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Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. I. Band.

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der Ueberwinterung von acht englischen Matrosen auf Spitzbergen, die hier im
Herbst 1630 durch ein Versehen zurückgelassen worden waren und zum höchsten Er"
staunen ihrer Kameraden im Frühling des nächsten Jahres wiedergefunden wurden,
allerdings nachdem sie kaum glaubliche Gefahren und Strapatzen überstanden, drei
und einen halben Monat lang die Sonne nicht gesehen, drei Wochen lang selbst jeden
Dämmerscheins beraubt gewesen. -- Der Versuch, die Wintermonate auf dem Eise
dieser unwirthbaren Insel zu verbringen, ist während des 17ten Jahrhunderts wie¬
derholt, aber nur zwei Mal mit Erfolg gemacht worden: 1631 von den erwähnten
acht Engländern, drei Jahre später von sieben holländischen Freiwilligen, welche zu
diesem Zweck besonders verproviantirt und ausgerüstet worden waren und das Wag-
niß glücklich überstanden; das Schiff, welches sie in diese nordische Region gebracht,
hatte Spitzbergen schon Ende August verlassen müssen, und kehrte erst im Juni
wieder zurück. Im nächsten Jahre (1634) wurde dasselbe Experiment, abermals
von sieben Holländern unternommen. Da man im folgenden Frühjahr aber keinen
derselben lebend wiederfand, wurden weitere Ueberwinterungsversuche von der hollän¬
dischen Compagnie aufgegeben. Sie sind auch von anderer Seite nicht mehr auf¬
genommen worden, zumal Spitzbergens Bedeutung für die nordische Fischerei in spä¬
terer Zeit beträchtlich abgenommen hat. -- Sowohl die Zahl der in die einzelnen
Gegenden unternommenen Expeditionen, als die Angaben über die Ausbeute derselben
sind aus Grund genauer statistischer Erhebungen ausführlich mitgetheilt. -- Die bei¬
den interessanten Karten (der Nordpol und das europäische Nordmeer), auf denen
die von den wichtigeren Expeditionen genommenen Course verzeichnet sind, rühren
beide von Petermanns Meisterhand her.

Wir glauben unsern Bericht über das Lindemannsche Werk nicht angemessener
schließen zu können, als mit den Worten der Petcrmannschen Einleitung zu demselben,
die außerdem wegen ihrer conkreten Beziehung auf die zweite deutsche Nordpol¬
expedition von Bedeutung sind. "Wir brauchen vor Allem richtig geschulte, kühne,
durchwetterte Seeleute, wie sie die Engländer, Nordamerikaner, Holländer u. A.
namentlich aus ihren Großsischereien und Forschungs-Expeditionen im Eise gewonnen
haben. Panzerschiffe und Kanonen allein thun es nicht, und Eisenherzen hinter
hölzernen Wällen sind^n^l)t mehr werth, als Hasenherzen hinter eisernen Wällen."


Mit Ztr. hat diese Zeitschrift ein neues Quartal be¬
gonnen, welches durch alle Buchhandlungen und Postämter
zu beziehen ist.
Leipzig, im Juni 1869.Die Verlagshandlung.




Verantwortliche Redacteure: Gustav Freytag u. Julius Eckardt.
Verlag von F. L. Herbig. -- Druck von Hüthel L- Segler in Leipzig.

der Ueberwinterung von acht englischen Matrosen auf Spitzbergen, die hier im
Herbst 1630 durch ein Versehen zurückgelassen worden waren und zum höchsten Er»
staunen ihrer Kameraden im Frühling des nächsten Jahres wiedergefunden wurden,
allerdings nachdem sie kaum glaubliche Gefahren und Strapatzen überstanden, drei
und einen halben Monat lang die Sonne nicht gesehen, drei Wochen lang selbst jeden
Dämmerscheins beraubt gewesen. — Der Versuch, die Wintermonate auf dem Eise
dieser unwirthbaren Insel zu verbringen, ist während des 17ten Jahrhunderts wie¬
derholt, aber nur zwei Mal mit Erfolg gemacht worden: 1631 von den erwähnten
acht Engländern, drei Jahre später von sieben holländischen Freiwilligen, welche zu
diesem Zweck besonders verproviantirt und ausgerüstet worden waren und das Wag-
niß glücklich überstanden; das Schiff, welches sie in diese nordische Region gebracht,
hatte Spitzbergen schon Ende August verlassen müssen, und kehrte erst im Juni
wieder zurück. Im nächsten Jahre (1634) wurde dasselbe Experiment, abermals
von sieben Holländern unternommen. Da man im folgenden Frühjahr aber keinen
derselben lebend wiederfand, wurden weitere Ueberwinterungsversuche von der hollän¬
dischen Compagnie aufgegeben. Sie sind auch von anderer Seite nicht mehr auf¬
genommen worden, zumal Spitzbergens Bedeutung für die nordische Fischerei in spä¬
terer Zeit beträchtlich abgenommen hat. — Sowohl die Zahl der in die einzelnen
Gegenden unternommenen Expeditionen, als die Angaben über die Ausbeute derselben
sind aus Grund genauer statistischer Erhebungen ausführlich mitgetheilt. — Die bei¬
den interessanten Karten (der Nordpol und das europäische Nordmeer), auf denen
die von den wichtigeren Expeditionen genommenen Course verzeichnet sind, rühren
beide von Petermanns Meisterhand her.

Wir glauben unsern Bericht über das Lindemannsche Werk nicht angemessener
schließen zu können, als mit den Worten der Petcrmannschen Einleitung zu demselben,
die außerdem wegen ihrer conkreten Beziehung auf die zweite deutsche Nordpol¬
expedition von Bedeutung sind. „Wir brauchen vor Allem richtig geschulte, kühne,
durchwetterte Seeleute, wie sie die Engländer, Nordamerikaner, Holländer u. A.
namentlich aus ihren Großsischereien und Forschungs-Expeditionen im Eise gewonnen
haben. Panzerschiffe und Kanonen allein thun es nicht, und Eisenherzen hinter
hölzernen Wällen sind^n^l)t mehr werth, als Hasenherzen hinter eisernen Wällen."


Mit Ztr. hat diese Zeitschrift ein neues Quartal be¬
gonnen, welches durch alle Buchhandlungen und Postämter
zu beziehen ist.
Leipzig, im Juni 1869.Die Verlagshandlung.




Verantwortliche Redacteure: Gustav Freytag u. Julius Eckardt.
Verlag von F. L. Herbig. — Druck von Hüthel L- Segler in Leipzig.
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[0088] der Ueberwinterung von acht englischen Matrosen auf Spitzbergen, die hier im Herbst 1630 durch ein Versehen zurückgelassen worden waren und zum höchsten Er» staunen ihrer Kameraden im Frühling des nächsten Jahres wiedergefunden wurden, allerdings nachdem sie kaum glaubliche Gefahren und Strapatzen überstanden, drei und einen halben Monat lang die Sonne nicht gesehen, drei Wochen lang selbst jeden Dämmerscheins beraubt gewesen. — Der Versuch, die Wintermonate auf dem Eise dieser unwirthbaren Insel zu verbringen, ist während des 17ten Jahrhunderts wie¬ derholt, aber nur zwei Mal mit Erfolg gemacht worden: 1631 von den erwähnten acht Engländern, drei Jahre später von sieben holländischen Freiwilligen, welche zu diesem Zweck besonders verproviantirt und ausgerüstet worden waren und das Wag- niß glücklich überstanden; das Schiff, welches sie in diese nordische Region gebracht, hatte Spitzbergen schon Ende August verlassen müssen, und kehrte erst im Juni wieder zurück. Im nächsten Jahre (1634) wurde dasselbe Experiment, abermals von sieben Holländern unternommen. Da man im folgenden Frühjahr aber keinen derselben lebend wiederfand, wurden weitere Ueberwinterungsversuche von der hollän¬ dischen Compagnie aufgegeben. Sie sind auch von anderer Seite nicht mehr auf¬ genommen worden, zumal Spitzbergens Bedeutung für die nordische Fischerei in spä¬ terer Zeit beträchtlich abgenommen hat. — Sowohl die Zahl der in die einzelnen Gegenden unternommenen Expeditionen, als die Angaben über die Ausbeute derselben sind aus Grund genauer statistischer Erhebungen ausführlich mitgetheilt. — Die bei¬ den interessanten Karten (der Nordpol und das europäische Nordmeer), auf denen die von den wichtigeren Expeditionen genommenen Course verzeichnet sind, rühren beide von Petermanns Meisterhand her. Wir glauben unsern Bericht über das Lindemannsche Werk nicht angemessener schließen zu können, als mit den Worten der Petcrmannschen Einleitung zu demselben, die außerdem wegen ihrer conkreten Beziehung auf die zweite deutsche Nordpol¬ expedition von Bedeutung sind. „Wir brauchen vor Allem richtig geschulte, kühne, durchwetterte Seeleute, wie sie die Engländer, Nordamerikaner, Holländer u. A. namentlich aus ihren Großsischereien und Forschungs-Expeditionen im Eise gewonnen haben. Panzerschiffe und Kanonen allein thun es nicht, und Eisenherzen hinter hölzernen Wällen sind^n^l)t mehr werth, als Hasenherzen hinter eisernen Wällen." Mit Ztr. hat diese Zeitschrift ein neues Quartal be¬ gonnen, welches durch alle Buchhandlungen und Postämter zu beziehen ist. Leipzig, im Juni 1869.Die Verlagshandlung. Verantwortliche Redacteure: Gustav Freytag u. Julius Eckardt. Verlag von F. L. Herbig. — Druck von Hüthel L- Segler in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_121220/88>, abgerufen am 05.05.2024.