikel mehrfach er¬
wähnte Gründungsplan hatte für die preußische Flotte, selbst ehe sie Aufsicht
hatte, sich zur deutschen Flotte zu erweitern, doch den Bau von vier solcher
Schiffe in Aussicht genommen. Daß man dafür die Eiscnconstruction wählte,
um die Schiffe leichter und billiger zu machen, und daß man sie als Schrauben¬
schiffe mit hoher Takellage zu bauen beschloß, damit sie auf ihren Fahrten mög¬
lichst viel die Segel gebrauchen können, das kann nur gebilligt werden. Doch
möchten wir uns gegen die Anwendung des gewöhnlichen Schraubenbrunnens
aussprechen, in welchem bei den gewöhnlichen Schraubenschiffen während des
Segelns die Schraube in die Höhe gewunden wird, und der natürlich ein sehr


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0098" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/191859"/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Preußische Kriegsmarine.</head><lb/>
          <div n="2">
            <head> Die Avisos und Transportschiffe.</head><lb/>
            <p xml:id="ID_230"> Nach Besprechung der Schiffe, welche die Gefechtsstärke der Flotte hauptsäch¬<lb/>
lich ausmachen, gehen wir. indem wir die Betrachtung der preußischen Panzer,<lb/>
fahrzeuge dem nächsten Artikel aufbewahren, zu den beiden Classen über, welche<lb/>
nicht zum Kampf bestimmt sind: den Avisos und den Transportschiffen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_231" next="#ID_232"> Von Transportschiffen hat man im wesentlichen zwei Arten zu unter,<lb/>
scheiden: die eigentlichen wie Passagierdampfer gebauten Fahrzeuge für den<lb/>
Transport von Mannschaften und Pferden, im Kriege auch für den Transport<lb/>
von Material bestimmt, große Schiffe, deren Dimensionen in der englischen und<lb/>
der französischen Marine oft die der Linienschiffe übertreffen, und dann Trans¬<lb/>
portschiffe für Material wie Kohlen, Munition. Geschütze u. s. w. im Frieden.<lb/>
Fahrzeuge, die besonders in der französischen und der östreichischen Marine<lb/>
beliebt und ganz wie gewöhnliche Schooner und Briggs der Handelsmarine ge¬<lb/>
baut und getakelt sind, von denen sie sich im Aeußern gar nicht unterscheiden.<lb/>
Fahrzeuge der letztern Classe fehlen in Preußen ganz, und wir halten sie auch<lb/>
nicht für nöthig, da es besser ist, wenn der Staat den Verdienst solcher Material-<lb/>
Transporte den Privaten zuwendet und seine Fahrzeuge nicht von Zeit zu Zeit<lb/>
müßig liegen hat. Braucht er im Kriegsfall Fahrzeuge dieser Art, so stehen,<lb/>
namentlich bei einer so bedeutenden Handelsmarine wie Deutschland sie hat, wegen der<lb/>
Stockung des Handels stets mehr Schiffe zu Gebote als man verwenden kann. Was<lb/>
dagegen die Truppentransportschiffe anlangt, so besitzt Preußen zwar auch noch kein<lb/>
fertig ausgerüstetes Fahrzeug dieser Art; aber es ist ein solches, der &#x201E;Rhein", bei der<lb/>
Maschinenbauanstalt &#x201E;Vulkan" (am linken Oderuser unterhalb Stettin gelegen)<lb/>
bereits vom Stapel gelaufen, und der in unserm frühern Artikel mehrfach er¬<lb/>
wähnte Gründungsplan hatte für die preußische Flotte, selbst ehe sie Aufsicht<lb/>
hatte, sich zur deutschen Flotte zu erweitern, doch den Bau von vier solcher<lb/>
Schiffe in Aussicht genommen. Daß man dafür die Eiscnconstruction wählte,<lb/>
um die Schiffe leichter und billiger zu machen, und daß man sie als Schrauben¬<lb/>
schiffe mit hoher Takellage zu bauen beschloß, damit sie auf ihren Fahrten mög¬<lb/>
lichst viel die Segel gebrauchen können, das kann nur gebilligt werden. Doch<lb/>
möchten wir uns gegen die Anwendung des gewöhnlichen Schraubenbrunnens<lb/>
aussprechen, in welchem bei den gewöhnlichen Schraubenschiffen während des<lb/>
Segelns die Schraube in die Höhe gewunden wird, und der natürlich ein sehr</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0098] Preußische Kriegsmarine. Die Avisos und Transportschiffe. Nach Besprechung der Schiffe, welche die Gefechtsstärke der Flotte hauptsäch¬ lich ausmachen, gehen wir. indem wir die Betrachtung der preußischen Panzer, fahrzeuge dem nächsten Artikel aufbewahren, zu den beiden Classen über, welche nicht zum Kampf bestimmt sind: den Avisos und den Transportschiffen. Von Transportschiffen hat man im wesentlichen zwei Arten zu unter, scheiden: die eigentlichen wie Passagierdampfer gebauten Fahrzeuge für den Transport von Mannschaften und Pferden, im Kriege auch für den Transport von Material bestimmt, große Schiffe, deren Dimensionen in der englischen und der französischen Marine oft die der Linienschiffe übertreffen, und dann Trans¬ portschiffe für Material wie Kohlen, Munition. Geschütze u. s. w. im Frieden. Fahrzeuge, die besonders in der französischen und der östreichischen Marine beliebt und ganz wie gewöhnliche Schooner und Briggs der Handelsmarine ge¬ baut und getakelt sind, von denen sie sich im Aeußern gar nicht unterscheiden. Fahrzeuge der letztern Classe fehlen in Preußen ganz, und wir halten sie auch nicht für nöthig, da es besser ist, wenn der Staat den Verdienst solcher Material- Transporte den Privaten zuwendet und seine Fahrzeuge nicht von Zeit zu Zeit müßig liegen hat. Braucht er im Kriegsfall Fahrzeuge dieser Art, so stehen, namentlich bei einer so bedeutenden Handelsmarine wie Deutschland sie hat, wegen der Stockung des Handels stets mehr Schiffe zu Gebote als man verwenden kann. Was dagegen die Truppentransportschiffe anlangt, so besitzt Preußen zwar auch noch kein fertig ausgerüstetes Fahrzeug dieser Art; aber es ist ein solches, der „Rhein", bei der Maschinenbauanstalt „Vulkan" (am linken Oderuser unterhalb Stettin gelegen) bereits vom Stapel gelaufen, und der in unserm frühern Artikel mehrfach er¬ wähnte Gründungsplan hatte für die preußische Flotte, selbst ehe sie Aufsicht hatte, sich zur deutschen Flotte zu erweitern, doch den Bau von vier solcher Schiffe in Aussicht genommen. Daß man dafür die Eiscnconstruction wählte, um die Schiffe leichter und billiger zu machen, und daß man sie als Schrauben¬ schiffe mit hoher Takellage zu bauen beschloß, damit sie auf ihren Fahrten mög¬ lichst viel die Segel gebrauchen können, das kann nur gebilligt werden. Doch möchten wir uns gegen die Anwendung des gewöhnlichen Schraubenbrunnens aussprechen, in welchem bei den gewöhnlichen Schraubenschiffen während des Segelns die Schraube in die Höhe gewunden wird, und der natürlich ein sehr

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349919
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349919/98
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349919/98>, abgerufen am 26.04.2024.