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Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. I. Band.

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ders nur die Erhöhung der niedersten Dienstbezüge (etwa bis 2000 si,) be¬
fürworten; sie wird zugleich eine durchgreifende Vereinfachung des Behörden-
vrganismus beantragen. In letzterer Hinsicht ist ihr übrigens die Regierung
bereits entgegengekommen, indem sie zwei Ministerien (des Kriegs und des
Auswärtigen), einige Mittelstellen, 4 Kreisgerichte, 13 Amtsgerichte aufge¬
^ hoben hat.




Dom preußischen Landtag.

Diese Woche hat nur das Abgeordnetenhaus Sitzungen gehalten, deren
alleiniger Gegenstand weitere Berathungen des Staatshaushaltes waren. Es
liegt in der Natur der Sache, daß bei solchen Berathungen die wichtigsten
Fragen aller Art ebenso oft gestreift werden, als selten ist, daß eine solche
Frage eingehend, geschweige denn erschöpfend, bei dieser Gelegenheit erörtert
wird.

Bei der Berathung der Ausgaben für das Auswärtige Amt des preu¬
ßischen Staates, welches wohl zu unterscheiden ist von dem Auswärtigen
Amt des deutschen Reiches, wiederholte der Abgeordnete Löwe seine schon
mehrfach vorgebrachten Bemerkungen gegen den Fortbestand eines solchen
Amtes überhaupt. Die Geschäfte des preußischen Auswärtigen Amtes bestehen
lediglich noch in der Herstellung des Einverständnisses für die Reichsregierungs¬
geschäfte zwischen Preußen und den andern, die Reichsregierung bildenden
Höfen und Senaten. Vielleicht, daß auch noch Verständigungen administra¬
tiver Natur zwischen Preußen und einem oder dem andern Bundesstaat hin
und wieder vorkommen, namentlich mit den unmittelbaren Nachbarstaaten.
Der Abgeordnete Löwe wollte nicht den Wegfall dieser Geschäfte. Er ging auch
nicht so weit, zu verlangen, daß Preußen nur durch das Medium des Bundes¬
rathes und der ihn bildenden Bevollmächtigten sich mit den andern Gliedern
der Reichsregierung verständige. Aber er wollte, daß der Name preußischer
Gesandten und preußischer auswärtiger Ministerialbeamten, sowie die Auf¬
bringung der erwachsenden Kosten mittelst des preußischen Budgets verschwinde.
Er wollte, daß kaiserliche Commissarien, deren Unterhalt Sache des Reichs¬
budgets ist, und die als Beauftragte des Reiches mit dessen Auswärtigen
Amt correspondiren, für das EinVerständniß der leitenden Bundesregierung
mit deren College" an den verschiedenen Regierungssitzen sorgen. Fürst Bis-
marck entgegnete, daß dann auch die Gesandten der andern Bundesregierungen


Grenzboten l. 1872. 25

ders nur die Erhöhung der niedersten Dienstbezüge (etwa bis 2000 si,) be¬
fürworten; sie wird zugleich eine durchgreifende Vereinfachung des Behörden-
vrganismus beantragen. In letzterer Hinsicht ist ihr übrigens die Regierung
bereits entgegengekommen, indem sie zwei Ministerien (des Kriegs und des
Auswärtigen), einige Mittelstellen, 4 Kreisgerichte, 13 Amtsgerichte aufge¬
^ hoben hat.




Dom preußischen Landtag.

Diese Woche hat nur das Abgeordnetenhaus Sitzungen gehalten, deren
alleiniger Gegenstand weitere Berathungen des Staatshaushaltes waren. Es
liegt in der Natur der Sache, daß bei solchen Berathungen die wichtigsten
Fragen aller Art ebenso oft gestreift werden, als selten ist, daß eine solche
Frage eingehend, geschweige denn erschöpfend, bei dieser Gelegenheit erörtert
wird.

Bei der Berathung der Ausgaben für das Auswärtige Amt des preu¬
ßischen Staates, welches wohl zu unterscheiden ist von dem Auswärtigen
Amt des deutschen Reiches, wiederholte der Abgeordnete Löwe seine schon
mehrfach vorgebrachten Bemerkungen gegen den Fortbestand eines solchen
Amtes überhaupt. Die Geschäfte des preußischen Auswärtigen Amtes bestehen
lediglich noch in der Herstellung des Einverständnisses für die Reichsregierungs¬
geschäfte zwischen Preußen und den andern, die Reichsregierung bildenden
Höfen und Senaten. Vielleicht, daß auch noch Verständigungen administra¬
tiver Natur zwischen Preußen und einem oder dem andern Bundesstaat hin
und wieder vorkommen, namentlich mit den unmittelbaren Nachbarstaaten.
Der Abgeordnete Löwe wollte nicht den Wegfall dieser Geschäfte. Er ging auch
nicht so weit, zu verlangen, daß Preußen nur durch das Medium des Bundes¬
rathes und der ihn bildenden Bevollmächtigten sich mit den andern Gliedern
der Reichsregierung verständige. Aber er wollte, daß der Name preußischer
Gesandten und preußischer auswärtiger Ministerialbeamten, sowie die Auf¬
bringung der erwachsenden Kosten mittelst des preußischen Budgets verschwinde.
Er wollte, daß kaiserliche Commissarien, deren Unterhalt Sache des Reichs¬
budgets ist, und die als Beauftragte des Reiches mit dessen Auswärtigen
Amt correspondiren, für das EinVerständniß der leitenden Bundesregierung
mit deren College» an den verschiedenen Regierungssitzen sorgen. Fürst Bis-
marck entgegnete, daß dann auch die Gesandten der andern Bundesregierungen


Grenzboten l. 1872. 25
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_126853/201>, abgerufen am 07.05.2024.