Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

rufe ich Ihnen entgegen, sie wagen gar nicht einmal es zu bekennen, weil sie
sonst verloren sind. Wohl wird das vorliegende Gesetz allerdings nicht ein
durchgreifendes liemeäwm sein, aber es wird ein Anfang sein, denn allerdings
bin auch ich der Ansicht, es liege darin ein Anfang von jenen Maßregeln,
welche dem Staate Schutz gegen die hereinbrechende Macht des Welschthums,
des Romanenthums in der Kirche geben müssen. Wir, meine Herren, haben
den Kampf nicht hervorgerufen, (Zustimmung rechts und links) wir nehmen
ihn aber auf und der germanische Geist -- ich wiederhole ein Wort,
was ich früher einmal von dieser Stätte aus gesagt habe-- der germani¬
sche Geist, welcher uns durch die Jahrhunderte hindurch geführt
hat, welcher Deutschland groß gemacht und uns hier in diesem
Hause vereinigt hat, dieser germanische Geist wird auch den
Kampf gegen das Welschthum, und gegen das Romanenthum,
welches jetzt so heftig gegen uns auftritt, siegreich bestehen.
Wir aber wollen in diesem Kampfe ausharren unverändert
und unveränderlich, und der germanische Geist, wird den Sieg
über das Welschthum erringen."

Mit diesem guten Worte schließen wir das kurze Lebensbild dieses guten
Mannes. Sie geht täglich mehr in Erfüllung diese letzte Weissagung Volk's.
Bis in die entlegensten Hütten der bayrische Hochalpen ist eine tiefe Wandlung
der Gesinnung gedrungen. Wo früher das absolute Machtwort des Priesters,
sklavischer Köhlerglaube und krasser Aberglaube wucherte, da regt sich jetzt,
vornehmlich seit dem Kriege, der lang vergessene Stolz deutscher Volkseinheit,
deutscher Gewissensfreiheit. Wo früher an der Wand fabelhafte Heilige hingen
und hochselige Bischöfe, prangen jetzt die Bilder des deutschen Kaisers, des
Kronprinzen, der die Bayern bei Weißenburg und Wörth führte, und neben
ihm zur Linken und Rechten Bismarck und Moltke. Und wenn man den
Senner fragt, wer der Mann im bürgerlichen Rock sei, mit dem großen
Bart und durchdringenden Blick, dessen Bild unter den erlauchten Helden die
Wand ziert, dann sagt er: "der ist so ein armer Bub gewesen wie wir arm
sind. Aber er ist unser bester Redner und bester Freund geworden im Bayer¬
land. Das ist der Joseph Volk!"




Jerttner Iriefe.

Das Abgeordnetenhaus hat bis jetzt nicht erreichen können, in das pro¬
visorische Reichstagsgebäude übersiedeln zu dürfen. Als nach dem Schlüsse
des Reichstages bei solchen Mitgliedern, die zugleich dem Reichstage und dem


rufe ich Ihnen entgegen, sie wagen gar nicht einmal es zu bekennen, weil sie
sonst verloren sind. Wohl wird das vorliegende Gesetz allerdings nicht ein
durchgreifendes liemeäwm sein, aber es wird ein Anfang sein, denn allerdings
bin auch ich der Ansicht, es liege darin ein Anfang von jenen Maßregeln,
welche dem Staate Schutz gegen die hereinbrechende Macht des Welschthums,
des Romanenthums in der Kirche geben müssen. Wir, meine Herren, haben
den Kampf nicht hervorgerufen, (Zustimmung rechts und links) wir nehmen
ihn aber auf und der germanische Geist — ich wiederhole ein Wort,
was ich früher einmal von dieser Stätte aus gesagt habe— der germani¬
sche Geist, welcher uns durch die Jahrhunderte hindurch geführt
hat, welcher Deutschland groß gemacht und uns hier in diesem
Hause vereinigt hat, dieser germanische Geist wird auch den
Kampf gegen das Welschthum, und gegen das Romanenthum,
welches jetzt so heftig gegen uns auftritt, siegreich bestehen.
Wir aber wollen in diesem Kampfe ausharren unverändert
und unveränderlich, und der germanische Geist, wird den Sieg
über das Welschthum erringen."

Mit diesem guten Worte schließen wir das kurze Lebensbild dieses guten
Mannes. Sie geht täglich mehr in Erfüllung diese letzte Weissagung Volk's.
Bis in die entlegensten Hütten der bayrische Hochalpen ist eine tiefe Wandlung
der Gesinnung gedrungen. Wo früher das absolute Machtwort des Priesters,
sklavischer Köhlerglaube und krasser Aberglaube wucherte, da regt sich jetzt,
vornehmlich seit dem Kriege, der lang vergessene Stolz deutscher Volkseinheit,
deutscher Gewissensfreiheit. Wo früher an der Wand fabelhafte Heilige hingen
und hochselige Bischöfe, prangen jetzt die Bilder des deutschen Kaisers, des
Kronprinzen, der die Bayern bei Weißenburg und Wörth führte, und neben
ihm zur Linken und Rechten Bismarck und Moltke. Und wenn man den
Senner fragt, wer der Mann im bürgerlichen Rock sei, mit dem großen
Bart und durchdringenden Blick, dessen Bild unter den erlauchten Helden die
Wand ziert, dann sagt er: „der ist so ein armer Bub gewesen wie wir arm
sind. Aber er ist unser bester Redner und bester Freund geworden im Bayer¬
land. Das ist der Joseph Volk!"




Jerttner Iriefe.

Das Abgeordnetenhaus hat bis jetzt nicht erreichen können, in das pro¬
visorische Reichstagsgebäude übersiedeln zu dürfen. Als nach dem Schlüsse
des Reichstages bei solchen Mitgliedern, die zugleich dem Reichstage und dem


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0036" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/126890"/>
          <p xml:id="ID_67" prev="#ID_66"> rufe ich Ihnen entgegen, sie wagen gar nicht einmal es zu bekennen, weil sie<lb/>
sonst verloren sind. Wohl wird das vorliegende Gesetz allerdings nicht ein<lb/>
durchgreifendes liemeäwm sein, aber es wird ein Anfang sein, denn allerdings<lb/>
bin auch ich der Ansicht, es liege darin ein Anfang von jenen Maßregeln,<lb/>
welche dem Staate Schutz gegen die hereinbrechende Macht des Welschthums,<lb/>
des Romanenthums in der Kirche geben müssen. Wir, meine Herren, haben<lb/>
den Kampf nicht hervorgerufen, (Zustimmung rechts und links) wir nehmen<lb/>
ihn aber auf und der germanische Geist &#x2014; ich wiederhole ein Wort,<lb/>
was ich früher einmal von dieser Stätte aus gesagt habe&#x2014; der germani¬<lb/>
sche Geist, welcher uns durch die Jahrhunderte hindurch geführt<lb/>
hat, welcher Deutschland groß gemacht und uns hier in diesem<lb/>
Hause vereinigt hat, dieser germanische Geist wird auch den<lb/>
Kampf gegen das Welschthum, und gegen das Romanenthum,<lb/>
welches jetzt so heftig gegen uns auftritt, siegreich bestehen.<lb/>
Wir aber wollen in diesem Kampfe ausharren unverändert<lb/>
und unveränderlich, und der germanische Geist, wird den Sieg<lb/>
über das Welschthum erringen."</p><lb/>
          <p xml:id="ID_68"> Mit diesem guten Worte schließen wir das kurze Lebensbild dieses guten<lb/>
Mannes. Sie geht täglich mehr in Erfüllung diese letzte Weissagung Volk's.<lb/>
Bis in die entlegensten Hütten der bayrische Hochalpen ist eine tiefe Wandlung<lb/>
der Gesinnung gedrungen. Wo früher das absolute Machtwort des Priesters,<lb/>
sklavischer Köhlerglaube und krasser Aberglaube wucherte, da regt sich jetzt,<lb/>
vornehmlich seit dem Kriege, der lang vergessene Stolz deutscher Volkseinheit,<lb/>
deutscher Gewissensfreiheit. Wo früher an der Wand fabelhafte Heilige hingen<lb/>
und hochselige Bischöfe, prangen jetzt die Bilder des deutschen Kaisers, des<lb/>
Kronprinzen, der die Bayern bei Weißenburg und Wörth führte, und neben<lb/>
ihm zur Linken und Rechten Bismarck und Moltke. Und wenn man den<lb/>
Senner fragt, wer der Mann im bürgerlichen Rock sei, mit dem großen<lb/>
Bart und durchdringenden Blick, dessen Bild unter den erlauchten Helden die<lb/>
Wand ziert, dann sagt er: &#x201E;der ist so ein armer Bub gewesen wie wir arm<lb/>
sind. Aber er ist unser bester Redner und bester Freund geworden im Bayer¬<lb/>
land. Das ist der Joseph Volk!"</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Jerttner Iriefe.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_69" next="#ID_70"> Das Abgeordnetenhaus hat bis jetzt nicht erreichen können, in das pro¬<lb/>
visorische Reichstagsgebäude übersiedeln zu dürfen. Als nach dem Schlüsse<lb/>
des Reichstages bei solchen Mitgliedern, die zugleich dem Reichstage und dem</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0036] rufe ich Ihnen entgegen, sie wagen gar nicht einmal es zu bekennen, weil sie sonst verloren sind. Wohl wird das vorliegende Gesetz allerdings nicht ein durchgreifendes liemeäwm sein, aber es wird ein Anfang sein, denn allerdings bin auch ich der Ansicht, es liege darin ein Anfang von jenen Maßregeln, welche dem Staate Schutz gegen die hereinbrechende Macht des Welschthums, des Romanenthums in der Kirche geben müssen. Wir, meine Herren, haben den Kampf nicht hervorgerufen, (Zustimmung rechts und links) wir nehmen ihn aber auf und der germanische Geist — ich wiederhole ein Wort, was ich früher einmal von dieser Stätte aus gesagt habe— der germani¬ sche Geist, welcher uns durch die Jahrhunderte hindurch geführt hat, welcher Deutschland groß gemacht und uns hier in diesem Hause vereinigt hat, dieser germanische Geist wird auch den Kampf gegen das Welschthum, und gegen das Romanenthum, welches jetzt so heftig gegen uns auftritt, siegreich bestehen. Wir aber wollen in diesem Kampfe ausharren unverändert und unveränderlich, und der germanische Geist, wird den Sieg über das Welschthum erringen." Mit diesem guten Worte schließen wir das kurze Lebensbild dieses guten Mannes. Sie geht täglich mehr in Erfüllung diese letzte Weissagung Volk's. Bis in die entlegensten Hütten der bayrische Hochalpen ist eine tiefe Wandlung der Gesinnung gedrungen. Wo früher das absolute Machtwort des Priesters, sklavischer Köhlerglaube und krasser Aberglaube wucherte, da regt sich jetzt, vornehmlich seit dem Kriege, der lang vergessene Stolz deutscher Volkseinheit, deutscher Gewissensfreiheit. Wo früher an der Wand fabelhafte Heilige hingen und hochselige Bischöfe, prangen jetzt die Bilder des deutschen Kaisers, des Kronprinzen, der die Bayern bei Weißenburg und Wörth führte, und neben ihm zur Linken und Rechten Bismarck und Moltke. Und wenn man den Senner fragt, wer der Mann im bürgerlichen Rock sei, mit dem großen Bart und durchdringenden Blick, dessen Bild unter den erlauchten Helden die Wand ziert, dann sagt er: „der ist so ein armer Bub gewesen wie wir arm sind. Aber er ist unser bester Redner und bester Freund geworden im Bayer¬ land. Das ist der Joseph Volk!" Jerttner Iriefe. Das Abgeordnetenhaus hat bis jetzt nicht erreichen können, in das pro¬ visorische Reichstagsgebäude übersiedeln zu dürfen. Als nach dem Schlüsse des Reichstages bei solchen Mitgliedern, die zugleich dem Reichstage und dem

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_126853
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_126853/36
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_126853/36>, abgerufen am 07.05.2024.