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Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. I. Band.

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Albanesen und ein Bataillon griechischer Fußjäger errichtet, ganz zu geschweigen
der für die ionischen Inseln aufgestellten Localtruppen. Das Völkergemisch
in der Armee des Kaiserreichs wurde bunter von Jahr zu Jahr. -- Am 10.
December 1810 wurden endlich auch die Mündungen der Ems, Weser und
Elbe nebst den Hansestädten Frankreich einverleibt, wieder eine Million Deut¬
sche, welche sogleich als 32. Militär-Division der französischen Conscription
unterzogen ward. Er wurden formirt drei Regimenter Infanterie: Ur. 127
(Hamburg und Lübeck) Ur. 128 (Bremen) Ur. 129 (Osnabrück und Olden¬
burg), ferner drei Compagnien Küstenwächter und ebensoviel Veteranencom¬
pagnien. Das hamburgische Dragonerregiment formirte das 30. Regiment
Chasseurs (später 9. Chevaule'gers.) Zu Gunsten dieser Neubildungen wurde
die sogenannte Hannöversche Legion aufgelöst.*)

Der Guerilla-Krieg in Spanien währte indessen ununterbrochen fort.
Massen", Soult, Marmont kamen nicht von der Stelle. Suchet war der
einzige, welcher Erfolge errang. Er wurde zum Dank dafür Herzog von
Albufera und mit dem Besitz der gleichnamigen fürstlichen Besitzung ausge¬
stattet, obgleich dieselbe dem Friedensfürsten urkundlich zugesichert worden
war. Zur Dotation von Suchets Armee aber wies Napoleon Domänen von
200 Millionen Franken jährlichen Ertrages an.**) Die Aussaugung der
Länder zu Gunsten der Armee des Kaiserreichs trat immer bedrohlicher und
immer unverhüllter auf. -- Das von Suchet unterworfene Katalonien wurde
in 4 Departements getheilt und sofort ein röZimtZut cis Latulogus und ein
Bataillon et" sapeurs LLMgnoIs errichtet.

Langsam aber unentrinnbar näherte sich inzwischen das Verhängniß: der
Krieg mit Nußland.




Stockholmer JelleWen.

Das deutsche Reich ist fertig geworden, und die anderen großen Mächte
haben sich in diese wesentliche Veränderung der Verhältnisse Europas gefügt.
Die derselben feindlichste, Frankreich, wird die staatliche Zusammenfassung der
Kräfte Deutschlands für die nächste Zeit dulden müssen, und man darf die
Hoffnung nicht aufgeben, es werde sie nach einigen Jahren der Ernüchterung,
Läuterung und Ueberlegung auch dulden wollen. In Rußland blickt man
an maßgebender Stelle mit Wohlwollen auf die neue Schöpfung als eine




") Fieffi a. a. O.
") Schlosser a. a. O.

Albanesen und ein Bataillon griechischer Fußjäger errichtet, ganz zu geschweigen
der für die ionischen Inseln aufgestellten Localtruppen. Das Völkergemisch
in der Armee des Kaiserreichs wurde bunter von Jahr zu Jahr. — Am 10.
December 1810 wurden endlich auch die Mündungen der Ems, Weser und
Elbe nebst den Hansestädten Frankreich einverleibt, wieder eine Million Deut¬
sche, welche sogleich als 32. Militär-Division der französischen Conscription
unterzogen ward. Er wurden formirt drei Regimenter Infanterie: Ur. 127
(Hamburg und Lübeck) Ur. 128 (Bremen) Ur. 129 (Osnabrück und Olden¬
burg), ferner drei Compagnien Küstenwächter und ebensoviel Veteranencom¬
pagnien. Das hamburgische Dragonerregiment formirte das 30. Regiment
Chasseurs (später 9. Chevaule'gers.) Zu Gunsten dieser Neubildungen wurde
die sogenannte Hannöversche Legion aufgelöst.*)

Der Guerilla-Krieg in Spanien währte indessen ununterbrochen fort.
Massen«, Soult, Marmont kamen nicht von der Stelle. Suchet war der
einzige, welcher Erfolge errang. Er wurde zum Dank dafür Herzog von
Albufera und mit dem Besitz der gleichnamigen fürstlichen Besitzung ausge¬
stattet, obgleich dieselbe dem Friedensfürsten urkundlich zugesichert worden
war. Zur Dotation von Suchets Armee aber wies Napoleon Domänen von
200 Millionen Franken jährlichen Ertrages an.**) Die Aussaugung der
Länder zu Gunsten der Armee des Kaiserreichs trat immer bedrohlicher und
immer unverhüllter auf. — Das von Suchet unterworfene Katalonien wurde
in 4 Departements getheilt und sofort ein röZimtZut cis Latulogus und ein
Bataillon et« sapeurs LLMgnoIs errichtet.

Langsam aber unentrinnbar näherte sich inzwischen das Verhängniß: der
Krieg mit Nußland.




Stockholmer JelleWen.

Das deutsche Reich ist fertig geworden, und die anderen großen Mächte
haben sich in diese wesentliche Veränderung der Verhältnisse Europas gefügt.
Die derselben feindlichste, Frankreich, wird die staatliche Zusammenfassung der
Kräfte Deutschlands für die nächste Zeit dulden müssen, und man darf die
Hoffnung nicht aufgeben, es werde sie nach einigen Jahren der Ernüchterung,
Läuterung und Ueberlegung auch dulden wollen. In Rußland blickt man
an maßgebender Stelle mit Wohlwollen auf die neue Schöpfung als eine




") Fieffi a. a. O.
") Schlosser a. a. O.
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[0392] Albanesen und ein Bataillon griechischer Fußjäger errichtet, ganz zu geschweigen der für die ionischen Inseln aufgestellten Localtruppen. Das Völkergemisch in der Armee des Kaiserreichs wurde bunter von Jahr zu Jahr. — Am 10. December 1810 wurden endlich auch die Mündungen der Ems, Weser und Elbe nebst den Hansestädten Frankreich einverleibt, wieder eine Million Deut¬ sche, welche sogleich als 32. Militär-Division der französischen Conscription unterzogen ward. Er wurden formirt drei Regimenter Infanterie: Ur. 127 (Hamburg und Lübeck) Ur. 128 (Bremen) Ur. 129 (Osnabrück und Olden¬ burg), ferner drei Compagnien Küstenwächter und ebensoviel Veteranencom¬ pagnien. Das hamburgische Dragonerregiment formirte das 30. Regiment Chasseurs (später 9. Chevaule'gers.) Zu Gunsten dieser Neubildungen wurde die sogenannte Hannöversche Legion aufgelöst.*) Der Guerilla-Krieg in Spanien währte indessen ununterbrochen fort. Massen«, Soult, Marmont kamen nicht von der Stelle. Suchet war der einzige, welcher Erfolge errang. Er wurde zum Dank dafür Herzog von Albufera und mit dem Besitz der gleichnamigen fürstlichen Besitzung ausge¬ stattet, obgleich dieselbe dem Friedensfürsten urkundlich zugesichert worden war. Zur Dotation von Suchets Armee aber wies Napoleon Domänen von 200 Millionen Franken jährlichen Ertrages an.**) Die Aussaugung der Länder zu Gunsten der Armee des Kaiserreichs trat immer bedrohlicher und immer unverhüllter auf. — Das von Suchet unterworfene Katalonien wurde in 4 Departements getheilt und sofort ein röZimtZut cis Latulogus und ein Bataillon et« sapeurs LLMgnoIs errichtet. Langsam aber unentrinnbar näherte sich inzwischen das Verhängniß: der Krieg mit Nußland. Stockholmer JelleWen. Das deutsche Reich ist fertig geworden, und die anderen großen Mächte haben sich in diese wesentliche Veränderung der Verhältnisse Europas gefügt. Die derselben feindlichste, Frankreich, wird die staatliche Zusammenfassung der Kräfte Deutschlands für die nächste Zeit dulden müssen, und man darf die Hoffnung nicht aufgeben, es werde sie nach einigen Jahren der Ernüchterung, Läuterung und Ueberlegung auch dulden wollen. In Rußland blickt man an maßgebender Stelle mit Wohlwollen auf die neue Schöpfung als eine ") Fieffi a. a. O. ") Schlosser a. a. O.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_126853/392>, abgerufen am 07.05.2024.