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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band.

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breites und überhängendes Hinterschiff erfordert, in dem die aufgewundene Schraube
sich birgt. Wir möchten statt dessen lieber die Construction mit einziehbarer
Schraube (IMiee reutrimt,) empfehlen, wie sie auf der pariser Ausstellung an
einem niederländischen Model! zu sehen ist. Die Schraube ist von der Form
der zweiflügeliger französischen Kriegsschiffsschraube, d. h. genau von der Form
zweier überall gleich breiter Windmühlflügel, und außerdem so eingerichtet, daß
sie, wenn ihre Flügel in senkrechte Lage gebracht sind, auf der Schraubenachse
selbst nach der Mitte des Schiffs zu sich schieben läßt. Die senkrechte Wand,
welche von dem breiten mittlern Theile des Schiffs, der sich allmälig nach hinten
verengert, unter dem Hinterschiff bis zum Ruderpfosten geht und bei Holzschiffen
durch das Hintere Schlempknie gebildet wird, ist dann hohl construirt, ihre beiden
Seitenwände stehen etwas mehr auseinander als die Breite der Schraubenflügel
beträgt, und die Schraube birgt sich so, wenn sie nach vorn gezogen wird, in
diesem Theil, welchen bei Holzschiffen die Schlempkniee einnehmen. (Uebrigens
können natürlich eben so gut die beiden Flügel der Schraube doppelt sein, d. h.
aus zwei ganz gleichen, parallel hintereinander auf der Axe stehenden Platten
bestehen, wie aus allen neuerdings erbauten französischen Kriegsschiffen z. B. der
"Alma".) -- Bei dieser Construction ist die horizontale Bewegung der
Schraube weit leichter zu bewerkstelligen als ein senkrechtes Heben derselben; ihr
Gewicht kommt mehr nach der Mitte des Schiffs und bleibt unter Wasser als
Balance gegen den Scgeldruck; das Hinterschiff braucht nicht mehr über¬
hängend gebaut zu werden, -- Deckung des Ruders und der Schraube durch
diese Bauart wie bei Panzerschiffen gegen Anrennen ist hier beim Transport¬
schiff nicht nöthig -- und man kann dann dem Hinterschiff die scharfkantige, dem
Bug ähnliche Gestalt geben, wie bei den französischen Panzerschiffen, wo sie
dem Fahrzeug gegen Wellen, die von hinten kommen, so enorme Stärke und
Sicherheit verleiht.

Die Zahl der neu zu erbauenden Transportschiffe hat man, wie gesagt, mit
Rücksicht auf Heranziehung von Schiffen der Kauffarteimarine auf vier nor-
mirt, eine Zahl, die auch für die Verbindung der einzelnen Häfen im Frieden,
die Zuführung von Munition und Proviant für die auf hoher See stationirten
Geschwader im Kriege durchaus wünschenswert!) ist. Diese Transportschiffe
sollen durchschnittlich 800 Tonnen Lästigkeit und eine Schraubenmaschine von
200 Pferdekraft neben einer Armirnng von 4 leichten Geschützen führen. Doch
erscheint uns ein größeres Fassungsvermögen (Tragfähigkeit mit Einrichtungen
für den Transport von Truppen) wünschenswert!), und wenn Deutschland auch
jetzt noch keine so großen Transportdampfer braucht wie die englischen "Serapis"
und "Euphrates" von 4000 Tons oder die großen mit zwei weißen Batterie-
streifen geschilderten Transportdampfer Frankreichs von der Länge der Linien¬
schiffe (z. B. "Niövre," "Durance," "Calvados"), so halten wir doch eine Größe


breites und überhängendes Hinterschiff erfordert, in dem die aufgewundene Schraube
sich birgt. Wir möchten statt dessen lieber die Construction mit einziehbarer
Schraube (IMiee reutrimt,) empfehlen, wie sie auf der pariser Ausstellung an
einem niederländischen Model! zu sehen ist. Die Schraube ist von der Form
der zweiflügeliger französischen Kriegsschiffsschraube, d. h. genau von der Form
zweier überall gleich breiter Windmühlflügel, und außerdem so eingerichtet, daß
sie, wenn ihre Flügel in senkrechte Lage gebracht sind, auf der Schraubenachse
selbst nach der Mitte des Schiffs zu sich schieben läßt. Die senkrechte Wand,
welche von dem breiten mittlern Theile des Schiffs, der sich allmälig nach hinten
verengert, unter dem Hinterschiff bis zum Ruderpfosten geht und bei Holzschiffen
durch das Hintere Schlempknie gebildet wird, ist dann hohl construirt, ihre beiden
Seitenwände stehen etwas mehr auseinander als die Breite der Schraubenflügel
beträgt, und die Schraube birgt sich so, wenn sie nach vorn gezogen wird, in
diesem Theil, welchen bei Holzschiffen die Schlempkniee einnehmen. (Uebrigens
können natürlich eben so gut die beiden Flügel der Schraube doppelt sein, d. h.
aus zwei ganz gleichen, parallel hintereinander auf der Axe stehenden Platten
bestehen, wie aus allen neuerdings erbauten französischen Kriegsschiffen z. B. der
„Alma".) — Bei dieser Construction ist die horizontale Bewegung der
Schraube weit leichter zu bewerkstelligen als ein senkrechtes Heben derselben; ihr
Gewicht kommt mehr nach der Mitte des Schiffs und bleibt unter Wasser als
Balance gegen den Scgeldruck; das Hinterschiff braucht nicht mehr über¬
hängend gebaut zu werden, — Deckung des Ruders und der Schraube durch
diese Bauart wie bei Panzerschiffen gegen Anrennen ist hier beim Transport¬
schiff nicht nöthig — und man kann dann dem Hinterschiff die scharfkantige, dem
Bug ähnliche Gestalt geben, wie bei den französischen Panzerschiffen, wo sie
dem Fahrzeug gegen Wellen, die von hinten kommen, so enorme Stärke und
Sicherheit verleiht.

Die Zahl der neu zu erbauenden Transportschiffe hat man, wie gesagt, mit
Rücksicht auf Heranziehung von Schiffen der Kauffarteimarine auf vier nor-
mirt, eine Zahl, die auch für die Verbindung der einzelnen Häfen im Frieden,
die Zuführung von Munition und Proviant für die auf hoher See stationirten
Geschwader im Kriege durchaus wünschenswert!) ist. Diese Transportschiffe
sollen durchschnittlich 800 Tonnen Lästigkeit und eine Schraubenmaschine von
200 Pferdekraft neben einer Armirnng von 4 leichten Geschützen führen. Doch
erscheint uns ein größeres Fassungsvermögen (Tragfähigkeit mit Einrichtungen
für den Transport von Truppen) wünschenswert!), und wenn Deutschland auch
jetzt noch keine so großen Transportdampfer braucht wie die englischen „Serapis"
und „Euphrates" von 4000 Tons oder die großen mit zwei weißen Batterie-
streifen geschilderten Transportdampfer Frankreichs von der Länge der Linien¬
schiffe (z. B. „Niövre," „Durance," „Calvados"), so halten wir doch eine Größe


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349919/99>, abgerufen am 06.05.2024.